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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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erwiderte Sarah und gab sich Mühe zu vertuschen, wie sehr Francines Worte sie trafen. Nicht nur, dass ihr Vater ganz offenbar ein Leben geführt hatte, von dem sie nicht das Geringste geahnt hatte. Er hatte in diesem Leben auch verheimlicht, dass er eine Tochter besaß …
    »Sie werden Ihren Vater nicht finden, Lady Kincaid.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Sarah. »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Er ist tot.«
    »Was?« Sarah sog scharf die Luft ein, ihre Gesichtszüge wurden kreidebleich.
    »Er ist tot«, bekräftigte Francine Recassin unbarmherzig, »genau wie mein Bruder.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte du Gard anstelle von Sarah, die ob der grässlichen Neuigkeit um ihre Fassung rang.
    »Ich weiß es.«
    »Haben Sie seinen Leichnam gesehen?«
    »Das war nicht notwendig.«
    »W-was soll das bedeuten?«, erkundigte sich Sarah mit bebender Stimme.
    »Ich weiß auch so, dass Lord Kincaid tot ist, denn er hatte es in seinem Besitz. Und wer es sein Eigen nennt, und wäre es nur für kurze Zeit, der findet ein grausames Ende, so ist es immer gewesen …«
    »Wer was sein Eigen nennt?«, wollte Sarah wissen.
    »Das Erbstück«, drang es flüsternd zurück.
    »Welches Erbstück?«
    »Dieses hier.« Ohne sich vom Boden zu erheben, kroch Francine ein Stück weiter und gab den Blick auf jene Stelle der Wand frei, die sie bislang mit ihrem schmächtigen Körper verdeckt hatte.
    Eine weitere Zeichnung kam so zum Vorschein, die, zu Sarahs größter Bestürzung, einen nur zu vertrauten Gegenstand abbildete – nämlich jenes Artefakt, das ihr Vater für sie hinterlegt hatte …
    Den geheimnisvollen Würfel!
    Sarah erkannte, dass sie sich geirrt hatte: Die spiralförmig angeordneten Zeichnungen an den Wänden zentrierten sich nicht etwa um die Insassin der Zelle, sondern um die Darstellung des Kubus, um den sich alles andere zu drehen schien, und das im wörtlichen Sinn.
    »Francine«, fragte sie und hatte Mühe, ihre plötzliche Neugier und ihre Aufregung zu zügeln, »haben Sie das gezeichnet?«
    »Natürlich.«
    »Demnach kennen Sie diesen Gegenstand?«
    »Allerdings – er hat sich über viele Jahre im Besitz meiner Familie befunden.«
    »Und jetzt nicht mehr?«
    »Nein.«
    »Wo ist er?«
    »Das weiß ich nicht.« Francine Recassin lachte heiser auf. »Glauben Sie mir, wenn ich es wüsste, bräuchte ich meine Zeit nicht an diesem finsteren Ort zu verbringen.«
    »War es das, was Sie suchten, als Sie in das ehemalige Arbeitszimmer Ihres Bruders eindrangen?«, erkundigte sich du Gard.
    »Das spielt keine Rolle mehr.« Francine schüttelte den Kopf.
    »Was, wenn wir Ihnen sagten, dass wir uns im Besitz des Würfels befinden?«
    »Ich würde Sie für einen Lügner halten, Monsieur«, entgegnete Francine offen.
    »Nicht, wenn ich es Ihnen beweisen könnte«, fügte Sarah hinzu, griff in die Tasche aus gewachstem Canvas, die sie am Riemen über der Schulter trug, und entnahm ihr einen schweren, in Ölpapier geschlagenen Gegenstand. Während sie ihn auswickelte, weiteten sich Francines Augen mehr und mehr, bis sie schließlich fast aus den Höhlen zu treten drohten.
    »Das Erbstück«, flüsterte sie heiser, als Sarah ihr den Gegenstand hinhielt. Von jener apathischen Person, die völlig in sich selbst versunken und nicht ansprechbar war, schien nichts geblieben zu sein. »Woher haben Sie ihn?«
    »Mein Vater hat ihn mir hinterlassen.«
    »Ihr Vater? Aber dann …« Francines schmale Augen blitzten, während sie angestrengt überlegte. »Ich verstehe«, flüsterte sie schließlich. »Pierre muss das Erbstück an Ihren Vater übergeben haben, als er an jenem Abend bei uns war …«
    »Wann ist das gewesen?«, wollte Sarah wissen.
    »Vor etwa zwei Monaten. Bevor all diese schrecklichen Dinge geschahen, die …« Sie unterbrach sich, als die Stimme ihr versagte und die Erinnerung an das erlebte Grauen sie zu überkommen schien.
    »Hat mein Vater gesagt, weshalb er sich in Paris aufhielt? Oder wohin er anschließend wollte?«
    »Nein. Aber er sprach davon, dass der Feind ihm auf den Fersen wäre – und dass es dieselben Leute seien, die auch Pierre und mich verfolgt hätten.«
    »Was für Leute?«, fragte Sarah beklommen.
    »Wer wohl?« Francine lachte grimmig auf. »Die Eigentümer des Erbstücks, seine früheren Herren.«
    »Und seither haben Sie meinen Vater nicht mehr gesehen?«
    »Nein.«
    »Wie kommen Sie dann darauf, dass er tot ist?«
    »Weil ich sein Gesicht an jenem Abend gesehen habe, Lady Kincaid. Weil ich die

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