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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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erzählen.«
    »Schön«, sagte Dirk. »Verraten Sie mir nur noch, wo Gwen ist.« »Das habe ich Ihnen bereits gesagt.« »Wann wird sie zurück sein?«
    »Spät, und dann ist sie müde. Ich bin sicher, sie wünscht Sie nicht zu sehen.«
    »Sie halten sie mir wirklich fern!«
    Janacek schwieg einen Augenblick. »Ja«, sagte er schließlich mit spöttisch verzogenem Mund. »So ist es am besten, t'Larien, für euch beide, obwohl ich nicht erwarte, daß Sie das einsehen werden.« »Dazu haben Sie kein Recht.«
    »In Ihrer Kultur vielleicht nicht. In meiner habe ich jedes Recht. Sie werden nicht wieder allein mit ihr sein.«
    »Gwen ist kein Teil Ihrer verdammten kranken Kavalarkultur «, sagte Dirk. »Sie wurde nicht in sie hineingeboren, dennoch nahm sie Jade-und-Silber und den Namen betheyn an. Jetzt ist sie eine Kavalarin.«
    Dirk zitterte, seine Selbstbeherrschung war dahin. »Und was sagt Gwen dazu?« wollte er wissen und trat näher an Janacek heran. »Was sagte sie letzte Nacht? Drohte sie zu gehen?« Er tippte den Kavalaren mit dem Finger an. »Sagte sie, sie würde mit mir gehen – war es das? Und Sie schlugen sie und trugen sie fort?«
    Janaceks Miene verfinsterte sich. Er wischte Dirks Hand energisch beiseite. »Dann spionieren Sie uns auch noch nach. Sie machen es schlecht, t'Larien, aber es kommt trotzdem einer Beleidigung gleich. Ein zweiter Fehler. Der erste ging auf Jaans Konto. Als er Ihnen alles sagte, Ihnen vertraute und Ihnen seinen Schutz anbot.« »Ich brauche keinen Schutz!«
    »Das sagen Sie. Der falsche Stolz eines Schwachsinnigen. Nur die Starken sollten das Schutzangebot zurückweisen, die Schwachen aber brauchen es.« Er wandte sich ab. »Mit Ihnen vergeude ich meine Zeit nicht länger«, sagte er und ging ins Eßzimmer hinüber. Dort lag ein schwarzer Aktenkoffer auf dem Tisch. Janacek öffnete beide Schlosser gleichzeitig und hob den Deckel. Im Inneren sah Dirk fünf Reihen schwarzer Bansheenadeln auf rotem Filz. Janacek hielt eine davon hoch. »Sind Sie ganz sicher, daß Sie keine davon wollen? Korariel ?« Er grinste. Dirk verschränkte die Arme und ließ sich nicht dazu herab, diese Frage zu beantworten.
    Janacek wartete einen Moment lang auf die Erwiderung. Als keine kam, legte er die Bansheenadel an ihren Platz zurück und schloß den Koffer. »Die Puddingkinder sind nicht so wählerisch wie Sie«, sagte er. »Jetzt muß ich das hier zu Jaan bringen. Verschwinden Sie.«
     
    Es war früher Nachmittag. Mitten am Himmel brannte die Nabe trüb, die verstreuten kleinen Lichter der vier sichtbaren trojanischen Sonnen unregelmäßig um sie angeordnet. Vom Osten her blies ein starker Wind, der immer mehr auffrischte. Staub wirbelte durch die grauroten Gassen. Dirk saß auf dem Rand des Daches und spielte seine Möglichkeiten durch. Seine Beine baumelten über der Straße. Er war Garse Janacek zum Dach hinauf gefolgt und hatte ihn samt Bansheekoffer in sein wuchtiges, olivgrün gepanzertes Militärrelikt steigen und wegfliegen sehen. Die anderen beiden Gleiter, die graue Mantaschwinge und die hellgelbe Träne, waren ebenfalls fort. Er lag hier in Larteyn auf Eis und hatte keine Ahnung, wo Gwen war, oder was sie mit ihr anstellten. Er wünschte sich kurz, daß Ruark in der Nähe wäre. Jetzt hätte er einen eigenen Gleiter nötig gehabt. Zweifellos konnte man in Challenge welche mieten – wenn er doch nur früher daran gedacht hätte. Oder auf dem Raumhafen, direkt nach seiner Ankunft. So war er allein und hilflos, selbst die Himmelsflitzer waren nicht aufzufinden. Die Welt war rot und grau und sinnlos. Er wußte nicht, was er tun sollte. Während er dasaß und über Gleiter nachdachte, ging ihm plötzlich ein Licht auf. Die Festivalstädte, die er gesehen hatte, unterschieden sich alle sehr stark, aber eines hatten sie gemeinsam: Keine bot genügend Landemöglichkeiten für so viele Gleiter, wie sie Einwohner beherbergen konnte. Das hieß, die Städte mußten durch ein anderes Transportsystem miteinander verbunden sein. Das wiederum verlieh ihm einen gewissen Aktionsradius. Er stand auf, ging zu den Aufzügen und fuhr zu Ruarks Quartier im Fuß des Turmes hinunter. Zwischen zwei schwarzrindigen, deckenhohen Pflanzen in Ton topfen wartete ein dunkler, ausgeschalteter Wandschirm, genau wie ihn Dirk in Erinnerung hatte. Er hatte ihn noch nicht in Betrieb gesehen, denn es gab nur noch wenige Menschen auf Worlorn, die man anrufen konnte. Aber ohne Zweifel mußte es so etwas wie ein

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