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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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während die ›Inflexible‹ uns nach Fishers Angaben südlich der Insel aufgegriffen hat. Wie also, frage ich dich, konnten wir innerhalb weniger Stunden von einer Seite der Insel auf die andere gelangen?«
    »Vielleicht hat uns die Strömung abgetrieben …«
    »Um die ganze Insel herum?« Sarah lachte freudlos auf. »Das dürfte eher unmöglich sein. Bleibt also nur eine Möglichkeit.«
    »Nämlich?«
    »Dass wir uns nicht auf der Insel selbst, sondern auf einem vorgelagerten Eiland befunden haben – das würde auch die Worte des Vermummten bestätigen, der sagte, dass es sich um ein Geheimversteck der Ordensritter handelte.«
    »Klingt vernünftig.« Du Gard schürzte die Lippen. »Hast du einen bestimmten Verdacht?«
    »Allerdings.« Sarah drehte die Karte so, dass auch ihr Gegenüber Einsicht nehmen konnte. »An dieser Stelle hier« – sie deutete auf einen Punkt, der an die vier Meilen vor der Südwestküste Maltas lag -, »hat die ›Inflexible‹ uns aufgefischt. Nur eine vergleichsweise kurze Distanz entfernt liegt Fifla, eine kleine Felseninsel, die der Küste rund drei Meilen vorgelagert ist.«
    »Und du glaubst, dass wir dort gewesen sind? Dass wir dort gefangen gehalten wurden?«
    »Es wäre möglich«, bestätigte Sarah, »und diesen Verdacht würde ich gerne überprüfen, ehe wir … Was hast du?«, erkundigte sie sich, als sie das Entsetzen in du Gards Zügen bemerkte.
    »Um auf die Insel zu gelangen, brauchen wir ein Boot, n’est-ce pas?«
    »Natürlich, aber das sollte keine Schwierigkeit darstellen. In einem der Fischerdörfer entlang der Küste werden wir sicher fündig.«
    »Darum geht es nicht«, maulte du Gard vor sich hin. »Ich fürchte nur, dass dieser elende Kahn noch ungleich heftiger schaukeln wird als diese Kutsche …«
    Einmal mehr erwiesen sich Maurice du Gards Voraussagen als nur zu wahr; grüngesichtig und elend kauerte er am hoch aufragenden Bug eines luzzu, eines traditionellen maltesischen Fischerbootes, dessen blau-gelb gestrichener Rumpf durch die Wellen schnitt, der Insel entgegen, die sich am Horizont abzeichnete.
    »Was wollen Fifla?«, erkundigte sich der Fischer, ein sonnengebräunter, grobschlächtiger Mann, der derbe Leinenhosen und ein zerschlissenes, quer gestreiftes Hemd trug, in gebrochenem Englisch. »Insel nur Stein, sonst nichts.«
    »Ich weiß«, erwiderte Sarah nur, die zwischen Schwimmern aus Kork und zu Ballen gebundenen Netzen, die nach Salz und Fisch rochen, auf der Ducht hockte. »Dennoch möchten wir gerne dorthin.«
    Der Fischer erwiderte etwas Unverständliches in seiner eigenen, wie eine Mischung aus Italienisch und Arabisch anmutenden Sprache. Mit routinierten Handgriffen drehte er das kleine Segel und brachte es vor den Wind, woraufhin das luzzu noch mehr Fahrt aufnahm – und sich ein entsetztes Stöhnen aus Maurice du Gards geschundener Kehle entrang. Sarah ertappte sich dabei, dass ein schadenfrohes Grinsen über ihre Züge huschte. Zwar hatte sie ihre Vorbehalte gegenüber du Gard aufgegeben, jedoch konnte sie ihre Genugtuung darüber nicht verhehlen, dass der Franzose, der stets alles besser zu wissen schien, endlich einmal verstummt war.
    Zumindest fast …
    Begleitet von den erbärmlichen Geräuschen, unter denen du Gard das Brot, das er zum Frühstück gegessen hatte, an die Fische verfütterte, näherte sich das Boot der kleinen Insel, die aus der Nähe um einiges eindrucksvoller wirkte, als von der Küste aus betrachtet.
    Zumindest in dieser Hinsicht hatte der Fischer recht – Fifla schien tatsächlich nicht viel mehr zu sein als ein riesiger Felsblock, den eine Laune der Natur ins Meer geworfen hatte: ein an die siebzig Yards hohes Felsplateau, das wie eine Mauer im Wasser stand und dessen schroffe Felswände fast senkrecht aufragten. Einen Strand, eine Bucht oder auch nur eine zugängliche Stelle schien es nicht zu geben – der im gleißenden Licht der Mittagssonne hell leuchtende Kalkstein erhob sich direkt aus dem blauen Meer, dessen Wellen sich schäumend an ihm brachen.
    »Was gesagt?«, rief der Fischer Sarah zu. »Nur Stein, sonst nichts.«
    »Ich würde die Insel dennoch gerne umrunden«, erwiderte Sarah. »Lässt sich das einrichten?«
    »Wie Lady wollen. Aber Fifla nur Stein. Stein und Möwenschiss.« Der Fischer lachte über seinen eigenen Scherz, tat jedoch, wie Sarah ihn geheißen hatte. Indem er das Ruder am Heck des luzzu betätigte, änderte er den Kurs und schickte sich an, die Insel zu umfahren.
    Gebannt blickte

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