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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Er hat einfach geraten, so muß es gewesen sein. Kavalaren bauen ihre Festhalte tief in den Berg hinein, und der unterste Schacht ist immer der sicherste. Dort quartieren sie die Frauen ein und verstecken die Schätze des Festhalts.«
    Dirk wurde nachdenklich. »Augenblick mal. Er kann nicht genau wissen, wo wir sind. Weshalb will er uns sonst in den Keller locken, indem er droht, uns zu jagen?«
    Gwen nickte. »Falls er jedoch in einem Computerzentrum ist«, fuhr Dirk fort, »müssen wir vorsichtig sein. Dann könnte er uns finden.« »Einige der Computer müssen noch intakt sein«, sagte Gwen und warf einen kurzen Blick auf die trübblaue Kugel einige Meter vor ihnen. »Die Stadt lebt noch – mehr oder weniger jedenfalls.« »Kann er die Stimme fragen, wo wir sind? Falls er sie reaktiviert?« »Vielleicht, aber würde sie es ihm sagen? Ich kann es mir nicht vorstellen. Wir sind legale, unbewaffnete Bewohner, während er ein gefährlicher Eindringling ist, der alle Normen von pi-Emerel verletzt.« »Er? Du meinst sie. Chell ist bei ihm. Vielleicht auch noch andere.« »Dann eben eine Gruppe von Eindringlingen.«
    »Aber es können nicht mehr als ... zwanzig sein. Weniger? Wie wollen sie eine Stadt von dieser Größe übernehmen?«
    »Pi-Emerel ist eine Welt, auf der es keine Gewalt gibt, Dirk. Nie gab es Kriege. Und dies ist ein Festivalplanet. Ich bezweifle, daß Challenge viele Verteidigungseinrichtungen besitzt. Die Wärter ...« Dirk schaute sich plötzlich um. »Ja, die Wärter. Die Stimme erwähnte sie. Sie schickte uns einen hinterher.« Er erwartete nun fast, etwas Großes, Bedrohliches aus einem der Seitenkorridore rollen zu sehen. Aber es kam nichts. Es gab nur Schatten und Kobaltkugeln und blaues Schweigen.
    »Wir können hier nicht stehenbleiben«, sagte Gwen. Sie hatte wie er mit dem Flüstern aufgehört. Wenn Bretan Braith und seine Kumpane jedes Wort hören konnten, das sie sprachen, gab es sicher auch ein Dutzend anderer Möglichkeiten, sie ausfindig zu machen. Wenn das stimmte, stand ihre Sache hoffnungslos. Flüstern war dann eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. »Der Gleiter ist nur zwei Stockwerke entfernt«, sagte sie.
    »Vielleicht sind die Braiths auch nur zwei Stockwerke entfernt«, erwiderte Dirk. »Selbst wenn es nicht so ist, müssen wir den Gleiter meiden. Sie wissen sicher von ihm und erwarten, daß wir ihn auf schnellstem Wege aufsuchen. Womöglich hat Bretan deshalb seine kleine Ansprache gehalten. Um uns ins Freie zu treiben, damit wir zur leichten Beute werden. Wahrscheinlich warten draußen seine Festhaltbrüder darauf, uns vor den Laser zu bekommen.« Nachdenklich hielt er inne. »Aber hier können wir auch nicht bleiben.«
    »Nicht in der Nähe unseres Zimmers«, sagte sie. »Die Stimme wußte, wo wir waren, und Bretan könnte es auch herausfinden. Wir müssen aber in der Stadt bleiben, da hast du recht.« »Dann verstecken wir uns«, sagte Dirk.
    »Aber wo?« Gwen zuckte die Achseln. »Hier, da oder dort. Die Stadt ist groß, wie Bretan sehr richtig bemerkt hat.«
    Gwen kniete sich rasch nieder und durchstöberte ihre Tasche. Die lästigen Kleidungsstücke warf sie sämtlich hinaus, behielt jedoch die Ausrüstung und den Sensorenkoffer. Dirk schlüpfte in den schweren Mantel, den Ruark ihm gegeben hatte und ließ alles andere liegen. Dann gingen sie in die Richtung des äußeren Boulevards. Gwen wollte so schnell wie möglich aus der Umgebung ihres Zimmers verschwinden, und keiner von beiden hatte große Lust, eine Fahrt mit den Aufzügen zu riskieren.
    Die Lichter über dem breiten Boulevard strahlten noch immer hell und weiß, und die Gleitbänder summten gleichförmig. Die Straße, die einem gigantischen Korkenzieher glich, schien über eine autonome Energieversorgung zu verfügen. »Hinauf oder hinunter?« fragte Dirk. Gwen schien nicht zuzuhören. Sie lauschte auf etwas anderes. »Still«, sagte sie. Ihr Mund zuckte.
    Dann hörte es auch Dirk. Außer dem gleichmäßigen Summen der Gleitwege war noch ein anderes Geräusch auszumachen, entfernt zwar, aber unverkennbar.
    Ein Heulen! Es kam aus dem Gang hinter ihnen, dessen war sich Dirk ziemlich sicher. Es drang wie ein kühler Atem aus der warmen, blauen Stille, und es schien länger in der Luft zu hängen als es sollte. Gedämpfte, weit entfernte Rufe folgten unmittelbar darauf. Alles war ruhig. Gwen und Dirk sahen einander an, standen mucksmäuschenstill und lauschten. Wieder erscholl das Geheul, jetzt lauter, deutlicher

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