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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ein, und die Scheibenwischer putzten alle zehn Sekunden die Windschutzscheibe. Es war fast Mitternacht. Weihnachten.
    Der Fahrer trommelte nervös aufs Lenkrad. Er ließ sich noch tiefer in seinen Sitz sinken, dann suchte er einen anderen Sender. »Wie lange wollen wir hier noch herumsitzen?«
    »Nicht lange.«
    »Mann, das ist irre.«
    »Sie werden dafür bezahlt.«
    »Mann, Geld ist nicht alles. Es ist Weihnachten. Ich habe Kinder zuhause, Verwandte zu Besuch, Truthahn und Wein warten auf mich, und hier sitze ich neben der Waffle Hut, nur damit sie irgendeine alte Frau beobachten können.«
    »Sie ist meine Mutter.«
    »Ihre was?«
    »Sie haben es doch gehört.«
    »Mann, oh Mann, Typen gibt's.«
    »Halten Sie endlich den Mund, okay?«
    »Okay. Wollen Sie nicht mit ihr reden? Schließlich ist Weihnachten, und sie haben Ihre Mutter gefunden. Wollen Sie nicht mit ihr reden?«
    »Nein. Nicht jetzt.«
    Mitch lehnte sich in seinem Sitz zurück und schaute auf den dunklen Strand jenseits des Highway. »Fahren wir.«
    Bei Tagesanbruch zog er Jeans und ein Sweatshirt an, aber keine Socken und Schuhe, und nahm Hearsay auf einen Strandspaziergang mit. Sie gingen nach Osten, dem ersten Schimmer von Orange am Horizont entgegen. Rund dreißig Meter entfernt brachen sanft die Wellen und rollten gemächlich auf den Strand. Der Sand war kühl und feucht. Der Himmel war klar und voll von Möwen, die unaufhörlich Selbstgespräche führten. Hearsay rannte kühn ins Wasser und wich dann verzagt zurück, als die nächste Welle mit weißem Schaum herankam. Da er ein Haushund war, mußte der endlose Streifen aus Sand und Wasser unbedingt erkundet werden. Er rannte hundert Meter voraus.
    Nach drei Kilometern kamen sie an eine Pier, ein großes Betongebilde, das sich vom Strand aus sechzig Meter weit ins Meer erstreckte. Hearsay, jetzt nicht mehr ängstlich, rannte auf einen Eimer mit Ködern neben zwei Männern zu, die reglos dastanden und aufs Wasser hinabstarrten. Mitch ging hinter ihnen vorbei bis zum Ende der Pier, wo ein Dutzend Angler gelegentlich ein paar Worte wechselten und darauf warteten, daß ihre Leinen zuckten. Der Hund rieb sich an Mitchs Bein und beruhigte sich. Die Sonne stieg leuchtend aus dem Meer auf, und meilenweit funkelte das Wasser und wechselte die Farbe von Schwarz zu Grün.
    Mitch lehnte sich auf das Geländer und zitterte in dem kalten Wind. Seine nackten Füße waren erstarrt und voller Sand. In beiden Richtungen des Strandes lagen die Hotels und Apartmenthäuser still da und warteten auf den Tag. Der Strand war menschenleer. Etliche Meilen entfernt ra g te eine weitere Pier ins Wasser.
    Die Angler sprachen mit den harten, präzisen Worten von Männern aus dem Norden. Mitch hörte lange genug zu, um zu erfahren, daß die Fische nicht anbissen. Er betrachtete die See.
    Während er nach Süden schaute, dachte er an die Caymans und an Abanks. Und einen Augenblick an das Mädchen, dann war es verschwunden. Er würde im März auf die Inseln zurückkehren und dort mit seiner Frau Urlaub machen. Der Teufel hole das Mädchen. Er würde es bestimmt nicht aufsuchen. Er würde mit Abanks tauchen und sich mit ihm anfreunden. Sie würden an seiner Bar Heineken und Red Stripe trinken und von Hodge und Kozinski reden. Er würde die verfolgen, die ihn verfolgten. Und jetzt, da Abby in alles eingeweiht war, würde sie ihm dabei helfen.
    Der Mann wartete im Dunkeln neben Eddie Lomax' Town Car. Er schaute nervös auf die Uhr und blickte auf den schwach beleuchteten Gehsteig vor der Fassade des Gebäudes. Im zweiten Stock ging das Licht aus. Eine Minute später verließ der Privatdetektiv das Haus und ging auf seinen Wagen zu. Der Mann näherte sich ihm.
    »Sind Sie Mr. Lomax?« fragte er.
    Lomax verlangsamte seinen Schritt, dann blieb er stehen. Sie standen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. »Ja. Und wer sind Sie?«
    Der Mann behielt die Hände in den Taschen. Es war naßkalt, und er zitterte. »Al Kilbury. Ich brauche Hilfe, Mr. Lomax. Und zwar dringend. Ich zahle bar auf die Hand, was immer Sie haben wollen. Nur helfen Sie mir.«
    »Es ist spät, Mann.«
    »Bitte. Ich habe das Geld. Nennen Sie Ihren Preis. Sie müssen mir helfen, Mr. Lomax.« Er zog einen Packen Geldscheine aus der linken Hosentasche und war bereit zum Abzählen.
    Lomax schaute auf das Geld, dann warf er einen Blick über die Schulter. »Wo liegt das Problem?«
    »Meine Frau. In ungefähr einer Stunde will sie sich mit einem Mann in einem Motel in

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