Die Firma
jemand a n ders mir aushändigt. Ich habe keine eigenen Klienten. Ich tue, was mir gesagt wird. Weshalb machen sie sich nicht an einen der Partner heran?«
»Vielleicht wollen sie, daß du über die Klienten auspackst«
»Ausgeschlossen. Ich bin Anwalt und verpflichtet, die Angelegenheiten der Klienten geheimzuhalten. Alles, was ich über einen Klienten weiß, ist streng vertraulich. Die Leute vom FBI wissen das. Niemand erwartet von einem Anwalt, daß er über seine Klienten redet.« »Sind dir irgendwelche illegalen Geschäfte aufgefallen?« Er ließ seine Knöchel knacken und schaute sich im Lokal um. Er lächelte sie an. Der Wein hatte sich gesetzt und tat seine Wirkung. »Diese Frage dürfte ich eigentlich nicht beantworten, nicht einmal dir, Abby. Aber die Antwort lautet nein. Ich habe an zwanzig Akten von Averys Klienten gearbeitet und hier und da noch an ein paar anderen, und mir ist nichts Verdächtiges aufgefallen. Vielleicht ein paar riskante Steueroasen, aber nichts Illegales. Ich habe ein paar Fragen, was die Kontoauszüge angeht, die ich auf den Caymans gesehen habe, aber keine schwerwiegenden.« Die Caymans!
Sein Magen verkrampfte sich, als er an das Mädchen am Strand dachte. Ihm war übel.
Der Kellner wartete in der Nähe mit der Speisekarte. »Mehr Wein«, sagte Mitch und deutete auf die Gläser.
Abby beugte sich bis in die Nähe der Kerzen vor und sah ihn verunsichert an. »Okay, und wer hat unser Telefon angezapft?«
»Sofern es tatsächlich angezapft ist. Ich habe keine Ahnung.
Bei unserer Begegnung im August deutete Tarrance an, daß es jemand von der Firma getan hat. So habe ich ihn jedenfalls verstanden. Er sagte, ich sollte niemandem in der Firma trauen, und daß alles, was ich sage, abgehört und aufgezeichnet wird.
Ich ging davon aus, daß er meinte, die Firma täte das.«
»Und was hatte Mr. Locke dazu zu sagen?«
»Nichts. Ich habe es ihm nicht erzählt. Ein paar Dinge habe ich für mich behalten.«
»Jemand hat unser Telefon angezapft und unser Haus verdrahtet?«
»Und vielleicht auch unsere Autos. Rick Acklin hat das heute mehrfach betont. Er hat mir immer wieder gesagt, ich sollte nichts sagen, wovon ich nicht wollte, daß es abgehört wird.«
»Mitch, das ist einfach unglaublich. Weshalb sollte eine Anwaltsfirma so etwas tun?«
Er schüttelte langsam den Kopf und schaute in das leere Weinglas. »Ich habe keine Ahnung, Baby. Nicht die geringste Ahnung.«
Der Kellner stellte die beiden frischen Weingläser auf den Tisch und blieb dann mit den Händen hinter dem Rücken neben ihnen stehen. »Wollen Sie bestellen?« fragte er.
»In ein paar Minuten«, sagte Abby.
»Wir rufen Sie, wenn wir so weit sind«, setzte Mitch hinzu.
»Glaubst du den FBI-Leuten, Mitch?«
»Irgend etwas ist im Busche. Und das ist noch nicht die ganze Geschichte.«
Sie faltete langsam die Hände auf dem Tisch und sah ihn verängstigt an. Er erzählte die Geschichte von Hodge und Kozinski, begann mit Tarrance in dem Schnellimbiß, kam dann auf die Caymans, wo er beschattet worden war, und die Begegnung mit Abanks. Er erzählte ihr alles, was Abanks gesagt hatte. Dann Eddie Lomax und der Tod von Alice Knauss, Robert Lamm und John Mickel.
»Mir ist der Appetit vergangen«, sagte sie, als er geendet hatte.
»Mir auch. Aber jetzt, da du alles weißt, ist mir wohler.«
»Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?«
»Ich hatte gehofft, es würde vorbeigehen. Ich hatte gehofft, Tarrance würde mich in Ruhe lassen und einen anderen finden, den er belästigen kann. Aber er gedenkt offensichtlich, hier zu bleiben. Deshalb wurde auch Rick Acklin nach Memphis versetzt. Um mich zu bearbeiten. Das FBI hat mich für eine Mission ausgewählt, von der ich nicht das geringste weiß.«
»Mir ist flau.«
»Wir müssen vorsichtig sein, Abby. Wir müssen so weiterleben, als hätten wir nicht den geringsten Verdacht geschöpft.«
»Ich kann das einfach nicht glauben. Ich sitze hier und höre dir zu, aber ich kann nicht glauben, was du mir erzählst. Das ist doch unmöglich, Mitch. Du erwartest von mir, daß ich in einem Haus lebe, das verdrahtet und in dem das Telefon angezapft ist, während irgendwo irgendjemand sitzt, der alles mithört, was wir sagen.«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Ja. Bitten wir diesen Lomax, unser Haus zu untersuchen.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Aber was ist, wenn er etwas findet? Denk einmal darüber nach. Was ist, wenn wir sicher sind, daß das Haus verdrahtet
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