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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Eisen-Schmied sei eine Frau gewesen, als persönliche Beleidigung auf. Allein dieser Umstand trug mir sechs Herausforderungen ein. Im letzten Duell tötete Garse einen Mann, während ich seinen teyn so schwer verwundete, daß er nie wieder gehen wird. Ich war nicht bereit, das alles weiterhin auf mich zu nehmen. Worlorn schien frei von Feinden zu sein, daher drängte ich den Rat von Eisenjade, Gwens ökologisches Projekt auf Worlorn durchführen zu lassen.
    Etwa zur gleichen Zeit wurde ich auf Lorimaars hiesige Aktivitäten aufmerksam. Er hatte schon seine erste Trophäe ergattert, die Kunde war nach Braith gedrungen, und auch wir hatten davon gehört. Garse und ich unterhielten uns darüber und kamen zu dem Schluß, ihm Einhalt zu gebieten. Die Situation ist gefährlich wie ein Feuer am Pulverfaß. Finden die Kimdissi heraus, daß die Kavalaren wieder Spottmenschen jagen, werden sie nur allzugern diese Nachricht auf den Außenwelten herumposaunen. Zwischen Kimdiss und Hoch Kavalaan herrscht nicht gerade eitel Sonnenschein, wie Sie vielleicht wissen. Die Kimdissi selbst sind es nicht, die wir fürchten, denn ihre Religion und Weltanschauung beruht auf ähnlichen gewaltlosen Grundsätzen wie die der Emereli. Aber andere Randwelten sind bedeutend gefährlicher. Die Wolfmenschen sind stets launenhaft und unberechenbar, die Toberianer könnten ihre Handelsvereinbarungen brechen, wenn sie herausfänden, daß die Angehörigen ihres Volkes von Kavalaren gejagt werden. Selbst Avalon könnte sich gegen uns wenden, falls die Neuigkeit hinter dem Schleier bekannt würde, und wir bekämen keinen Zugang mehr zur Akademie. Diese Risiken können wir nicht eingehen, Lorimaar und seine Gesellen schert dies alles einen Dreck, und die Räte der einzelnen Festhalte können nichts unternehmen. Ihre Autorität reicht nicht so weit, und nur die von Eisenjade haben soviel Verantwortungsgefühl, sich um Ereignisse zu kümmern, die Lichtjahre entfernt auf einer sterbenden Welt stattfinden. Daher gehen Garse und ich allein gegen die Braithjäger vor. Bis jetzt ist es noch nicht zum offenen Konflikt gekommen. Wir reisen, soviel wir können, besuchen alle Städte und halten Ausschau nach den auf Worlorn Zurückgebliebenen. Jeden, den wir finden, machen wir zum korariel. Das waren bislang nur wenige – ein verwildertes Kind, das während des Festivals verlorenging, ein paar Wolfmenschen, die in Haapalas Stadt herumlungerten, ein Eisenhornjäger von Tara. Jedem von ihnen gab ich ein Zeichen meiner Wertschätzung« – er lächelte –, »eine kleine schwarze Eisennadel, geformt wie ein Banshee. Sie wirkt wie ein Leuchtfeuer, das jeden Jäger warnt, der sich ihm nähert. Sollten sie Hand an einen Menschen legen, der diese Nadel trägt, an irgendeinen meiner korariels, würde dies als Konsequenz die sofortige Ansetzung eines Duells bedeuten. Lorimaar mag toben und schäumen – zu einem Duell wird er uns nicht fordern. Es wäre sein Tod.« »Ich verstehe«, sagte Dirk. Er faßte sich an den Kragen, löste die kleine Eisennadel und warf sie auf den Tisch, mitten unter die Reste seines Frühstücks. »Mir kommen die Tränen. Aber Sie können Ihre kleine Nadel behalten. Ich bin nicht Eigentum eines anderen. Lange Jahre habe ich auf mich selbst aufgepaßt, und das werde ich auch in Zukunft so halten.«
    Vikarys Gesicht wurde nachdenklich. »Gwen«, sagte er, »kannst du ihn nicht überzeugen, daß es sicherer wäre, wenn ...« »Nein«, erwiderte sie scharf. »Ich begrüße deine wohlwollenden Absichten, Jaan, das weißt du. Aber ich kann Dirks Gefühle verstehen. Auch mir gefällt es nicht, beschützt zu werden, und ich weigere mich, wie Dirk, Eigentum zu sein.« Der Klang ihrer Stimme ließ keinen Zweifel daran, daß eine weitere Diskussion sinnlos war.
    Vikary sah die beiden hilflos an. »Na schön«, sagte er und nahm Dirks abgelegte Nadel auf. »Ich sollte Ihnen etwas sagen, t'Larien. Die Braiths sind hoffnungslose Sklaven ihrer Tradition. Sie durchstöbern die Wälder und finden selten einen Menschen in der Wildnis. Wir hingegen suchen in den Städten, und nur aus diesem Grunde haben wir bisher mehr Erfolg gehabt als die Jäger. Bis vor ein paar Tagen hatten sie keine Ahnung, was Garse und ich hier treiben. Aber heute morgen kam Lorimaar Hoch-Braith zu mir und beschwerte sich, daß er den Tag zuvor mit seinem teyn gejagt habe und dabei auf Wild gestoßen sei, das er sich nicht habe nehmen können. Das Wild, das er meinte, war ein Mann auf einem

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