Die Flamme erlischt
auszumachen, fand sie. Von oben sahen sie schnell und gefährlich aus. Nackte Felsen hoben sich braun und mißgestaltet wie verfaulte Zähne aus dem Wasser, das sie schäumend und gurgelnd umspülte. Auf beiden Seiten reichten die Würger bis dicht an das Wasser heran. Weiter unten verbreiterte sich der Lauf des Flusses, und das Wasser strömte ruhiger dahin. Er warf einen kurzen Blick in diese Richtung, dann sah er wieder auf die Stromschnellen hinab. Er überflog den Wasserlauf, zog eine Schleife und kehrte wieder zurück. Ein Hund bellte laut. Andere fielen ein.
Seine Aufmerksamkeit wurde erneut flußabwärts gelenkt. Schwarze Punkte, die den reißenden Fluß an einer Stelle überqueren wollten, wo dies vernünftig schien. Er flog auf sie zu. Die Punkte wurden größer, nahmen Gestalt an, menschliche Gestalt. Ein untersetzter Mann in Gelbbraun kämpfte sich watend durch das schäumende Wasser. Ein anderer Mann stand am Ufer. Mit sechs der riesigen Hunde. Der Mann im Wasser kehrte um. Dirk sah, daß er ein Gewehr über dem Kopf hielt. Er war sehr breit, dieser kleine Mann. Blasses Gesicht, dicklicher Körper, muskulöse Arme und Beine – Saanel Larteyn, Lorimaars fetter teyn. Und bei dem Rudel am Ufer – Lorimaar selbst. Keiner von beiden sah hoch. Dirk bremste ab, um auf Distanz zu bleiben.
Saanel kletterte an Land. Er war zu dem Ufer zurückgekehrt, wo Lorimaar stand. Es war die von Kryne Lamiya abgewandte Seite. Die beiden Jäger wollten den Fluß durchqueren. Aber nicht hier. Sie bewegten sich flußabwärts, ruhigeren Gefilden entgegen, und umgingen dabei Büsche, Felsen und Würger, die das Ufer säumten.
Dirk folgte ihnen nicht. Er hatte seinen Himmelsflitzer und wußte, wo sie zu finden waren, wenn er sich nach ihrer Gesellschaft sehnte. Wo aber waren die anderen? Roseph und sein teyn ? Garse Janacek? Er flog eine Kurve und folgte dem Fluß aufwärts. Nun war er etwas zuversichtlicher. Falls die Jagdgesellschaft auseinandergebrochen war, kam er mit den einzelnen Teilen um so besser zurecht. Mit hoher Geschwindigkeit schoß er nur zwei Meter über dem Fluß dahin, während seine Augen unablässig die Ufer nach einer weiteren Gruppe absuchten, die übersetzen wollte.
Ungefähr zwei Kilometer nordöstlich der Stromschnellen – hier war das Flußbett schmal, und das Wasser floß schnell – fand er Janacek, der mit skeptischem Gesichtsausdruck auf einem über das Wasser hängenden Felsen stand.
Er schien allein zu sein. Dirk rief ihm etwas zu. Janacek fuhr erschreckt herum, dann sah er nach oben und winkte mit der Hand. Dirk landete neben ihm. Er setzte hart auf. Der Felsbrocken, auf dem Janacek stand, war mit glitschigem grünem Moos überzogen. Dirk schlitterte auf seinem Flitzer darüber hinweg und wäre beinahe in den Fluß gefallen, wenn Janacek ihn nicht im letzten Moment am Arm festgehalten hätte.
Dirk schaltete den Schwerkraftneutralisator ab. »Danke«, stammelte er. »Es sieht nicht so aus, als könnte man dort unten ein vergnügliches Bad nehmen.«
»Genau daran habe ich auch gedacht, während ich hier stand«, erwiderte Janacek. Er sah hohlwangig aus. Gesicht und Kleider waren schmutzig, und sein roter Bart war feucht vor Schweiß. Eine lange schmierige Haarsträhne hing ihm in die Stirn. »Ich dachte gerade darüber nach, ob ich es hier riskieren oder besser noch ein Stück weiter nach oben gehen sollte. Dort ist es vielleicht leichter, aber dafür verliert man auch viel Zeit.« Ein schwaches Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. »Aber mit Gwens Spielzeug sind diese Probleme schnell gelöst. Wo ...?« »Pyr«, keuchte Dirk, und begann, von seiner Flucht zum abgestürzten Gleiter zu berichten.
»Sie leben«, sagte der Eisenjade schnell. »Ich kann ohne die ermüdenden Einzelheiten auskommen, t'Larien. Seit gestern morgen ist viel passiert. Haben Sie die Braiths gesehen?« »Lorimaar und sein teyn gingen stromabwärts«, sagte Dirk.
»Das weiß ich«, entgegnete Janacek. »Sind sie schon am anderen Ufer?«
»Nein, noch nicht.«
»Gut. Jaan ist nicht mehr weit vor uns. Vielleicht noch eine halbe Stunde. Sie dürfen ihn nicht als erste erreichen.« Seine Augen suchten das andere Flußufer ab. Er seufzte. »Haben Sie den anderen Flitzer bei sich, oder muß ich Ihren nehmen?«
Dirk lehnte sein Gewehr gegen den Felsen und schnallte den Rucksack ab. »Ich habe auch den anderen. Wo ist Roseph? Was spielt sich überhaupt ab?«
»Jaan ist wunderbar gerannt«, berichtete Janacek. »Keiner
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