Die Flamme erlischt
Gehirnerschütterung. Ich glaube, es ist am besten, wenn sie ganz still liegenbleibt.«
Unglaublicherweise ließ sie Jaan Vikary in Dirks Armen und stand auf. Lorimaar und Bretan, die Myrik in sicherem Griff zwischen sich hielten, gab er ein Zeichen mit der Hand. »Laßt ihn los!«
»Was?«
Janacek warf Vikary einen verdutzten Blick zu.
»Jaan«, sagte Dirk, »machen Sie sich keine Gedanken um ihn. Gwen...«
»Bringen Sie Gwen in einen der Gleiter«, sagte Vikary.
»Ich glaube nicht, daß wir sie bewegen ...«
»Hier ist sie nicht sicher, t'Larien. Bringen Sie sie in einen Gleiter.«
Janacek war verwirrt. »Mein teyn?«
Vikary wandte sich wieder an die Braiths. »Ich sagte Euch bereits, daß Ihr diesen Mann freilassen sollt.« Er machte eine Pause. »Diesen Spottmenschen, wie Ihr ihn nennen würdet. Er hat den Namen verdient.«
»Was habt Ihr vor, Hoch-Eisenjade?« sagte Lorimaar mit Nachdruck.
Dirk hob Gwen hoch und legte sie vorsichtig auf den Rücksitz des nächsten Gleiters. Sie war bewußtlos und ganz schlaff, aber ihr Atem ging regelmäßig. Dann ließ er sich auf den Fahrersitz hinübergleiten und wartete, sich dabei die Hände massierend, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
Jeder schien ihn vergessen zu haben. Lorimaar Hoch-Braith sprach immer noch. »Wir erkennen Euer Recht an, Myrik gegenüberzutreten. Aber da Teraan Braith Nalarys nicht mehr unter den Lebenden weilt, kann nur einer von Euch den Kampf aufnehmen. Euer teyn sprach als erster die Herausforderung und deshalb ...«
Jaan Vikary hatte seine Laserpistole in der Hand. »Laßt ihn los und tretet beiseite.«
Verblüfft ließ Lorimaar Myriks Arm los und entfernte sich von ihm. Bretan zögerte. »Hoch-Eisenjade«, krächzte er, »um Eurer Ehre willen und der seinen, um der Eures Festhalts und Eures teyns – senkt die Waffe!«
Vikary zielte auf den Jüngling. Dessen Gesicht zuckte, dann gab er Myrik frei und trat mit groteskem Kopfschütteln zurück. »Was geht hier vor?« wollte der einhändige Veteran mit schriller Stimme wissen. »Was macht er?« Keiner antwortete ihm. »Jaan«, sagte Garse Janacek mit entsetzter Stimme. »Du mußt von Sinnen sein. Steck deine Waffe weg, mein teyn. Ich habe ihn herausgefordert. Ich werde ihn für dich töten.« Er legte die Hand auf Jaans Arm. Jaan Vikary schüttelte sie ab und richtete seine Waffe auf Garse. »Nein! Zurück! Du mischst dich jetzt nicht ein. Es ist für sie.« Janaceks Gesicht verdunkelte sich. Sein sonst so überlegenes Grinsen war verschwunden, und auch sein schwarzer Humor war wie weggeblasen. Er ballte die rechte Hand zur Faust und hob sie langsam vor sein Gesicht. Zwischen den beiden Eisenjades leuchtete Eisen-und-Glühstein auf. »Unser Bund«, sagte Janacek. »Besinne dich, mein teyn. Meine Ehre und die deine und die unseres Festhalts.« Sein Tonfall war sehr ernst.
»Und was ist mit ihrer Ehre?« sagte Vikary. Indem er ungeduldig mit dem Laser herumfuchtelte, zwang er Janacek, von ihm abzulassen. Dann wandte er sich wieder Myrik zu.
Allein und verwirrt, schien Myrik nicht zu wissen, was von ihm erwartet wurde. Seine Wut war verraucht, obwohl er noch schwer atmete. Ein dünner, von Blut leicht rot gefärbter Speichelfaden rann ihm aus dem Mundwinkel. Er wischte ihn mit dem Handrücken weg und sah unsicher zu Garse Janacek hinüber. »Die erste der vier Wahlen«, begann er benommen. »Ich treffe die Wahl der Art und Weise.« »Nein«, fuhr Vikary dazwischen. »Du triffst keine Wahl. Sieh mich an, Spottmensch.«
Myrik sah von Janacek auf Vikary und wieder zurück. »Die Wahl der Art und Weise«, wiederholte er stumpfsinnig.
»Nein«, sagte Vikary erneut. »Du hast Gwen Delvano auch keine Wahl gelassen. Sie hätte sich dir in einem fairen Duell gestellt.« Myriks Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Fassungslosigkeit ausdrückte. »Sie? Im Duell? Ich ... sie war eine Frau, ein Spottmensch.« Er nickte, als sei damit alles gesagt und geregelt. »Sie war eine Frau, Eisenjade! Seid Ihr verrückt geworden? Sie hat mich zum Gespött der anderen gemacht. Mit einer Frau duelliert man sich nicht.« »Und mit dir auch nicht, Myrik. Verstehst du das? Verstehst du? Und mit« ... er feuerte, und eine halbe Sekunde lang glühte eine fingerdicke Lichtbahn auf, die Myrik tief am Rumpf, zwischen den Beinen, traf, so daß der Mann aufschrie ...
»... dir« ... er feuerte nochmals und brannte Myrik ein Loch in den Hals, direkt unterhalb des Kinns, während der Mann fiel,
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