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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Anwaltsgehilfen und Mitch. Mitch trug zwei Aktenkoffer, der Gehilfe zwei und die eine Sekretärin einen. Die andere Sekretärin machte sich Notizen über alles, was Avery während seiner Abwesenheit erledigt haben wollte. Avery und sein Gefolge zwängten sich in den kleinen Fahrstuhl und fuhren ins Erdgeschoß hinunter.
    Draußen wurde der Chauffeur aktiv, öffnete die Türen und verlud alles im Kofferraum.
    Mitch und Avery ließen sich auf die Rücksitze sinken.
    »Entspannen Sie sich, Avery«, sagte Mitch. »Sie fliegen für drei Tage auf die Caymans. Also entspannen Sie sich.«
    »So ist es, und ich habe genügend Arbeit für einen Monat dabei. Ich habe Kunden, die mir den Kopf abreißen wollen und mir mit Anklagen wegen juristischen Fehlverhaltens drohen. Ich bin zwei Monate im Rückstand, und jetzt verschwinden Sie auch noch für vier langweilige Tage zu einem Steuerseminar in Washington. Einen besseren Zeitpunkt hätten Sie sich dafür gar nicht aussuchen können, McDeere.«
    Avery öffnete ein Schränkchen und mixte sich einen Drink.
    Mitch lehnte ab. Die Limousine bahnte sich im dichten Feierabendverkehr auf dem Riverside Drive ihren Weg. Nach drei Schlucken Gin holte der Partner tief Luft.
    »Fortbildung. So ein Witz«, sagte Avery.
    »Sie haben es getan, als Sie neu im Geschäft waren. Und wenn ich mich nicht irre, haben Sie vor nicht allzu langer Zeit eine Woche bei diesem internationalen Steuerseminar in Honolulu verbracht. Oder haben Sie das vergessen?«
    »Das war Arbeit. Ausschließlich Arbeit. Haben Sie Ihre Akten dabei?«
    »Natürlich, Avery. Ich soll acht Stunden am Tag in dem Steuerseminar sitzen, mich mit den neuesten Steuervorschriften vertraut machen, mit denen der Kongreß uns beglückt hat, und in meiner Freizeit täglich fünf Stunden Aktenarbeit leisten.«
    »Sechs, wenn Sie können. Wir sind im Rückstand.«
    »Wir sind immer im Rückstand, Avery. Nehmen Sie sich noch einen Drink. Sie müssen abschalten.«
    »Ich habe vor, in Rumheads abzuschalten.«
    Mitch dachte an die Bar mit den Red Stripes, Dominosteinen, Pfeilen und, ja, knappen Bikinis. Und das Mädchen.
    »Ist dies Ihr erster Flug mit dem Lear?« fragte Avery, jetzt etwas entspannter.
    »Ja. Ich bin jetzt sieben Monate hier und habe die Maschine noch nicht zu Gesicht bekommen. Wenn ich das schon im März gewußt hätte, wäre ich zu einer Firma in Wall Street gegangen.«
    »Sie sind kein Wall Street-Material. Wissen Sie, was die Leute dort tun? Sie haben dreihundert Anwälte in einer Firma, stimmt's? Und jedes Jahr stellen sie dreißig neue Anwälte ein, vielleicht sogar mehr. Jeder will einen Job, weil es Wall Street ist, stimmt's? Und nach ungefähr einem Monat stecken sie alle dreißig zusammen in einen großen Raum und teilen ihnen mit, daß von ihnen erwa r tet wird, daß sie fünf Jahre lang neunzig Stunden in der Woche arbeiten, und am Ende dieser fünf Jahre ist die Hälfte von ihnen wieder fort Die Fluktuationsrate ist fürchterlich. Sie versuchen, die Anfänger umzubringen, stellen sie mit hundert oder hundertfünfzig pro Stunde in Rechnung, kassi e ren fette Gewinne ein und jagen sie dann zum Teufel.
    Das ist Wall Street. Und die kleinen Jungs bekommen das Firmenflugzeug nie zu Gesicht Oder die Firmenlimousine. Sie sollten sich glücklich schätzen, Mitch. Sie sollten Gott jeden Tag dafür danken, daß wir uns für Sie entschieden haben, und daß Sie hier bei der guten alten Firma Be n dini, Lambert & Locke arbeiten dürfen.«
    »Neunzig Stunden hört sich herrlich an. Ich könnte die restlichen Stunden gut gebrauchen.«
    »Es wird sich auszahlen. Haben Sie gehört, wie hoch meine Gratifikation letztes Jahr war?«
    »Nein.«
    »Vierhundertfünfundachtzigtausend. Nicht schlecht, wie? Und das war nur die Gratifikation.«
    »Ich habe sechstausend bekommen«, sagte Mitch.
    »Halten Sie mir die Stange, Mitch, dann werden Sie bald genug in der Oberliga sein.«
    »Ja, aber zuerst einmal muß ich mir meine juristische Fortbildung zulegen.«
    Zehn Minuten später bog die Limousine in eine Auffahrt ein, die zu einer Reihe von Hangars führte. Memphis Aero, stand auf dem Schild. Ein silberfarbener Lear 55 rollte langsam auf das Terminal zu. »Das ist unsere Maschine«, sagte Avery.
    Die Aktenkoffer und das andere Gepäck wurden rasch eingeladen, und wenige Minuten später erhielten sie Starterlaubnis. Mitch legte seinen Sicherheitsgurt an und bewunderte das Leder und Messing der Kabine. Sie war überaus bequem und luxuriös

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