Die Flamme erlischt
Elastikbinden und Sprays. Hätte er Janacek doch nur gebeten, neben dem Laser auch noch den Verbandskasten aus dem Gleiter zu werfen. Dann hätte er nun alles hinter sich gehabt. Ihm war klar, daß er eigentlich hinausgehen mußte, um am Wasser die Wunden gründlich vom Schmutz zu reinigen, aber die gepanzerte Tür schien ihm in diesem Augenblick ein unüberwindliches Hindernis zu sein. Er streifte die Stiefel ab und zog langsam Jacke und Hemd aus. Dann besprühte er die geschwollenen Füße und die Bißstelle am linken Arm mit einem Pulver, das Entzündungen verhindern oder sie bekämpfen sollte. Er war zu müde, um sich durch die ganze Gebrauchsanweisung zu lesen. Dann nahm er zwei Fieberpillen, vier Schmerztöter und zwei Antibiotikatabletten, die er allesamt trocken hinunterwürgte, denn Wasser war nicht zur Hand.
Danach legte er sich auf den Metallboden zwischen den Sitzen, wo ihn sofort der Schlaf übermannte.
Zitternd, mit trockenem Mund und sehr nervös, erwachte er, das waren die Nachwirkungen der Medikamente. Aber er konnte wieder klar denken. Seine Stirn war nicht heiß, nur feucht vom Schweiß, und seine Füße taten nicht mehr so schrecklich weh. Die Schwellung am Arm war auch ein wenig zurückgegangen. Dennoch fühlte er sich ein wenig steif an und spannte an der verletzten Stelle. Er zog sein versengtes, blutverkrustetes Hemd wieder an und die Jacke darüber. Dann nahm er den Verbandskasten und ging hinaus.
Die Dämmerung hatte eingesetzt. Im Westen leuchtete der Himmel rot und orange, und zwei der kleinen gelben Sonnen hoben sich deutlich gegen die dünnen Wolken ab. Die Braiths waren nicht zurückgekommen.
Er ging über den Sand auf den See zu. Das Wasser war sehr kalt, aber er gewöhnte sich schnell daran, und es tat sehr gut, wie der Schlamm lindernd zwischen seinen Zehen hindurchquoll. Er zog sich aus und wusch sich. Dann durchsuchte er den Verbandskasten und tat alles, was er schon viel früher hätte tun sollen. Er säuberte und bandagierte die Füße, bevor er wieder in Pyrs Stiefel schlüpfte, behandelte die schlimmsten seiner Wunden mit Antiinfektionspulver und bestrich die rotunterlaufene Bißstelle am Arm mit einer Salbe, die allergische Reaktionen auf ein Minimum zu reduzieren versprach. Dann schluckte er eine weitere Handvoll Schmerztöter und spülte sie mit frischem Wasser aus dem See hinunter.
Als er sich wieder anzog, bemerkte er, daß es Nacht geworden war. Der Braithhund lag vor Lorimaars Gleiter und kaute auf einem Stück Fleisch herum. Von seinen Herren war keine Spur zu sehen. Vorsichtig schlug Dirk einen Bogen um das Tier und hielt auf den dritten Gleiter zu, der Pyr und dessen teyn gehört hatte. Ihm war eingefallen, daß er sich an den Vorräten der beiden Toten vergreifen konnte, ohne daß sich das zu seinem Nachteil auswirken würde, die anderen Braiths würden kaum bemerken, wenn etwas fehlte.
Im Inneren fand er einen Ständer mit Waffen vor: vier Lasergewehre, die den vertrauten Wolfskopf aufwiesen, einen Gurt mit Duellschwertern, Messer, eine silbern schimmernde, zweieinhalb Meter lange Wurfklinge neben einem leeren Lagerbock. Und zwei Pistolen, welche die Braiths achtlos auf dem Sitz liegengelassen hatten. Er fand auch ein Fach mit sauberer Kleidung, in die er freudig wechselte. Die neuen Kleider paßten schlecht, dennoch fühlte er sich wie neugeboren in ihnen. Dann verhalf er sich zu einem Gürtel aus Flechtstahl, einer der Handfeuerwaffen und einem knielangen Mantel aus Chamäleonstoff. Wo der Mantel gehangen hatte, befand sich ein weiteres Lagerfach. Dirk öffnete es. Vier altbekannte Stiefel und Gwens Himmelsflitzer lagen darin. Offensichtlich waren sie von Pyr und seinem teyn als Beutestücke betrachtet worden.
Dirk lächelte. Er hatte nicht beabsichtigt, einen Gleiter zu nehmen. Die Jäger würden ihn damit höchstwahrscheinlich entdecken, besonders dann, wenn er sie am Tage überholte. Die Aussicht auf einen langen Fußmarsch hatte ihm jedoch ebensowenig behagt. Die Flitzer waren die perfekte Antwort. Er verlor keine Zeit und zog sich sofort das größere Paar an. Allerdings mußte er die Stiefel ungeschnürt lassen, nachdem er seine verbundenen Füße hineingezwängt hatte.
Im gleichen Fach befanden sich auch Lebensmittel: Proteinriegel, Trockenfleischstreifen, ein kleineres Stück krustigen Käses. Dirk aß den Käse und verstaute den Rest zusammen mit dem zweiten Himmelsflitzer in einem Rucksack. Dann schnallte er sich einen Kompaß um das rechte
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