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Die Firma

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Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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von ihm saßen. Er kannte keinen der Anwesenden, aber es wäre peinlich gewesen, wenn irgend jemand mitbekäme, daß er eine FBI-Karte in der Hand hielt. Nach fünf Minuten warf er Harbison einen ausdruckslosen Blick zu.
    Harbison flüsterte: »Ich muß Sie ein paar Minuten sprechen.«
    »Was ist, wenn ich keine Zeit habe?«
    Der Agent zog einen unbeschrifteten weißen Umschlag aus seinem Seminar-Schnellhefter und gab ihn Mitch. Er öffnete ihn dicht vor seiner Brust. Der Brief war mit der Hand geschrieben.
    Am Kopf standen, in kleinen, aber beeindruckenden Lettern gedruckt, die Worte: »Büro des Direktors FBI«.
    Der Brief lautete:
    Lieber Mr. McDeere,
    Ich würde während der Mittagspause gern ein paar Minuten mit Ihnen reden. Bitte folgen Sie den Anweisungen von Agent Harbison. Es wird nicht lange dauern. Wir wissen Ihre Kooperation zu würdigen.
    Danke. f. DENTON VOYLES Direktor
    Mitch steckte den Brief wieder in den Umschlag und schob ihn in seinen Schnellhefter. Wir wissen Ihre Kooperation zu würdigen. Vom Direktor des FBI. Ihm war klar, wie wichtig es jetzt war, Haltung zu bewahren, eine ruhige, gelassene Miene zur Schau zu tragen, als wäre dies nichts als Routine. Aber er rieb sich mit beiden Händen die Schläfen und starrte auf den Boden vor sich. Er schloß die Augen; ihm war schwindlig. Das FBI. Hatte sich neben ihn gesetzt! Wartete auf ihn. Der Direktor und Gott weiß wer sonst noch. Tarrance war vermutlich auch irgendwo in der Nähe.
    Plötzlich brandete Gelächter auf; der Abgeordnete hatte einen Witz losgelassen. Harbison beugte sich schnell zu Mitch herüber und flüsterte: »Wir treffen uns in zehn Minuten in der Toilette gleich um die Ecke.« Der Agent ließ seine Unterlagen auf dem Tisch liegen und verließ inmitten des Gelächters den Raum.
    Mitch schlug seinen Schnellhefter auf und tat so, als studierte er das Material. Der Abgeordnete berichtete von seinem mutigen Kampf, den Reichen ihre Steueroasen zu bewahren und gleic h zeitig die Belastung der arbeitenden Klasse zu verringern. Unter seiner unerschrockenen Anführe r schaft hatte sich der Unterausschuß geweigert, Gesetze vorzulegen, die Abschreibungen für die E r forschung von Öl-und Gasvorkommen einschränkten. Er war ein Ein-Mann-Heer auf dem Capitol Hill.
    Mitch wartete fünfzehn Minuten und dann noch fünf, dann begann er zu husten. Er brauchte Wasser, und mit einer Hand vor dem Mund eilte er zwischen den Stühlen hindurch in den Hi n tergrund des Raums und zur Hintertür hinaus. Harbison war in der Toilette und wusch sich zum zehnten Mal die Hände.
    Mitch trat an das Becken neben ihm und drehte den Kaltwasserhahn auf. »Was führt ihr g e gen mich im Schilde?«
    fragte er.
    Harbison sah ihn im Spiegel an. »Ich befolge nur meine Anweisungen. Direktor Voyles möchte Sie persönlich kennenlernen, und ich wurde geschickt, um Sie zu holen.«
    »Und was könnte er von mir wollen?«
    »Ich will ihm nicht vorgreifen, aber ich bin sicher, daß es ziemlich wichtig ist.«
    Mitch sah sich argwöhnisch in dem Waschraum um. Er war leer. »Und was ist, wenn ich zu beschäftigt bin, um mich mit ihm zu treffen?«
    Harbison drehte den Wasserhahn zu und schüttelte die Hände über dem Waschbecken ab. »Das Treffen ist unvermeidlich, Mitch. Lassen Sie uns keine Spielchen spielen.
    Wenn Ihr kleines Seminar für die Mittagspause unterbrochen wird, finden Sie draußen, links vom Haupteingang, ein Taxi mit der Nummer 8667. Es bringt Sie zur Gedenkstätte für die in Vietnam Gefallenen, und wir werden dort sein. Sie müssen vorsichtig sein. Zwei von ihnen sind Ihnen von Memphis hierher gefolgt.«
    »Zwei von wem?«
    »Den Leuten aus Memphis. Tun Sie, was wir Ihnen sagen, dann werden sie es nie erfahren.«
    Der Moderator dankte dem zweiten Redner, einem Steuerprofessor von der Universität New York, und entließ sie in die Mittagspause. Mitch sprach nicht mit dem Taxifahrer, der wie ein Wilder davonbrauste; bald steckten sie im dichten Verkehr.
    Fünfzehn Minuten später hielten sie in der Nähe der Gedenkstätte.
    »Steigen Sie noch nicht aus«, sagte der Fahrer mit Nachdruck. Mitch rührte sich nicht. Zehn Minuten lang bewegte er sich nicht und sagte auch nichts. Schließlich erschien ein weißer Ford Escort neben dem Taxi, hupte und fuhr dann weiter.
    Der Fahrer schaute nach vom und sagte: »Okay. Gehen Sie zu der Mauer. Nach ungefähr fünf Minuten wird man Sie dort aufsuchen.«
    Mitch trat auf den Gehsteig, und das Taxi fuhr davon. Er steckte die

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