Die Flamme erlischt
hatte, so ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken. Sie wandte sich Myrik zu. »Ich habe Euren teyn getötet«, begann sie. »Ich, nicht Jaan und nicht der arme Dirk. Ich habe ihn getötet, und ich gebe es zu. Er hat uns gejagt, genau wie Ihr. Und er hat Emereli umgebracht.«
Myrik erwiderte nichts. Alles schwieg.
»Wenn Ihr Euch schon duellieren müßt, wenn Ihr mich wirklich tot sehen wollt, dann duelliert Euch mit mir\« fuhr Gwen fort. »Ich habe es getan. Kämpft gegen mich, wenn Euch Eure Rache so wichtig ist.« Pyr lachte laut auf. Einen Augenblick später fielen sein teyn und Roseph mit ein, dann folgten mehrere der anderen – der fette Mann, Rosephs bulliger, strenggesichtiger Begleiter, der klauenbewehrte Alte. Alle lachten.
Myriks Gesicht lief erst blutrot an, dann weiß. Dann wurde es wieder dunkelrot. »Betheyn- Schlampe«, fauchte er. Ein krampfartiges Zucken lief über sein Gesicht, und seine Augen leuchteten ein weiteres Mal auf.
Jetzt sah es jeder. »Du machst dich über mich lustig. Ein Duell... mein teyn ... und du bist eine Frau!«
Er beendete den Satz mit einem Schrei, der den Männern durch Mark und Bein fuhr und die Hunde in Geheul ausbrechen ließ. Dann verlor er die Kontrolle über sich.
Er hob die Hände, die sich spastisch zu Fäusten ballten und wieder öffneten, schlug sie vor das eigene Gesicht, als sie von seiner Wut erschreckt zurückwich – und war plötzlich über ihr. Sein Schwung brachte sie beide zu Fall. Sich überschlagend rangen sie miteinander. Seine dürren Finger hatten sich um ihren Hals gelegt. Dann krachten sie hart gegen einen der Gleiter. Myrik war oben und befand sich Gwen gegenüber in günstiger Position. Seine Finger krallten sich tief in das weiche Fleisch ihres Halses. Verzweifelt schlug sie um sich und traf ihn hart am Kinn. Aber in seiner blinden Wut schien er es kaum zu spüren. Er begann damit, ihren Kopf gegen den Gleiter zu schlagen, immer wieder, immer wieder, und schrie dabei unablässig auf altkavalarisch. Mit Mühe gelang es Dirk, auf die Beine zu kommen, nur um dann mit gefesselten Händen tatenlos herumstehen zu müssen. Garse machte zwei, drei schnelle Schritte nach vorn, und endlich bewegte sich auch Jaan Vikary. Aber es war Bretan Braith, der die beiden als erster erreichte, Myrik einen Arm um den Hals legte und den Tobenden von dem Mädchen herabzog. Myrik schlug wie ein Wahnsinniger um sich, bis Lorimaar Bretan zu Hilfe eilte. Mit vereinten Kräften brachten sie den Mann zwischen sich und hielten ihn fest.
Gwen saß regungslos da. Ihr Kopf ruhte, zur Seite geneigt, auf dem Panzerblech, gegen das Myrik ihn geschmettert hatte. Vikary kniete sich neben sie und versuchte ihr einen Arm um die Schultern zu legen. Ihr Hinterkopf rutschte beim Anheben über die Seitenwand des Luftwagens und hinterließ eine schmierige Blutspur auf dem Blech. Auch Janacek kniete sich rasch hin und fühlte ihren Puls. Befriedigt erhob er sich wieder. Dann wandte er sich mit vor Wut zusammengekniffenen Lippen an die Braiths. »Sie trug Jade-und-Silber, Myrik«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Ihr seid ein toter Mann. Ich fordere Genugtuung.«
Myrik hatte zu schreien aufgehört. Jetzt keuchte er nur noch. Einer der Hunde jaulte auf und war dann wieder still. »Lebt sie?« fragte Bretan mit seiner Sandpapierstimme. Jaan Vikary sah zu ihm auf, und sein Gesicht wirkte so seltsam angestrengt, wie es das von Myrik noch vor wenigen Augenblicken gewesen war. »Sie lebt.«
»Ein Glück«, sagte Janacek, »aber nicht für Euch, Myrik. Für Euch bleibt alles beim alten. Trefft Eure Wahl!«
»Bindet mich los!« rief Dirk. Keiner machte Anstalten dazu. »Bindet mich los!« schrie er wie von Sinnen.
Jemand schnitt seine Fesseln durch.
Er ging zu Gwen und kniete sich neben Vikary. Ihre Augen trafen sich kurz. Dirk untersuchte ihren Hinterkopf, wo das dunkle Haar von Blut verklebt war, das langsam zu verkrusten begann. »Vielleicht nur eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde«, sagte er. »Es kann aber auch ein Schädelbruch oder Schlimmeres sein. Ich kann es nicht sagen. Gibt es hier einen medizinischen Notdienst?« Er sah sie der Reihe nach einzeln an. »Gibt es einen?«
Bretan antwortete. »In Challenge funktioniert er nicht mehr, t'Larien. Die Stimme kämpfte gegen mich. Ich mußte sie und die automatischen Einrichtungen der Stadt abstellen.«
Dirk verzog entmutigt das Gesicht. »Dann darf sie nicht bewegt werden. Vielleicht ist es wirklich nur eine
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