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Die Flieger von Antares - 08

Die Flieger von Antares - 08

Titel: Die Flieger von Antares - 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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sich von ihm erdrosseln lassen wollte.
    So begann nun eine weitere Periode in meinem abwechslungsreichen Leben auf Kregen, eine Zeit, die mich sogar heute noch mit einem tiefen Entsetzen erfüllt, einer seelischen Abscheu, eine Zeit, die mich wieder einmal das tiefste Innere des Menschen Dray Prescot erkennen ließ. Ich, Dray Prescot, stand allein gegen einen unmenschlichen Willen, gegen eine unmenschliche Ordnung.
    Ich wußte nur eins: zerbrechen lassen wollte ich mich nicht!

5
     
     
    Alles trug eine Nummer.
    In den Schaft jeder Spitzhacke war eine Nummer eingebrannt, ebenso in die Metallschneide. Jede Schaufel war gekennzeichnet, jedes Trinkgefäß, jeder Löffel, jede Eßschale. Jedem Calsany war eine Nummer ins Fell gebrannt worden. Jeder Tunnel, jeder Raum, jede Abraumstelle trug eine Nummer.
    Wir schliefen in Verschlägen in einer verlassenen Abbauhöhle. An jeder Holzhütte stand über der Tür eine große weißgemalte Ziffer. Wir schliefen auf festgetretenem Lehm, in dem jede Schlafstelle mit einer eingekratzten Ziffer gekennzeichnet war. Unser persönlicher Besitz bestand aus einer dünnen Decke, die natürlich ebenfalls numeriert war.
    Das Ziffernsystem galt selbstverständlich auch für die Sklaven.
    Dray Prescot existierte kaum noch; an seiner Stelle schuftete ein Sklave mit der Nummer 8281. Diese Nummer war mir auf Brust und Rücken eingebrannt.
    Die unheimliche Verzerrung der Wirklichkeit, die in einer solchen Umgebung und unter diesem psychologischen Druck eintritt, hinterließ auch bei mir ihre Spuren. Bald identifizierte ich mich selbst nur noch mit der Zahl 8281. Indem ich mich derart auf mein numerisches Alter Ego fixierte, vermochte ich den fast psychotischen Zorn einiger meiner Mitgefangenen zu vermeiden, die regelmäßig erst dann auf ihre Nummer reagierten, wenn sie geschlagen wurden; die sich nicht als Nummer betrachten wollten, weil sich dies nicht mit ihrer menschlichen Würde vertrug.
    Auch ich hatte schon meine Probleme mit der menschlichen Würde gehabt; andererseits wollte ich überleben.
    Ich hatte die Bestrafung des Gon mitbekommen, der seinen Kopf kahlrasieren lassen wollte, wie es bei den Gons üblich ist, weil sie sich – törichterweise, wie ich meine – ihres weißen Haars schämen. Er wurde nicht unbarmherzig ausgepeitscht – denn Barmherzigkeit kennen die hamalischen Aufseher nach ihren Vorschriften nicht. Er wurde nach dem Gesetz bestraft, weil er die Arbeit verweigerte. In der Verhandlung, die wegen seines Falles stattfand, wurde die Begründung für sein Verhalten als nebensächlich vom Tisch gefegt.
    Er wurde mit der vorgeschriebenen Anzahl von Schlägen ausgepeitscht – und zwar an jedem Tag, an dem er die Arbeit verweigerte. Die Strafvorschriften wurden bis zum letzten Buchstaben eingehalten – Vorschriften, wie ich sie oft genug an Bord eines Schiffes der königlich britischen Kriegsmarine erlebt hatte. Das Verbrechen des Gon wog so schwer, daß er sogar über Kreuz ausgepeitscht werden durfte.
    Nachdem er seine fünfzig Hiebe erhalten hatte, wurde er herabgenommen, woraufhin sich ein Arzt um ihn kümmerte, wie es vorgeschrieben war. Sein Rücken wurde versorgt, und der Arzt erklärte ihn für arbeitsunfähig, bis der Rücken wieder verheilt war. Sobald er anschließend erneut die Arbeit verweigerte, kam er wieder unter die Peitsche.
    Und so ging es unbarmherzig weiter, bis er starb.
    Und als er starb, schimmerte das lange glatte weiße Haar des Gons im Licht der untergehenden Sonnen. Er war Nummer 8279 gewesen – und das war für mich sein Name.
    Ich verlor langsam das Gefühl für Zeit, was mich doch etwas beunruhigte. Doch die Apathie der Arbeit und der Zahlen hielt mich wie in einem Schraubstock gefangen, den ich nicht aufzubrechen vermochte. Flugboote brachten neue Sklaven. Ein Bleg wurde in unsere Hütte gelegt; auf Brust und Rücken trug er die frisch eingebrannte Zahl 8279. Ich schüttelte den Kopf und nannte ihn bei seiner Nummer, doch den Gon vergaß ich nicht.
    Die Frage, was wir denn in den Bergwerken abbauten, interessierte mich zunächst sehr; doch mit der Zeit wuchs meine Gleichgültigkeit. Die Berge waren vorhanden. Wir mußten sie kleinhämmern und zerbrechen und in die Körbe schaufeln; von dort kamen sie auf die Rutschen und wurden von den Calsanys zu Zerkleinerungsmaschinen gebracht. Die Reinigungsflüssigkeit, die sich, reich an Mineralien, in einem schleimigen grünen Strom über eine Klippe in einen schmutzigen Teich ergoß, tat ihre

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