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Die fliegenden Staedte von Antares

Die fliegenden Staedte von Antares

Titel: Die fliegenden Staedte von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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zurückgeschlagen und festgesteckt hatte – für alle Fälle.
    An der rechten Schulter hatte ich unter dem Mantel eine Scheide mit sechs Terchiks befestigt – tödlichen Wurfmessern. Sechs Männer würden sterben, ehe ich das Langschwert zog ...
    Natürlich war von diesen blutrünstigen Gedanken nichts auf meinem häßlichen Gesicht zu erkennen, als der Hikdar aus der Holzhütte trat und mich von oben bis unten musterte. In der Hand hielt er ein Hühnerbein. Als er sah, daß ich unter dem Mantel keine Uniform trug, machte er Anstalten, mich anzufahren. Er war ein Ord-Hikdar – ein ziemlich hoher Rang für einen einfachen Wachoffizier; jedenfalls nahm ich das in diesem Augenblick an.
    »Bei Barfurd!« knurrte er. »Was haben wir denn da?« Er wanderte um mich herum. Ein Soldat auf Wachdienst wird schnell unleidlich und nervös, ich sah dem Hikdar sein Verhalten nach, weil das seiner Natur entsprach, doch schließlich zählte ich bis zehn, um endlich meinerseits einen Absprung zu finden.
    »Pallan Horosh, Hikdar«, sagte ich. »Das Losungswort ist Thyllis die Herrliche.« Dann vergaß ich meine guten Vorsätze und schlug einen Tonfall an, der dazu führte, daß ihm das Hühnerbeinchen aus der Hand fiel. »Und wenn du dich nicht schleunigst in Bewegung setzt, Onker, wirst du im Nu zum Swod degradiert und kannst Bekanntschaft mit Besen und Schaufel machen!«
    Daraufhin brauchte ich nicht mehr lange zu warten.
    Das Mondlicht war inzwischen stark genug, daß ich die gewellte Grasebene erkennen konnte, auf der wir uns befanden; sie endete an einem etwa eine halbe Ulm entfernten Hügel. Das Land wirkte irgendwie seltsam. In der Ferne schimmerte das Mondlicht goldrosa auf den Bergen des Westens. In dem rankenähnlichen Bewuchs öffnete sich eine Tür, und wir traten ein.
    Der Raum wurde offensichtlich von Holz gestützt, das in seinem natürlichen Zustand belassen worden war; nicht einmal die Rinde hatte man entfernt. Leinenplanen bildeten die Wände. Teppiche deckten den Boden ab, der aus behauenen Dielenbrettern bestand. Ich hatte sofort das Gefühl, in einer Kaserne zu sein. Gesang war zu hören, während wir zu einer Tür gingen, die von zwei Pachaks bewacht wurde. Die Wächter ließen uns in das vornehm eingerichtete Quartier des Pallans treten.
    Die Räume entsprachen der Vorstellung, die man sich von der Wohnung eines kultivierten Mannes macht, der in ein fernes und ödes Land versetzt worden ist. Horosh liebte offenbar seine Bequemlichkeit. Der Raum war in schwarzer und purpurner Farbe gehalten, die besonders in den Teppichen und Federbehängen an den Wänden wiederkehrte. Ich betrachtete den Pallan, der an einem Schreibtisch aus Balassholz saß und mit einem Federkiel schrieb. Er hob den Kopf.
    Pallan Horoshs Blick erinnerte mich an das böse Gesicht des Eiswind-Teufels, der die Nordküste Gundarlos bewacht.
    »Dein Name?«
    Seine Stimme ließ mich an ein quietschendes Wagenrad denken.
    »Naghan Lamahan.« Es amüsierte mich, den Namen zu nennen, den Gordano auf der Wache in Ruathytu angegeben hatte.
    Sein Kopf fuhr hoch. Seine Nasenflügel bebten.
    »Du nennst mich gefälligst Notor, Nulsh!«
    Ich, Dray Prescot, Prinz Majister von Vallia und König von Djanduin – womit die Liste meiner Titel noch längst nicht abgeschlossen ist –, bewahrte Ruhe. Ohne zu blinzeln, sagte ich: »Aye, Notor.«
    »Gib mir den Brief.«
    Als er den Zustand der Sendung erkannte, öffnete er den Mund, doch ich kam ihm zuvor. »Es hat leider einen kleinen Unfall gegeben. Flutsmänner ...« Ich hätte weitergesprochen, doch er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen und nahm den Brief. Seine Hände waren lang und schmal; an der linken Hand fehlte der Mittelfinger.
    »Deine Abenteuer interessieren mich nicht.«
    Er brauchte das Siegel nicht zu erbrechen. Er warf den Umschlag auf den Teppich und machte sich daran, die Zahlen zu studieren. Nach einer Weile blickte er auf, entdeckte mich und knurrte: »Bist du immer noch hier, du Nulsh? Raus mit dir!« Überflüssigerweise fügte er hinzu: »Schtump!«
    »Notor!« sagte ich, salutierte, machte kehrt und marschierte hinaus.
    Die kleine Szene hatte mir Spaß gemacht – aber vielleicht verstehen Sie inzwischen ein wenig von der Kälte, die ich im Herzen verspürte, wenn ich mit den rücksichtslosen Hamalern zu tun hatte.
    Im Grunde hatte ich keinen fest umrissenen Plan. Ich war Zufällen gefolgt, die ich nicht für Zufälle hielt. Hier war ich nun, im Volgendrin der Brücke. Ich

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