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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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stürzte ab. Jaans Gleiter wurde jedoch ebenfalls beschädigt. Er mußte landen und seine Flucht zu Fuß fortsetzen. Als die Hochleibeigenen von Larteyn die Stelle seiner Notlandung fanden, war er schon fort. Sie hatten Raymaar zu helfen versucht und dadurch wertvolle Zeit eingebüßt. « Er winkte mit der Hand ab.
    »Warum haben Sie sich von Lorimaar getrennt?« fragte Dirk. »Was glauben Sie wohl? Jaan ist dicht vor uns. Ich muß ihn unbedingt vor denen erreichen. Saanel behauptete hartnäckig, der Fluß ließe sich weiter unten leichter durchwaten. Das war meine Chance, um mich von ihnen abzusetzen. Lorimaar wurde nicht einmal argwöhnisch, dafür ist er wohl zu erschöpft. Er denkt nur an das Wild. Seine Verbrennung macht ihm noch zu schaffen, t'Larien! Ich glaube, er sieht Jaan Vikary blutend vor sich liegen und vergißt dabei ganz, wen er überhaupt jagt. Also trennte ich mich von ihnen und ging flußaufwärts. Eine Zeitlang war ich der Überzeugung, ich hätte einen Fehler gemacht. Weiter unten kann man den Fluß tatsächlich leichter überqueren, nicht wahr?« Dirk nickte.
    »Wenn Sie Jaan finden wollen, werden Sie eine gehörige Portion Glück brauchen«, warnte Dirk. »Die Braiths sind jetzt wahrscheinlich schon drüben – und sie haben ihre Hunde.«
    »Das beunruhigt mich nicht«, sagte Janacek. »Jaan läuft jetzt geradeaus. Und ich weiß etwas, wovon Lorimaar keine Ahnung hat. Ich weiß, wo er hinläuft. Zu einer Höhle, t'Larien. Höhlen haben es meinem teyn schon immer angetan. Als wir noch Jungen in Eisenjade waren, nahm er mich oft auf Erkundungsgänge unter die Erde mit. Er schleppte mich in mehr verlassene Minen, als ich je zu sehen gewünscht hätte, und manchmal stiegen wir auch in die Tiefgewölbe der alten Städte hinab, in die von Dämonen heimgesuchten Ruinen.« Er grinste. »Auch in gesprengte Festhalte drangen wir vor, Behausungen, geschwärzt von alten Hochkriegen und bewohnt von rastlosen Geistern. Jaan Vikary kannte diese Orte alle. Er führte mich zu ihnen und rezitierte ihre Geschichte, endlos lange Erzählungen um Aryn Hoch-Glühstein und Jamis Löwe-Taal und die Menschenfresser des Tiefkohlenhorts. Er konnte vielleicht Geschichten erzählen! Er ließ die Helden und Schrecken wieder aufleben.« Dirk ertappte sich bei einem Lächeln. »Hat er Ihnen Angst eingejagt, Garse?«
    Der andere lachte. »Mir Angst eingejagt? Natürlich! Ich hätte beinahe in die Hose gemacht, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Wir waren beide noch jung, t'Larien. Später, viel später, war es dann unter den Lameraanbergen, wo er und ich uns gegenseitig Eisen-und-Feuer gelobten.«
    »In Ordnung«, sagte Dirk. »Jaan hat also Höhlen gern ...« »Kurz vor Kryne Lamiya hat ein weitverzweigtes Höhlensystem einen Zugang«, sagte Janacek und kehrte zum Thema zurück, »und ein zweiter befindet sich nicht weit von hier. Im ersten Jahr, nachdem wir auf Worlorn landeten, haben wir drei dieses Höhlensystem erforscht. Ich bin sicher, daß Jaan seine Flucht unterirdisch fortsetzen wird, wenn er dazu in der Lage ist. Wir müssen ihn vorher erwischen.« Er hob sein Gewehr auf.
    Dirk nahm seine eigene Waffe. »Im Wald werden Sie ihn nie finden«, sagte er. »Die Würger liefern ausreichend Deckung.« »Ich finde ihn«, sagte Janacek mit unkontrollierter und rauher Stimme. »Denken Sie an unseren Bund aus Eisen-und-Feuer, t'Larien.« »Leeres Eisen mittlerweile«, sagte Dirk und starrte betont auf Janaceks rechtes Handgelenk.
    Der Eisenjade grinste sein rüdes, unverkennbares Grinsen. »Nein«, sagte er. Seine Hand fuhr in die Tasche, kam zurück, öffnete sich. Auf seiner Handfläche lag ein Glühstein. Ein einzelnes Juwel, rund und roh facettiert, ungefähr doppelt so groß wie Dirks Flüsterjuwel. Im vollen rötlichen Morgenlicht wirkte es schwarz und nahezu undurchsichtig. Gebannt blickte Dirk darauf, dann berührte er es mit zwei Fingern, so daß es sich leicht über Janaceks Handfläche bewegte. »Es fühlt sich ... kalt an«, meinte er.
    Janacek runzelte die Stirn. »Unsinn! Es brennt. So wie es sich für Feuer gehört.« Der Glühstein verschwand wieder in seiner Tasche. »Es gibt Geschichten, t'Larien, altkavalarische Gedichte, Sagen, die sie den Festhaltkindern schon in der Krippe erzählen. Selbst die eynkethi kennen diese Geschichten. Sie erzählen sie mit ihren Frauenstimmen, aber Jaan Vikary erzählt sie besser. Fragen Sie ihn einmal. Fragen Sie ihn, was ein teyn für seinen teyn tun kann. Er wird

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