Die Firma
Stunde lang gegessen haben, gehen Roosevelt und Jessie Frances nach Hause, und Lambert verschließt die Tür. Dann sind die Partner unter sich. Und Lambert händigt ihnen die Ertragsaufstellung des Jahres aus.
Darin sind alle Partner aufgeführt, und hinter jedem Namen steht eine Zahl, aus der hervorgeht, wieviele Stunden jeder im voraufgegangenen Jahr in Rechnung gestellt hat. Auf dem nächsten Blatt steht, was nach Abzug der Unkosten übriggeblieben ist, der Nettogewinn. Und dann teilen sie der geleisteten Arbeit entsprechend den Kuchen unter sich auf.«
Mitch ließ sich kein Wort entgehen. »Und?«
»Im vorigen Jahr machte das durchschnittliche Stück des Kuchens dreihundertdreißigtausend Dollar aus. Und natürlich rechnet man damit, daß es diesmal noch größer sein wird. Es ist j e des Jahr größer als im voraufgegangenen.«
»Dreihundertdreißigtausend«, wiederholte Mitch langsam.
»Ja. Und das ist nur der Durchschnitt. Locke wird fast eine Million bekommen, und Victor Milligan nicht viel weniger.«
»Und was ist mit uns?«
»Wir bekommen auch ein Stück ab. Ein sehr kleines Stück.
Voriges Jahr waren es im Durchschnitt neuntausend. Hängt davon ab, wie lange man schon hier ist und was man geleistet hat.«
»Können wir hinaufgehen und zusehen?«
»Die würden nicht einmal dem Präsidenten eine Eintrittskarte verkaufen. Die Versammlung soll geheim sein, aber alle wissen davon. Einzelheiten werden sich am späten Nachmittag herumsprechen.«
»Wann stimmen sie darüber ab, wer der nächste Partner wird?«
»Normalerweise würde das heute geschehen. Aber Gerüchten zufolge wird es vermutlich in diesem Jahr keinen neuen Partner geben, wegen Marty und Joe. Ich glaube, Marty wäre als nächster an der Reihe gewesen, und dann Joe. Jetzt werden sie vermutlich ein oder zwei Jahre warten.«
»Und wer ist dann der nächste?«
Lamar richtete sich hoch auf und lächelte stolz. »Heute in einem Jahr werde ich Partner von Bendini, Lambert & Locke sein. Ich bin als nächster an der Reihe. Also kommen Sie mir in diesem Jahr nicht in die Quere.«
»Ich habe gehört, es wäre Massengill - ein Harvard-Mann, wie ich betonen möchte.«
»Massengill hat nicht die geringste Chance. Ich habe vor, in den nächsten zweiundfünfzig Wochen allwöchentlich hundertvierzig Stunden zu erbringen, und diese Vögel werden mich anflehen, Partner zu werden. Dann ziehe ich in den vierten Stock und Massengill zu den Anwaltsgehilfen im Keller.«
»Ich setze auf Massengill.«
»Massengill ist eine Flasche. Den überrenne ich einfach.
Lassen Sie uns einen Teller Chili zusammen essen, dann erkläre ich Ihnen meine Strategie.«
»Danke, aber ich muß unbedingt weiterarbeiten.«
Lamar hatte gerade das Büro verlassen, als Nina mit einem Stapel Papieren hereinkam. Sie legte sie auf eine Ecke des vollgepackten Schreibtisches. »Ich gehe zum Lunch. Soll ich Ihnen etwas mitbringen?«
»Nein, danke. Ja, eine Diät-Cola.«
Auf den Fluren wurde es still, als die Sekretärinnen das Gebäude verlassen hatten und einem Dutzend kleiner Cafés und Schnellimbissen in der Innenstadt zustrebten. Und da die Partner im fünften Stock mit Geldzählen beschäftigt waren, trat in dem leisen Tosen der Geschäftigkeit eine Pause ein.
Mitch fand auf Ninas Schreibtisch einen Apfel und rieb ihn ab.
Er schlug ein Handbuch über Steuergesetze auf, legte es auf den Kopierer hinter ihrem Schreibtisch und drückte auf den grünen PRINT-Knopf. Ein rotes Licht leuchtete auf, und auf der Konsole erschien die Anweisung: AKTENNUMMER
EINGEBEN. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete den Kopierer. Der Apparat war neu. Neben dem PRINT-Knopf befand sich ein zweiter, auf dem BYPASS stand. Er drückte darauf. Ein schrilles Sirenengeheul kam aus dem Gerät, und die gesamte Konsole färbte sich grellrot. Er schaute sich hilflos um, sah niemanden und griff verzweifelt nach dem Bedienungshandbuch.
»Was geht hier vor?« fragte jemand in das Schrillen des Kopierers hinein.
»Ich weiß es nicht«, brüllte Mitch und schwenkte das Handbuch.
Lela Pointer, eine Sekretärin, die zu alt war, um das Gebäude zum Lunch zu verlassen, griff hinter das Gerät und legte einen Schalter um. Die Sirene erstarb.
»Was zum Teufel war da los?« fragte Mitch keuchend.
»Man hat es Ihnen nicht gesagt?« wollte sie wissen, nahm ihm das Handbuch ab und legte es an seinen angestammten Platz. Mit ihren winzigen, wütenden Augen bohrte sie ein Loch in ihn hinein, als hätte sie ihn mit
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