Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
weiter«, bat Sarah grinsend – und ließ die Trommel wieder zurückschnappen.
    »Nicht gut«, jammerte der Fischer bekümmert. »Das nicht gut …«
    Die Waffe schien den Mann vollends davon zu überzeugen, dass er sich den Anordnungen seiner Passagiere zu fügen hatte. Gehorsam steuerte er das Boot näher an die Klippen, an deren Fuß das Wasser an vielen Stellen Höhlungen ausgespült hatte, die Sarah aufmerksam musterte.
    »Dort!«, rief sie plötzlich. »Das ist es, ich bin ganz sicher!«
    »Vraiment, Sarah! Du hast recht …«
    Sie wiesen den Fischer an, die betreffende Stelle anzusteuern – eine rund vier Yards breite Öffnung im Fels. Was sich dahinter verbarg, lag im Schatten und war zunächst nicht zu erkennen. Erst als das luzzu sich weiter näherte, zeigte sich, dass es sich um eine winzige Bucht handelte. Sand war angeschwemmt worden und hatte einen steil ansteigenden Strand gebildet, auf dem das Boot knirschend auf Grund lief.
    »Überhaupt nicht gut«, beharrte der Fischer, als Sarah und du Gard an Land sprangen, Letztgenannter unbeschreiblich froh darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    »Bleib hier, und warte auf uns«, wies Sarah den Malteser an.
    »U-und wenn nicht zurückkommen?«
    »Dann fährst du zurück und alarmierst die britische Garnison«, rief du Gard zurück, noch ehe Sarah antworten konnte. »Verlange einen gewissen Captain Fisher zu sprechen. Er kennt uns und wird wissen, was er zu tun hat.«
    »Wird er das?« Sarah sandte du Gard einen zweifelnden Blick.
    »Chérie, du vergisst, dass du von Adel bist. Die Royal Navy mag bislang nicht sehr kooperativ gewesen sein, aber sie wird nicht einfach zusehen, wenn eine junge Lady spurlos verschwindet.« Er bückte sich über das niedere Seitenbord des luzzu und griff nach dem rostigen Fischerbeil, das dort lag. »Das hier«, sagte er dazu, »würde ich mir gerne ausborgen – und ich lege Wert darauf, es persönlich wieder zurückzubringen.«
    »Wünschen viel Glück«, erwiderte der Fischer, dessen besorgter Miene deutlich anzusehen war, dass er um das Leben seiner Passagiere fürchtete. »Sahha.«
    »Auf Wiedersehen«, bestätigte Sarah, dann wandte sie sich um und stieg gemeinsam mit du Gard den kurzen Strand hinauf, der sie tiefer in den von schroffem Gestein umgebenen Felsspalt führte.
    Am oberen Ende stießen sie auf das Loch im Boden und starrten hinein in den dunklen Schacht, der ihnen beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Als Sarah das dumpfe Gurgeln aus der Tiefe hörte und die bleichen, abgenagten Knochen sah, die rings um den Salzwasserpfuhl verstreut lagen, wurde sie von Grauen geschüttelt.
    »Beinahe«, sagte sie leise.
    »Oui«, pflichtete du Gard ihr bei.
    »Aber eben nur beinahe«, knurrte Sarah. Sie fasste sich ein Herz, umrundete die Schachtöffnung und trat auf die eiserne Tür zu, die in die Felswand eingelassen war.
    Du Gard folgte ihr, das Beil in der Hand. Da das vernietete Türblatt an seiner Außenseite weder Schloss noch Riegel besaß, bearbeitete der Franzose stattdessen die in die Felswand eingemauerten Scharniere. Er brauchte sich nicht lange zu mühen, bis sowohl der Kalkstein als auch das vom Salzwasser angegriffene Eisen nachgaben. Mit einem metallischen Ächzen brach die Tür aus den Angeln, und mit vereinter Kraft gelang es Sarah und du Gard, sie so weit aufzubiegen, dass sie hineinschlüpfen konnten.
    »Bist du sicher, dass wir das wirklich tun sollten?«, erkundigte sich du Gard, in den bedrohlich dunklen Gang deutend.
    »Allerdings«, versicherte Sarah und hob den Enfield-Revolver an.
    »Eh bien …«
    Sarah war die Erste, die sich an dem halb geöffneten Türblatt vorbei in den Stollen zwängte, der fraglos von Menschenhand in den Fels gehauen worden war. Zwar gab es eiserne Halterungen an den Wänden, in denen jedoch keine Fackeln steckten, sodass sich das spärliche Licht, das von außen in den Felsengang fiel, schon nach wenigen Yards verlor und es stockdunkel wurde. Den Revolver in der Rechten, tastete sich Sarah mit der linken Hand den Gang entlang, hinein in unergründliche Schwärze.
    »Was ist?«, erkundigte sich du Gard, der unmittelbar hinter ihr ging, das Beil noch in den Händen. »Kannst du etwas erkennen?«
    »Nein, ich …« Sie verstummte.
    »Was ist?«
    »Ich bin gegen etwas gestoßen. Eine Stufe …«
    Vorsichtig setzte Sarah ihren Fuß auf das, was sich als das untere Ende einer Treppe herausstellte, und tastete sich weiter voran. Die Stufen waren schmal und

Weitere Kostenlose Bücher