Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
litt sie mit ihm.
Sein Groll verflog, und zärtlich berührte er ihr Gesicht. Sie sah ihn an – nie hatte ihre Aura heller gestrahlt.
Was immer sie empfinden mochte, egal, wem ihre Loyalität galt, sie liebte ihn.
Oh, meine Jiwah Ka , dachte Jardir traurig . Ich habe dir bitter unrecht getan.
»Der Erlöser will nicht gestört werden, khaffit !« Selbst durch die gepolsterten Wände und die abgedichtete Tür von Ineveras Kissenzimmer hörte Jardir Hasiks bellende Stimme. Wenn er die Krone trug, konnte er hören, wie der Wind über die Schwingen eines hoch am Himmel fliegenden Vogels strich, und sein ajin’pal war kein leiser Mann.
Jardir richtete sich auf und weckte dabei Inevera. Abban .
Er sah Inevera an, lächelte, versuchte ihr mitzuteilen, wie sehr er sie liebte, und wusste doch, dass er scheiterte. Inevera lächelte unverstellt zurück, und ihre Aura zeigte ihm, dass die Liebe, die sie für ihn empfand, genauso aufrichtig und innig war wie die seine.
Er küsste sie. »Die Pflicht ruft mich, Liebste.«
Sie nickte und half ihm beim Ankleiden, ehe sie in ihre eigenen Gewänder schlüpfte. Als sie fertig waren, verließen sie das Zimmer und gingen in den Thronsaal zurück.
Er war leer, aber nach Asomes Lektion war das kein Wunder. Jardir sog die Luft ein und roch das auf dem Teppich verspritzte Blut der Damaji .
Er deutete auf ein paar Tropfen. »Ichach.« Wieder schnupperte er, drehte sich um und zeigte auf eine Stelle, die ein paar Schritte entfernt lag. »Qezan.«
Inevera nickte, nahm besondere Tücher aus ihrem Beutel und tupfte vorsichtig so viel Blut wie möglich auf, um es später für ihre Vorhersagen zu verwenden. Falls die Damaji sich gegen Jardir wenden sollten, um sich für ihre Erniedrigung zu rächen, würde er es rechtzeitig erfahren. Jene Söhne, die er mit Frauen aus den Stämmen der Jama und Khanjin gezeugt hatte, trugen noch ihre nie’dama -Bidos, aber notfalls würde er sie zu vollwertigen Geistlichen erklären, nur um die Einheit der Stämme zu wahren.
Er stieg die Stufen zum Schädelthron hinauf, schlug seinen Tarnumhang zurück und nahm Platz. Nachdem Inevera sich zu ihm auf das Podest begeben hatte, klatschte er laut in die Hände. Sofort erschien Hasik in der Tür und verneigte sich tief.
»Abban soll hereinkommen«, befahl Jardir. Hasik machte ein überraschtes Gesicht, aber er nickte, und kurz darauf tauchte der fette khaffit auf und verbeugte sich so tief, wie es seine Krücke erlaubte.
»Abban, mein Freund!« Jardir winkte den khaffit zu sich. Neben ihm rührte sich Inevera, und er brauchte ihre Aura nicht zu sehen, um zu wissen, was sie fühlte. Abbans Aura verriet ihm, dass der khaffit Inevera ähnliche Gefühle entgegenbrachte.
Es spielt keine Rolle, sagte er sich. Sie müssen lernen, miteinander auszukommen.
Vor der Treppe zum Podest blieb Abban stehen, aber Jardir winkte ihn noch näher heran. »Du darfst drei Stufen hochsteigen«, forderte er ihn lächelnd auf. »Eine Stufe für je eines deiner Beine.«
Abban schmunzelte und klopfte mit der Krücke gegen sein Bein. »Meine Gemahlinnen würden dir sagen, dass mir in diesem Fall sogar eine vierte Stufe zusteht.«
Zu Jardirs Überraschung fing Inevera an zu lachen, und Jardir nickte. »Ich erinnere mich noch an dich im Bido, und ich denke, dass deine Gemahlinnen dir schmeicheln, aber die Heiterkeit der Damajah erfreut mich. Du darfst vier Stufen hochsteigen.« Hurtig klomm Abban nach oben, ohne sein Glück zu hinterfragen.
»Wir haben über deinen Plan gesprochen und halten ihn für klug«, begann Jardir. »Beim Ersten Schnee greifen wir Dockstadt an. Beginne mit den Vorbereitungen, aber verrate niemandem, wozu sie dienen.«
Abban verneigte sich. »Je länger das Geheimnis gewahrt bleibt, desto weniger ist zu befürchten, dass die Laktoner fliehen. Wenn es nach mir ginge, würden nicht einmal deine Generäle eingeweiht. Es genügt, sie zu informieren, wenn das Zeichen zum Angriff gegeben wird.«
»Das klingt vernünftig«, meinte Inevera.
Jardir nickte. »Aber deshalb suchst du mich heute nicht auf, Abban, und ich habe dich nicht hergebeten. Was hat dich veranlasst, das Zentrum deines Netzes zu verlassen?«
»Meine Leute haben … etwas Interessantes entdeckt«, antwortete Abban. Sein Blick streifte flüchtig Inevera.
Jardir seufzte. Herrschte an seinem Hof überhaupt kein Vertrauen mehr? »Sprich.«
Abban verneigte sich wieder und griff in eine Tasche seiner eleganten gelbbraunen Weste, die er über dem
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