Die Flammenfrau
geladen war, so konnte sie doch wenigstens dafür sorgen, daß auch Luovana keine Freude daran fand. Diese Fremdlinge wußten nichts von den geheimen Kräften der Magie, sie waren so leicht in die Irre zu führen. Lursa wußte, womit sie ihrer Schwester das Fest gründlich verderben konnte. In der vergangenen Nacht hatte sie gespürt, daß Luovana den älteren Ritter verführte. Es wäre ein leichtes, seine Sehnsucht nach Luovana auszulöschen. Es würde keine Mühe kosten, dachte sie, seine Angst vor Luovanas Leidenschaft konnte sie bis hier herauf spüren. Er fürchtete, sich selbst zu verlieren. Luovana würde unter seiner Kälte tausend Liebesqualen leiden. Wenn die Hüterin des Feuers eines nur schwer ertrug, dann war es, daß man ihre Liebe ablehnte.
Lursa konzentrierte sich und malte mit der Linken ein geheimnisvolles Zeichen in den kalten Abendwind. Sie sprach den Vers der Liebe langsam rückwärts und schleuderte die Worte mit einer Kußhand hinüber in Richtung Burg.
Sie lächelte wieder. »Das wird seine Angst vor dem Verlangen ins Unendliche steigern, es wird ihn lähmen und ihn in seinem Herzen erstarren lassen«, flüsterte sie.
Sie konnte Luovana ohnehin nicht verstehen. Was fand die Hüterin nur an diesem Ritter? Meist sprachen diese Herren aus dem Süden in einem fort von sich selbst, oder sie redeten von ihren Heldentaten, mit all dem Blut, das ungeopfert in die Erde floß. Am schlimmsten war es jedoch, wenn sie über ihren gekreuzigten Gott sprachen, als ob es eine Wonne sei, einem hingemordeten Gott dienen zu dürfen. Doch von der Liebe zwischen Mann und Frau verstanden sie alle nichts. Sie hatten keine Ahnung von der Magie, die dafür nötig war.
Lursa ließ ihren Blick entlang des Lavastromes gleiten. Diese Sorte kämpfender Männer, die mit den großen weißen Segelschiffen und stolzen Pferden hierher in den Norden kamen, blieben meist nicht lange. Entweder raffte sie der Winter dahin, was natürlich war, wenn man seine Tücken nicht kannte, oder sie wurden Opfer der Göttin, was zwar weniger natürlich war, aber dennoch genauso oft eintrat. Manche von diesen Kriegern waren eben viel zu ritterlich, um die Waffe gegen eine Frau zu heben. Sie waren zu dumm, den Tod zu sehen, wenn er ihnen in Gestalt einer Frau entgegentrat. Ihre einzige Chance, mit dem Leben davonzukommen, war Luovana, wenn sie etwa zufällig, wie gestern, in ihrer Nähe war, um sie zu retten.
Wie anders war da doch ein Magier. Lursa schaute hinauf in den dunklen Himmel. Ein Magier liebte und begehrte mit Wonne den Leib einer Frau. Er dachte dabei nicht an Gebete und Krieg, er hatte keine Angst, sich bei der Hingabe selbst zu verlieren. Diese Macht des Mannes war es, die Lursa schätzte, die sie selbst erst zur Hingabe fähig machte.
Sie schaute noch einmal zur Burg und straffte den Rücken. Nein, sie beneidete Luovana nicht um diese dummen Schwertträger, die wahrscheinlich mit all der Leidenschaft einer Hüterin des Feuers nichts anderes anzufangen wußten, als davor fortzulaufen.
Lursa horchte. Sie hatte in der Ferne einen heiseren Schrei gehört, der ihr sehr vertraut war, und suchte mit den Augen die Gipfel ab, bis sie den kleinen dunklen Punkt entdeckte, der sich rasch näherte. Pyros kehrte von der Jagd zurück. Ihr Herz klopfte ein wenig schneller, wie immer, wenn sie den großen Vogel durch die Lüfte schweben sah.
Zwischen seinen Krallen erkannte Lursa ein kleines Tier. Pyros sorgte für sie und für die Göttin; er war ein würdiger Geliebter auch noch in der Gestalt eines Adlers.
Der Greif ließ den erlegten Schneehasen vor Lursas Füße fallen und stolzierte langsam und majestätisch an ihr vorbei ins Innere der Höhle. Erwartungsvoll sah er ihr entgegen, als sie den Hasen aufhob und zum Feuer ging.
»Die andern feiern heute nacht ein Fest«, sagte Lursa leise. »Sie frönen dem Licht und der Liebe.« Langsam ließ sie sich auf ein paar Fellen nieder und schnitt mit dem Dolch dem Hasen den Bauch auf, griff in den kleinen Körper hinein und hielt kurz darauf dem Adler das blutige Herz hin.
»Für die Liebe«, flüsterte sie und wartete, bis der große Vogel näher kam. Vorsichtig, um Lursa mit dem scharfen Schnabel nicht zu verletzen, pickte er das Hasenherz aus ihrer Hand und verschlang es gierig.
Lursa leckte sich das Blut von den Fingern und streichelte dann sanft über die Flügel des Adlers. Die weichen Federn schmeichelten ihren Händen und wärmten sie für einen Augenblick.
Aus einem kleinen
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