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Die Flammen der Hölle

Die Flammen der Hölle

Titel: Die Flammen der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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oder dümmlichen Salonlöwen; natürlich waren auch Damen anwesend, die für Eleganz und Schönheit sorgten - aber es waren die Männer, die zählten.
    Mehrere Minister waren hier, der Seelord, ein Assistent des Finanzministers ...
    Grey hielt inne, denn er fühlte sich, als hätte ihm jemand fest in den Magen geboxt.
    Quarry murmelte ihm etwas ins Ohr, irgendeine Erklärung bezüglich des Premierministers, doch Greys Aufmerksamkeit galt ihm nicht länger. Er kämpfte mit dem Bedürfnis, noch tiefer in den Schatten zurückzutreten.
    George Everett sah gut aus - sehr gut sogar. Perücke und Puder betonten die Schwärze seiner Augenbrauen und die feinen, dunklen Augen darunter. Ein festes Kinn und ein langer, lebhafter Mund - Greys Zeigefinger zuckte unfreiwillig und fuhr in der Erinnerung seinen Umriß nach.
    "Ist Euch nicht gut, Grey?" Quarrys schroffe Stimme riß ihn aus seinen Gedanken.
    "Doch. Nur eine kurze Anwandlung, sonst nichts." Grey riß seinen Blick von Everetts schlanker, elegant in Schwarz und Gelb gekleideter Gestalt los. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit gewesen; er hatte gewußt, daß sie sich wiederbegegnen würden - und so war er zumindest nicht
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    überrumpelt worden. Mühsam wandte er Quarry wieder seine Aufmerksamkeit zu.
    "Die Neuigkeiten, die Ihr erwähnt habt. Sind sie ..."
    Quarry unterbrach ihn, ergriff seinen Arm und zog ihn aus dem Schutz der Bäume in das Gewimmel des Empfangs.
    "Oh, hier ist Lucinda. Kommt, Sie möchte Euch sehen."
    Lady Lucinda Joffrey war klein und rund, das dunkle Haar trug sie ungepudert, eng an den Kopf angelegt, und ihre Löckchen hatte sie mit einer Schmuckspange aus Fasanenfedern festgesteckt, die gut zu ihrem rotbraunen Kleid paßte. Ihr Gesicht war rundlich und gewöhnlich, obwohl man hätte sagen können, daß es Charakter habe, wenn mehr Leben darin gewesen wäre. Statt dessen hingen ihre Lider geschwollen über den dunkel geränderten Augen, die sie gar nicht erst geschminkt hatte.
    Lord John beugte sich über ihre Hand und fragte sich dabei erneut, was sie bewogen hatte, heute abend ihr Haus zu öffnen. Sie war eindeutig sehr verstört.
    "Mylord." murmelte sie als Erwiderung seiner höflichen Geste.
    Dann erhob sie den Blick, und er war verblüfft. Ihre Augen waren wunderschön, mandelförmig und von klarer, grauer Farbe - und trotz der geröteten Lider klar, durchbohrend und voller Intelligenz.
    "Harry sagt, Ihr wart bei Robert, als er gestorben ist." sagte sie leise, aber deutlich, während sie ihn mit diesen Augen fixierte.
    "Und daß Ihr angeboten habt, bei der Suche nach dem Feigling zu helfen, der das getan hat."
    "So ist es. Mein aufrichtiges Beileid, Mylady."
    "Ich danke Euch, Sir." Sie wies kopfnickend auf den Raum, der mit strahlenden Gästen und flammenden Kerzen gefüllt war.
    "Es wird Euch zweifellos seltsam vorkommen, daß wir uns hier amüsieren, obwohl mein Vetter erst vor so kurzem und auf heimtückische Weise umgekommen ist?"
    Grey setzte an, den erwarteten Einwand zu äußern, doch sie ließ es nicht zu und redete weiter, bevor er zu Wort kam.
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    "Es war der Wunsch meines Mannes. Er sagte, es müßte sein; daß wir den Verleumdungen nur Glaubwürdigkeit verleihen, wenn wir nachgeben und uns vor ihnen ducken. Er hat darauf bestanden, ihnen kühn gegenüberzutreten, um nicht selbst von dem Skandal befleckt zu werden." Sie preßte die Lippen fest zusammen und zerdrückte ein Taschentuch mit der Hand, doch in den grauen Augen quoll keine Träne auf.
    "Das war klug von Eurem Mann." Was für ein Gedanke: Sir Richard Joffrey war ein einflußreicher Parlamentarier mit einem gewieften Politikverstand und vielen mächtigen Bekannten -
    und genug Geld, um sie zu beeinflussen. Konnte der Mord an Gerald und dieser nachträgliche Versuch, in zu diskreditieren, ein Schlag sein, der sich irdgendwie gegen Richard richtete?
    Grey zögerte; er hatte Quarry noch nicht von Geralds Anliegen im Club erzählt. "Ich kann mich niemandem anvertrauen." hatte Gerald gesagt - und damit vermutlich auch seinen angeheirateten Vetter gemeint. Doch Gerald war tot, und Rache, nicht Verschwiegenheit war jetzt Greys erste Pflicht. Die Musiker machten eine Pause; mit einer Neigung seines Kopfes zog Grey seine Gesprächspartner wieder in die Zurückgezogenheit des Dschungels.
    "Madame, ich hatte nur die Ehre einer sehr kurzen Bekanntschaft mit Eurem Vetter. Bei unserer Begegnung jedoch ..." Mit wenigen Worten machte er seine Zuhörer mit Robert Geralds

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