Die Flieger von Antares - 08
möglichen Käufern vorgeführt werden.
Sorah ist eine große Insel, deren Sklavengehege überall bekannt sind. Die Aragorn sind gute Geschäftsleute. Sie fordern hohe Preise für ihre Ware; die Händler kommen aus ganz Havilfar zu ihnen.
Eines Morgens nach dem gräßlichen Fischmehlfrühstück wurde eine ganze Gruppe Shaslims zum Verkauf getrieben. Sie waren so etwa die einzigen Wesen, die dem Frühstück etwas abgewannen, waren sie doch Meeresbewohner. Sie ähnelten einer Kreuzung zwischen einem Menschen und einem Seehund – mit schmalem, spitz zulaufendem Kopf und herabhängenden Schultern, während ihre Arme, Hände, Beine und Füße vorzüglich zum Schwimmen und Tauchen geeignet waren. Ihr Fell schimmerte im Sonnenlicht, denn die Fischnahrung bekam ihnen. Doch sie leisteten heftigen Widerstand; sie kreischten und wollten den Käfig nicht verlassen und mußten mit Gewalt zu den wartenden Flugbooten der Käufer geschleift werden.
»Sie sind nach Tancrophor verkauft worden und müssen bei den Perlenfischern tauchen, bis sie sterben.«
Der Mann, der diese Worte äußerte, ein Brokelsh, beobachtete mürrisch die Szene; als Sklave hatte er jedes Recht, aufgebracht zu sein. Seine dunklen Körperhaare richteten sich auf.
»Aber es sind doch Fischer!« sagte ich ahnungslos.
»Aye! Die Shaslims können gut schwimmen. Doch die Teufel von Tancrophor treiben sie bis zum Äußersten an. Nach kurzer Zeit schon spucken sie Blut, und in ihren Ohren dröhnen die Glocken von Beng-Kishi. Ich bin froh, daß ich nicht zu den Perlenfischern von Tancrophor muß!«
Der Brokelsh wurde schließlich mit anderen an einen Notor verkauft, der in Methydria viel Land besaß. Immer neue Käufer suchten das Gehege auf, und schließlich kam die Reihe auch an mich. Ich hatte nur kurze Zeit im Gehege von Sorah verbracht. Während der rituellen Befragung hatte ich eine einfache Vorsichtsmaßnahme ergriffen – ich hatte gelogen. Ich gab vor, ein friedliebender Mann zu sein, der von Waffen keine Ahnung hatte. Ob mir der Kataki-Schreiber glaubte, weiß ich nicht.
Jedenfalls verkaufte er mich an einen Agenten aus Hamal, der Arbeiter für die Himmlischen Bergwerke brauchte. Wahrscheinlich haben Sie schon öfters die Bemerkung gehört, daß ein Mensch, der in einer chaotischen Situation den Kopf behält, vielleicht gar nicht richtig begriffen hat, was um ihn herum vorging.
In unserem Gehege gab es zwei Apim-Brüder, gutgewachsene junge Männer mit kräftigen Schultern und ausgeprägten Muskeln. Als ihnen bewußt wurde, daß sie in die Himmlischen Bergwerke verkauft worden waren, sahen sie sich an. Dann folgten sie einer offenbar vorher getroffenen Absprache: Sie legten sich gegenseitig die Hände um die Kehle. So standen die beiden voreinander, sahen sich in brüderlicher Liebe an und begannen sich gegenseitig zu erwürgen. Wächter drängten sich prügelnd durch die Menge und zogen die beiden auseinander. An ihren Hälsen schimmerten die Würgemale. Einer der Brüder war tot; der andere wurde ins Leben zurückgeholt, und als er die Wahrheit erkannte, rollte er sich zusammen, krallte die Hände über den Kopf und begann zu wimmern. Er hatte den Verstand verloren, und wenn ich annahm, daß ihn das für die Arbeit in den Bergwerken ungeeignet machte, hatte ich mich geirrt. Der Jüngling, Agilis geheißen, wurde mit den übrigen zu den wartenden Flugmaschinen hinausgeführt.
Viele Sklaven wehrten sich. Die Wächter setzten ihre Balassstöcke nun viel rücksichtsloser ein; immerhin waren wir ja verkauft. Ich hielt die Augen offen nach Reterhan. Zum Glück ließ er sich nicht blicken – zum Glück für ihn.
»Behandelt sie vorsichtig, ihr Onker!« Der Agent aus Hamal, ein Rapa, schimpfte mit den Katakiwächtern und versuchte seine Ware zu schützen, ohne selbst dabei getroffen zu werden. Ich stürzte mich in den Kampf. Ich wußte zwar, wie die Sache ausgehen würde: die Sklaven mußten schließlich der Gewalt der Stöcke weichen und sich an Bord der Flugboote zerren lassen. Doch ich wollte noch gern ein paar tüchtige Hiebe anbringen.
Ein überraschter Kataki spürte plötzlich einen unangenehmen Ruck am Schwanz, und als er sich brüllend in meine Richtung wandte, nahm ich ihm den Balassstock fort und versetzte ihm damit einen Schlag über den Kopf. Dann warf ich mich in das Durcheinander.
Ein großer Dummkopf war ich damals, doch selbst heute schäme ich mich nicht zuzugeben, daß mir der Umgang mit dem langen Ebenholzstock Befriedigung
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