Die Flieger von Antares - 08
hättest, dich für den Rest der Reise unseres Wagens zu bedienen.«
Das war nett ausgedrückt – und gab mir zugleich eine Erklärung, warum sich niemand wegen meines nackten Auftretens gewundert hatte. Die Leute nahmen an, ich sei überfallen worden und hätte nur gegen die Leemköpfe gekämpft, um mir Geld und Kleidung zurückzuholen.
Ein anderes Problem will ich ebenfalls gleich an dieser Stelle klären: man nahm nämlich auch an, ich gehörte zu den Kampfmönchen von Djanduin – ein Umstand mit dem sich meine Kahlköpfigkeit erklären ließ.
Meine Wunden waren versorgt, und ich hatte Arbeit, wie es einem alten Söldner zustand. Die toten Djangs erbrachten Kleidung, Waffen und Geld. Ich durchsuchte die Leichen mit derselben Gleichgültigkeit, wie ich ein Tischtuch nach Brotkrumen abgesucht hätte. Ein Paktun ist ein Paktun.
Als ich mich schließlich Ortyg Copers Wagen näherte, der in einer Ecke des Hofes wartete, war ich angemessen in graue Hosen mit orangerotem Hüftband sowie in ein weißes Hemd gekleidet. Einen Brustpanzer hatte ich mir über die Schulter geworfen. Mein Beutel enthielt genügend Sinvers und Obs für die nächste Zeit, außerdem drei Gold-Deldys. Niemand, so nahm ich an, hatte meine flinke Leichenfledderei gesehen. Als Waffen wählte ich einen Thraxter, zwei Stuxes, einen Djangir und einen Schild und behängte mich damit. Im letzten Augenblick ergriff ich noch Kov Naths Riesenschwert – und stieg schließlich in Ortyg Fellin Copers eleganten Wagen, der mich nach Djanguraj bringen sollte.
7
»Wir bekommen in Djanduin nicht viele Apim zu Gesicht, Notor Prescot – und auch nicht viele andere Diffs.« Ortyg Coper sah mich von der Seite an, während der Wagen die Straße entlangrollte und dabei eine gewaltige weiße Staubwolke hinter sich aufwirbelte. Ein Teil der Leibwache ritt vor uns, der Rest ein gutes Stück hinter uns. Sie verfügte über Totrixes, die behäbigen, sechsbeinigen Lasttiere Havilfars. Lange schmale Lanzen standen aufrecht in Lederschäften neben den Steigbügeln. »Folglich«, fuhr Coper fort und blickte auf die vorbeiziehenden Felder mit Getreide und anderen Pflanzen, die ich nicht kannte, »folglich bist du Lord von Strombor und kannst deshalb kein Kampfmönch aus Djanduin sein.«
»Ich habe nicht behauptet, ein Kampfmönch zu sein, Pallan Coper.«
Ich mußte mich in acht nehmen. Dieser Mann war ein Pallan, einer der führenden Minister im Staate, dem es oblag, das Straßensystem des Landes in Ordnung zu halten. Seine Macht war real. Gemessen an anderen Gegenden Kregens fand er sicher nichts dabei, mich in ein Verlies zu werfen, wenn es ihm oder seinem Herrn, dem König, paßte, und die Tatsache, daß ich ihn vor Kov Naths Leemköpfen gerettet hatte, würde dabei wenig ins Gewicht fallen. Ich mußte mich also vorsehen, obwohl er ein recht angenehmer Zeitgenosse zu sein schien.
Vorsichtig strich er sich über die Schnurrbarthaare.
»Erzähle mir von Strombor, Notor.«
Wäre ich empfänglich gewesen für nichtssagende Gesten, hätte ich jetzt vielleicht gelächelt, denn eine weniger raffinierte Einleitung für ein Gespräch, bei dem ich Geheimnisse offenbaren sollte, war nicht vorstellbar.
Ich überlegte. Wenn diese Zeit weit genug in der Vergangenheit lag, hatte er sicher noch nicht von Strombor gehört, denn diese Enklave im fernen Zenicce war von den Esztercaris übernommen worden. Kannte er Zenicce? Wußte er, daß es einen Kontinent Segesthes gab?
»Kennst du den Kontinent Segesthes, Pallan?« fragte ich. »Und dort die große Enklavenstadt Zenicce?«
Er neigte den Kopf. »O ja. Wir haben Aufzeichnungen darüber in unseren Bibliotheken.«
»Strombor ist eine Enklave in Zenicce«, sagte ich leichthin und fuhr gelassen fort: »Natürlich halte ich Strombor für das schönste und beste Haus am Ort, wenn es schon nicht das größte ist. Jedenfalls sind wir reich, und ich habe das Glück, der Prinz der Familie zu sein.«
Bei diesen Worten merkte Sinkie, die Frau des Pallans, sichtlich auf, doch Coper warf mir nur einen verschmitzten Blick zu und sagte: »Du hast mir das Leben gerettet, Notor Prescot, und dafür stehe ich in deiner Schuld – das werde ich nicht vergessen. Doch es gibt Leute in Djanguraj, die sich ... äh ... fragen werden, was der edle Prinz eines großen Hauses aus Zenicce nackt und haarlos in Djanduin zu suchen hat ...«
Nun, fairer konnte er seine Frage nicht stellen.
»Wie werden in Djanduin Streitigkeiten geregelt, bei denen es
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