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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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dort“, dabei wies sein dürrer Finger auf Lars Wolfssohn, „war dabei, als unser Kloster mitten im Frieden überfallen und geplündert wurde. Ich habe ihn genau gesehen!“
     
    „Ja, du sprichst wahr!“, sagte Lars im Gebrochenen Britisch, das er und Widar in den letzten Tagen von Angela gelernt hatte, und reckte sich stolz empor. „Ich war dabei, doch an meinem Schwert klebt nicht das Blut deiner Brüder. Und Widar, der Freund und Gefährte an meiner Seite, hat diese Fahrt nicht mitgemacht. Was aber das Mädchen betrifft ...!“
     
    „Ob ihr vor euren eigenen Leuten auf der Flucht seid oder nicht, das schert uns wenig!“ grollte einer der Bauern und hob den Sauspieß. „Wichtig ist, dass euch die Hand Gottes hierher geführt hat. Denn das Blut der Erschlagenen schreit nach Rache!“
     
    „Sagtest du nicht, dass der Christengott die Rache verboten hat?“, fragte Lars Angela.
     
    „Mein ist die Rache, spricht der Herr!“, zitierte die ehemalige Novizin die Worte der Heiligen Schrift.
     
    „Wir aber stehen hier zur Hilfe im Namen des Herren!“ grollte der Bauer und rings herum murmelten die Lippen der Landleute ein sehr deutliches „Amen“.
     
    „Wenn ihr uns Wikinger töten wollt, so lasst wenigstens das Mädchen gehen“, bat Lars. „Wir haben sie von hier mitgenommen, aber sie ist dem Christengott immer treu geblieben und ...“
     
    „Sie ist eure Hure geworden, ihr gottverfluchten Heiden!“, heulte der Mönch. „Wäre sie dem Gelübde ihres Ordens treu geblieben, dann wäre sie jetzt tot!“
     
    „Vorwärts! Was machen wir für lange Umstände!“ knurrte ein Bauer. „Schlagen wir sie tot, wie man räudige Hunde totschlägt!“
     
    „Dann komm her und mach den Anfang“, sagte Widar mit sanfter Stimme, doch in seiner erhobenen Rechten blitzte der Wetterschlag!. sirrend flog Schneefall aus der Scheide.
     
    „Greift an! Tötet die Barbaren! Die Geister der Erschlagenen selbst ziehen euch voran!“ schrie Bruder Benno. Und Lars Wolfssohn erkannte, dass diese Worte bitterer Ernst waren. Er musste kämpfen, wollten er und die Freunde weiterleben. Langsam legte er die mächtige Klinge aus.
     
    „Wer die Waffe gegen uns hebt, der kann sich sofort bei den Geistern der Erschlagenen einreihen“, versprach Lars mit grimmiger Miene. „Und dann wird er auch die Erkenntnis haben, ob Odin oder der Gekreuzigte über uns walten!“
     
    Langsam wichen die Bauern zurück, denn ihre primitiven Werkzeuge erschienen ihnen nicht geeignet, gegen solche Waffen geschwungen zu werden.
     
    „Wir sind in der Überzahl!“, rief ein Bauer.
     
    „Sicher, du kluger Mann!“ nickte Widar. „Wenn ihr uns alle zusammen angreift, werdet ihr es vielleicht auch schaffen, mich und meinen Freund niederzuringen. Doch einige von euch werden ganz sicher dabei sterben. Ich versichere dir, du Rechenkünstler, dass du der Erste bist, dem der Wetterstrahl einen solchen Scheitel ziehen wird, dass dein Haar nie wieder einen Kamm benötigt. Nun, ihr tapferen Krieger des Heliand. Wer will zuerst sterben?“
     
    „Wer uns angreift, der sieht seinen Christen-Gott!“, versprach Lars Wolfssohn mit breitem Grinsen und hob das Schwert. Doch im nächsten Moment sauste ein faustgroßer Stein heran und traf ihn an der Brust. Einer der jüngeren Bauernsöhne hatte ihn geworfen.
     
    „Ha, ein David gegen einen Goliath!“, schrie Benno laut. „Das ist es! Steine! Steine her! Steinigt die Heiden, bevor sie uns mit ihren Waffen treffen! Steinigt sie im Namen des Herrn!“
     
    Ehe Lars die neue Gefahr begriff, saust ein Hagel Steine auf sie los. Steine, gegen die ihre fast nackten Körper keinen Schutz hatten. Und Helme und Schilde lagen an Bord des Knorren.
     
    „Durchbrechen! Zum Schiff!“ schrie Lars und hieb mit dem Schwert geradewegs in den Steinhagel. Widar sprang an seine Seite und die Bauern wichen vor den Waffen zurück, ohne jedoch ihr steinernes Bombardement zu unterbrechen. Angela stöhnte auf, als sie von einem der Steine am Kopf getroffen wurde und sich nur mühsam auf den Beinen hielt.
     
    „Sie wollen zum Wasser!“, schrie Bruder Benno. „Doch der Herr unser Gott empört das Wasser, das sie nicht fliehen können. Vorwärts, ihr frommen Söhne Christi. Steinigt diese Söhne des Anti-Christen, wie schon das auserwählte Volk die Lästerer des Allerhöchsten steinigte. Treibt sie ins Wasser, dass sie dort ersaufen wie die Krieger des Pharao im Roten Meer! Denn groß ist der Herr, vor dem zerschmettert

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