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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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auf seinen Reisen um die Welt, und er lehrte mich unzählige Dinge, die ich in zehn Studienjahren nicht besser hätte lernen können.«
    »Offensichtlich«, bestätigte du Gard, dem es allmählich ein wenig besser zu gehen schien – die Kutsche hatte die Pforte von de Rohan passiert und befuhr die Hauptstraße des Örtchens Zebbug, die ungleich weniger Unebenheiten aufwies als die raue Landstraße und zu deren beiden Seiten sich die hübschen Häuser der Segeltuchmacher erhoben. »Die Geschichte scheint sich also zu wiederholen – auch damals bist du deinem Vater gegen seinen Willen gefolgt.«
    »In der Tat.« Sarah nickte nachdenklich. »Nur mit dem Unterschied, dass damals nicht sein Leben in Gefahr war.«
    »Du verdankst ihm viel, nicht wahr?«
    »Alles«, bestätigte sie. »Gleich, was er getan oder was er vor mir verheimlicht haben mag – er ist mein Vater, Maurice. Ich kann nicht einfach aufgeben und nach England zurückkehren. Ich muss nach ihm suchen, und weder vermummte Mörder noch britische Granaten werden mich daran hindern.«
    »Beruhige dich.« Du Gard hob beschwichtigend die Hände. »Ich habe nicht vor, dich davon abzuhalten. Ich frage mich eher, was geschehen wird, wenn Capitaine Hulot unsere Nachricht nicht bekommt.«
    »Dann werde ich zu meinem ursprünglichen Plan zurückkehren und versuchen, auf dem Landweg nach Alexandria zu gelangen«, erwiderte Sarah ohne Zögern.
    »Mince alors. Du bist wirklich das starrköpfigste Frauenzimmer, das mir je untergekommen ist.«
    »Beharrlich«, drückte Sarah es freundlicher aus.
    »D’accord. Allerdings frage ich mich, weshalb wir diese unerfreuliche Fahrt hier auf uns nehmen müssen. Hätten wir nicht auch einfach in Valletta bleiben und dort auf Antwort warten können?«
    Du Gards Einwand kam nicht von ungefähr – die Kutsche hatte Zebbug verlassen und rumpelte jetzt wieder über die Landstraße, die wie zuvor nur aus Rissen und Schlaglöchern zu bestehen schien. Die Gesichtsfarbe des Franzosen war dementsprechend schon wieder einige Nuancen grüner geworden.
    »Nein.« Sarah schüttelte den Kopf.
    »Et pourquoi pas?«
    »Weil ich nicht vorhabe, Zeit zu verschwenden, wenn es ein Geheimnis zu lüften gilt.«
    »Ein Geheimnis? Wovon sprichst du?«
    »Ich spreche von der Höhle, in der wir gefangen gehalten wurden – ich will sie finden.«
    »Die Höhle? Diesen schrecklichen Ort, an dem wir beinahe unser Leben gelassen hätten?« Du Gard schüttelte verständnislos den Kopf. »Was willst du dort? Bist du nicht froh, entkommen zu sein?«
    »Natürlich, genau wie du«, versicherte Sarah. »Aber möglicherweise hat unser vermummter Häscher dort Spuren hinterlassen, die Rückschlüsse auf seine Identität zulassen.«
    »In der Höhle? Aber da war nichts außer Knochen und Sand …«
    »Erinnerst du dich an die Tür, die verschlossen war?«
    »Bien sûr – und?«
    »Ich erinnere mich, über den Klippen die Überreste einer Burg gesehen zu haben. Ich nehme an, dass die Tür zu einem Verbindungsgang führt, der die Festung und die Höhle einst miteinander verband. Und ich vermute außerdem, dass jene Kammer, in der ich gefangen gehalten wurde, sich im Innern der Ruine befindet.«
    »Schön und gut, aber wie willst du diese Ruine finden? Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt, oder?«
    »Nun«, – Sarah griff in die Tasche, die sie nebst eines neuen Kleides in Valletta erstanden hatte, ein khakifarbener Beutel aus Canvas, dessen eigentliche Bestimmung es war, Munition zu tragen, und entnahm ihr eine Landkarte, die sie vor du Gard entrollte -, »ein paar Indizien gibt es in der Tat …«
    »Woher hast du die Karte?«, fragte du Gard verblüfft.
    »Eine Leihgabe von Captain Fisher.« Ihr Lächeln war von blütenreiner Unschuld.
    »Eine Leihgabe? Weiß er davon?«
    »Das nun gerade nicht – aber ich bin sicher, er hätte mir die Karte ohne Zögern gegeben, wenn ich ihn darum gebeten hätte.«
    »Ganz sicher.« Du Gard verdrehte die Augen.
    »Jedenfalls«, fuhr Sarah fort, »habe ich in jener Nacht einen Blick auf den Himmel geworfen und den Polarstern gesucht. Und weißt du, was ich dabei festgestellt habe?«
    »Non, aber du wirst es mir bestimmt gleich sagen.«
    »Mit Vergnügen.« Sarah lächelte wissend. »Als wir das Boot bestiegen, stand der Polarstern unmittelbar vor uns, während wir die Klippen im Rücken hatten.«
    »D’accord.«
    »Schön und gut«, fuhr Sarah fort, »aber das würde bedeuten, dass wir uns auf der Nordseite Maltas befanden,

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