Die Flammen der Dunkelheit
Glic warteten nicht weiter ab, sondern stürzten sich in den ungleichen Kampf. Obwohl Lasair wieder ihre menschliche Gestalt angenommen hatte und sie unterstützte, war der Feind ihnen überlegen. Verbissen hieb Dorc mit seinem Schwert auf die Gegner ein. Der ekelhafte Geruch von verbranntem Fleisch stieg in seine Nase. Er wunderte sich, in welcher Geschwindigkeit und Zahl Glic seine Pfeile abschoss, dann hörte er einen Ausruf des Erstaunens von ihm. Im nächsten Moment geriet ein Dämon in Dorcs Blickfeld. Dann noch einer. Was ging hier vor? Sein Angreifer wurde von einem Pfeil getroffen, und mit einem gewaltigen Hieb streckte Dorc ihn endgültig nieder. Als er sich umdrehte, war kein Flammenkrieger mehr übrig, und neben Lasair stand Aithreo. Leise redete er auf sie ein.
»Was soll das?«, fauchte Dorc und stürmte auf ihn zu. »Wir hatten eine Abmachung!«
»Grians Leben geht vor!«, erwiderte Aithreo und sein Blick war mindestens so finster.
»Bitte, hört auf! Wir haben keine Zeit zu streiten!«, mischte sich Lasair ein und schaute sie beide flehend an.
»Wir sind zu viele, da unten ist es eng!«, beharrte Dorc.
»Meine Gefährten bleiben hier und sichern den Rückweg. Ich komme mit euch. Das ist mein letztes Wort!«, sagte Aithreo mit einer Stimme, die keine Widerrede duldete.
Dorc warf ihm einen hasserfüllten Blick zu und ging ohne ein weiteres Wort zur Mitte des Raumes und die Treppe hinunter. Sein Vater, Glic und Lasair folgten ihm, die anderen blieben oben und löschten die meisten der Lampen. Dann stellten sie sich ringsum entlang der Wände auf, die Tür nach draußen im Blick.
Aufgeregt trat Ardal aus dem Haus, nachdem ungewohnte Geräusche ihn aus dem Schlaf gerissen hatten, und lauschte. Ja, jetzt hörte er es deutlich, die Stadt wurde angegriffen. Benen war in Gefahr! Er rannte los. Doch er war noch nicht weit gekommen, da musste er anhalten, weil er einen stechenden Schmerz in der Seite spürte. Während er vorsichtig Atem holte, überlegte er fieberhaft, wo sein Sohn jetzt sein könnte. Ob er gerade nicht Wache gestanden hatte, als der Kampf begann? Möglich war es, und an diese Hoffnung klammerte Ardal sich, denn langsam wurde ihm klar, dass er ruhiger werden musste. So vollkommen kopflos war er keine große Hilfe. Vermutlich wäre er tot, bevor er auch nur in die Nähe seines Sohnes gelangen könnte. Aber es nicht zu versuchen war Feigheit! In Gedanken versunken ging er weiter, während er mit sich rang. Erst als er beinahe davor stand, merkte er, dass er unwillkürlich den gewohnten Weg zum Heiligtum eingeschlagen hatte. Verwirrt blieb er stehen. Ein erstickter Schrei ganz in der Nähe brachte ihn dazu, einen Satz zu machen und sich an die nächste Hauswand zu pressen. Zitternd lauschte er, aber es war nichts mehr zu hören. Trotzdem wartete er noch eine Weile. Von weit entfernt drang gedämpfter Kampfeslärm in seine Ohren, sonst kein Laut. Das Heiligtum lag ruhig da. Er wollte gerade umdrehen, da sah er zwei Männer zum Eingang schleichen und gleich darauf im Gebäude verschwinden. Wäre nicht im letzten Moment eine Dohle angeflogen gekommen und mit hineingeschlüpft, hätte er an eine Sinnestäuschung geglaubt. Dorc und Glic! Sie lebten! Sein Herz machte einen Sprung. Aber was taten sie da? Die Prophezeiung! Ja natürlich, sie wollten in die Kerker! Er musste ihnen zeigen, auf welcher Ebene … Doch was war das? Erschrocken starrte er auf die Schatten, die wie aus dem Nichts neben der Tür landeten und sich in menschliche Gestalten verwandelten. Erst als sie ebenfalls im Heiligtum verschwunden waren, begann er zu verstehen, von welch gut gehütetem Geheimnis er gerade Zeuge geworden war. Zwar erhielt er vor vielen Jahren die Nachricht, dass Aithreo einmal seine Magie genutzt hatte, um sich in den alten König zu verwandeln, aber Ardal hatte immer geglaubt, dies war eben nur Aithreo mit seiner ungeheuren Macht möglich. Nie hätte er vermutet, auch andere Aos Sí besäßen diese Fähigkeit, und dass sie alle miteinander sogar die Gestalt von Tieren annehmen könnten, war ihm erst recht nicht in den Sinn gekommen. Hatte es Hinweise gegeben, die er einfach nie wahrgenommen hatte? Er widmete nun schon sein ganzes Leben dem Ansammeln von Wissen und hielt sich für einen Gelehrten. Da kränkte es seinen Stolz, dass ihm wichtige Dinge entgangen waren. Vollkommen selbstvergessen stand er in der dunklen Gasse, hörte den Kampfeslärm nicht mehr und grübelte. Je länger er darüber
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