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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Eisentür aufdrückte. Die Wände waren schwarz gestrichen, was er bedrückend fand, aber das passte zu dem ganzen düsteren Gebäude. Ein Licht brannte in einer der Nischen, in einer anderen konnte er alte aufgerollte Pergamente sehen. Was mochte darin Wichtiges stehen, dass man sie hier aufbewahrte? Er hatte keine Zeit nachzuschauen, denn schon gingen Aithreo und Lasair durch die offene Tür und bemühten sich sie nicht aus Versehen zu berühren. Schnell huschte er hinterher. Der alte Gewölbekeller erschien ihm nicht sehr aufregend und er enthielt nur ein paar Fässer. Glic konnte Lampenöl riechen. Der hintere Ausgang mündete in einen Gang. Sie bogen nach links ab, kamen an einem Brunnen vorbei und endlich gelangten sie an den Anfang der Wendeltreppe, von der Ardal ihnen berichtet hatte. Jetzt galt es mitzuzählen, damit sie nicht im falschen Stockwerk suchten. Sie lauschten, doch kein Geräusch drang aus der Tiefe. Lasair ging voran, gefolgt von Dorc und Glic, während Aithreo die Nachhut bildete. Ein ekelhafter Geruch stieg Glic in die Nase. Er mochte gar nicht darüber nachdenken, wie er entstanden war. Ihm fiel auf, dass Dorc sich mehr und mehr verkrampfte, seine Bewegungen wurden steifer, die Atemzüge flacher und hastiger. Es musste eine Qual für ihn sein, an diesen Ort zurückzukehren. Ohne lange darüber nachzudenken, gab Glic Aithreo ein Zeichen, zusammen mit Lasair die Führung zu übernehmen. Zu seiner Erleichterung entstand darüber einmal kein Wortwechsel, vielleicht fühlte sich der Mann geehrt. Und wenn schon, das war Glic jetzt gleichgültig.
    Kaum hatte sich Aithreo an ihnen allen vorbeigedrückt und war vorne angelangt, legte Glic seine Hände auf Dorcs Schultern und raunte ihm ins Ohr: »Nie mehr allein! Weißt du noch?« Er spürte, wie Dorc tief Luft holte, dann fühlte er eine Hand auf seiner und einen kurzen starken Druck.
    »Ich erinnere mich. Nie mehr allein!«, antwortete Dorc genauso leise. Glic war froh, als er hörte, dass der Atem seines Freundes ruhiger wurde, und spürte, wie die Muskeln sich entspannten. Er drückte ihn noch einmal und ließ los.
    Nach dem zweiten Stock hielten Aithreo und Lasair plötzlich an und lauschten. Dann schüttelten sie den Kopf und gingen weiter. Kurz vor der dritten Ebene blieben sie erneut stehen. Jetzt meinten auch Glic und Dorc, ein Weinen zu vernehmen. Sie schauten sich ratlos an. Was konnte das bedeuten? Auf einmal brach das Schluchzen ab. Vorsichtig schlichen sie weiter. Das eiserne Tor der dritten Ebene war angelehnt, dahinter niemand zu sehen oder zu hören. Ohne sich abzusprechen waren alle einig, dem seltsamen Weinen nicht nachzugehen, sie hatten eine Aufgabe zu erfüllen und Zeit war kostbar. Sie betraten die dritte Ebene und Glic schloss leise die Tür hinter sich. Dann suchten sie den dritten Quergang und darin den letzten Raum auf der linken Seite. Von drinnen war kein Laut zu hören und sie traten ein. Außer nackten Wänden und einem Schrank war nichts zu sehen, alles wirkte so, wie Ardal es ihnen beschrieben hatte. Sie schauten die Mauer an, in der sich eine Geheimtür befinden musste. Eine Weile half Glic eifrig mit bei der Suche, aber vergebens. Dorc fand ebenso wenig etwas. Im leeren Schrank waren auch keine Hinweise versteckt. Lasair und Aithreo gaben nicht auf, Stück für Stück tasteten sie die Wand mit den Handflächen ab. Erst sah ihnen Glic zu, dann wurde ihm langweilig. Bisher war die ganze Sache ohne weitere Aufregung verlaufen, nicht einmal einem einzigen Flammenkrieger waren sie begegnet. Er überlegte gerade, zurück zur Wendeltreppe zu gehen und nachzuschauen, wer da geweint hatte, als Lasair einen erstaunten Laut von sich gab.
    »Es ist Magie!«, sagte sie verwundert.
    Die beiden Freunde waren noch viel erstaunter, als die Wand an der Stelle, auf die Lasair die Hand gelegt hatte, plötzlich zu schimmern und sich aufzulösen begann. Eine Öffnung wurde sichtbar, kleiner und schmaler als eine Tür, aber groß genug auch für einen Erwachsenen.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Glic neugierig.
    »Es war sehr einfach. Jemand hat unsere Magie benutzt, um die Öffnung zu verbergen.«
    »Ausgerechnet hier? Mitten im Kerker der Menschen?«, sagte Glic. Lasair zuckte nur ratlos die Achseln.
    »Vielleicht stammt es noch aus unserer Zeit«, sagte Aithreo, aber Lasair schien nicht überzeugt.
    Glic hatte keine Lust herumzurätseln und steckte seinen Kopf durch die Öffnung. Bevor ihn jemand daran hindern konnte, war er in

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