Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
farbenfrohen Seidenhemd trug. Als er die Hand zurückzog, hielt er darin einen Klumpen aus silbrigem Metall.
Inevera erstarrte, und auch Jardir erkannte es sofort. Er sprang von seinem Thron und riss dem khaffit das Stück aus der Hand. Nur um es sich sofort wieder von Inevera wegnehmen zu lassen, die es ins Licht hielt und hin und her drehte.
»Das ist dasselbe Metall, aus dem der Speer und die Krone des Kaji bestehen«, sprach sie aus, was alle dachten.
Abban nickte. »Unsere Metallurgen haben lange versucht, die Geheimnisse der Artefakte des ersten Erlösers zu lüften. Das Metall ist zu hell, um Gold zu sein, aber es ist auch kein Silber oder Platin. Wir vermuteten Weißgold, eine Legierung, die entsteht, wenn man reinem Gold Nickel hinzufügt. Die Juweliere im Basar arbeiten seit Jahrhunderten damit.« Er lächelte. »Es ist billiger als Gold, wird aber für den doppelten Preis an Tölpel verkauft, die glauben, es sei etwas Besonderes. Dies hier allerdings«, er deutete auf den Klumpen Metall, »ist Elektron.«
»Elektron?«, fragte Jardir.
»Eine natürlich vorkommende Legierung aus Silber und Gold, habe ich mir sagen lassen«, erklärte Abban.
Jardirs Augen wurden schmal. »Wer hat dir das gesagt?«
Abban drehte sich um und klatschte laut in die Hände, wie Jardir es vorhin getan hatte. Unverzüglich erschien Hasik in der Tür. »Bringe unseren Gast herein«, rief Abban. Hasik funkelte ihn wütend an, doch als Jardir den Befehl nicht widerrief, verschwand er und führte einen Rizoner in den Raum. Der Mann war alt, blinzelte in dem hellen Licht, und sein Gesicht sowie die Hände waren schmutzig. In den Händen hielt er einen Hut.
»Rennick, Meister in einer der Goldminen des Shar’Dama Ka «, stellte Abban vor. Hasik packte den Mann mit derbem Griff, zwang ihn auf die Knie und drückte seine Stirn gegen den Boden.
»Das reicht«, sagte Jardir. »Hasik, lass uns allein.« Der Krieger stülpte die Lippen vor, aber er verneigte sich und trat den Rückzug an.
»Und du, Meister Rennick, tritt näher an das Podest heran«, rief Jardir. »Erzähle uns, was du über dieses Metall weißt.«
Rennick trat vor und wrang den Hut in den Händen wie eine Wäscherin. »Es ist so, wie ich es Abban bereits sagte, Euer Gnaden. Das hier ist Elektron. Ich habe es schon einmal gesehen, da war ich noch ein Junge und arbeitete in einer anderen Mine weiter südlich. Die Spuren befinden sich im Gestein. Eine Silberader, die in eine Goldader hineinläuft. Es kommt nicht oft vor, und die Ausbeute ist gering. Eure Mine ist sicher.«
Sicher, dachte Jardir, dabei könnte mir nichts gleichgültiger sein als Gold.
»Kannst du noch mehr davon fördern?«, erkundigte sich Jardir.
Der Minenarbeiter zuckte mit den Achseln. »Ich glaube schon, obwohl es vielleicht nicht so rein ist. Aber warum? Weil es etwas Neues ist, könnte es einen guten Preis erzielen, aber es ist nicht so viel wert wie reines Gold.«
Jardir nickte, dann klatschte er wieder in die Hände und gab Hasik ein Zeichen, er möge den Mann wegführen. »Sorge dafür, dass der Mann mit niemandem darüber spricht«, sagte er zu Abban.
»Das ist bereits geschehen«, erwiderte Abban. »Er wird unverzüglich in die Schmelzen gebracht, in denen meine persönlichen Schmiede arbeiten, und gelangt nie wieder nach draußen. Seiner Familie wird man sagen, er sei bei einem Grubenunglück ums Leben gekommen, und sie erhalten eine hübsche Abfindung.« Jardir nickte.
»Ich muss das Metall in meine Kammer mitnehmen und prüfen, ob es tatsächlich über Macht verfügt«, erklärte Inevera.
Jardir nickte. »Wir werden hier warten.«
Inevera sah Abban an, und Jardir vollführte eine harsche Geste. »Ich bin kein Narr, Weib. Ich sehe, wie du und Abban euch gegenseitig anstarrt, meinen Thron umkreist und ihn mit eurer Pisse markiert. Aber ich habe mich entschlossen, euch beiden zu vertrauen, und wenigstens in dieser Angelegenheit müsst ihr das Misstrauen, das ihr füreinander hegt, vergessen.«
Inevera runzelte unmutig die Stirn, aber sie nickte, verschwand in ihrem Gemach und kam wenige Minuten später wieder zurück.
»Was ist kostbarer als Gold?«, fragte sie.
Jardir blickte Abban an, und beide Männer zuckten die Achseln.
»Das ist eine uralte, traditionelle Frage der dama’ting , die nach dem Geweihten Metall der Damajah suchen«, erklärte Inevera. »Edelmetalle leiten Magie besser als unedle Metalle, aber selbst bei Gold ist die Übertragung niemals vollkommen, es gibt
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