Die Flieger von Antares - 08
Mindestvoraussetzung ist, der sich aufs Achterdeck hochdienen will und sonst nichts weiter vorweisen kann. Es dauerte nicht lange, bis ich mich auf der Werft bestens auskannte. Deldar Naghan das Dreieck nahm sich meiner an, beflügelt durch Avecs grobe Bemerkungen.
In den langen niedrigen Arbeitsschuppen hallten Axtschläge, sirrten Sägen, schabten Hobel, lärmten Hämmer. Ich muß zugeben, daß hier vorzügliche Arbeit geleistet wurde. Die Holzrahmen der Flieger wurden aus gut abgelagertem Holz hergestellt, wobei die Kreger hervorragende Kenntnisse in der Holzbearbeitung verrieten. Manchmal wurden die Wanten nur mit Leinen oder Leder bespannt; bei anderen Modellen brachten erfahrene Sklaven vorzüglich geschnittene Planken an. Das Holz wurde sorgfältig zusammengefügt und verleimt, manchmal auch genagelt. In Conelawlad, so erzählte mir Naghan das Dreieck, wurden sogar Schiffe aus Metall gebaut. Ilter sagte, er wollte bei seinem tollpatschigen Onkel bleiben, um aufzupassen, damit er sich nicht den Daumen absäge.
Wir waren ein ziemlich bunt zusammengewürfelter Haufen. Trotz der strikten Vorschriften fanden wir Gelegenheit zum Herumtreiben. Da hatten es die Sklaven schon schlechter. Sie wurden von schwarzweißgestreiften Werstings bewacht. Diese vierbeinigen Jagdhunde sind ungemein bösartig; wenn sie die Fänge entblößen, sollte man lieber die Waffe ziehen oder die Flucht ergreifen. Doch auf der Flucht kommt man nicht weit; Werstings sind schnell und vermögen ein Opfer blitzschnell zu Boden zu reißen. Ganze Werstingrudel bewachten die Sklaven, und die Wächter schirmten das Gelände nach außen ab. So bauten wir Flugboote in Sumbakir im südlichen Hamal.
Der Kov von Apulad wanderte jede Sennacht einmal durch die Werft; an diesem Morgen war es wieder soweit. Er hatte ziemlich schlechte Laune. Nur einmal hatte ich ihn lächelnd in die Halle treten sehen; an jenem Tag wurde gemunkelt, eine seiner Töchter hätte eine Fehlgeburt gehabt.
»Ich leite Sumbakir zum Ruhme des Herrschers!« Diesen Spruch hatten wir von Ornol ham Feoste, dem Kov von Apulad, bei diesen Gelegenheiten immer wieder gehört.
Der Kov trat in den Arbeitsraum, und unwillkürlich richteten sich die Männer auf, neigten die Köpfe – und sogar ich, Dray Prescot, der hier Chaadur genannt wurde, folgte diesem Beispiel. Die vier Guls, welche der Kov in der letzten Woche hatte auspeitschen lassen, waren wieder an der Arbeit. Wir alle wußten, daß es der Mann darauf anlegte, einen Grund zum Peinigen zu finden. Jeder von uns konnte zur Zielscheibe seines Zorns werden – was eine sofortige Auspeitschung zur Folge hatte.
Ornol ham Feoste wanderte zwischen den Reihen der blütenblattförmigen Voller hindurch. Wir arbeiteten gerade an einer Serie einfacher viersitziger Flugboote. Er fuhr mit der Hand über das Holz, um die Glätte zu testen, dann zerrte er an den Verbindungen, um zu sehen, ob sie sich etwa lockerten.
Wie üblich mied ich den Blick auf seine Frau, während mich die Kovneva wie immer aufdringlich anstarrte.
Sie hatte einen schönen Sensil-Schleier angelegt, damit sie mit ihren großen dunklen Augen anschauen konnte, was sie wollte. Ihr Kleid, eine auffällige Kombination aus bunten, edelsteinbesetzten Streifen auf einem weichen weißen Material aus der Wolle des methydrianischen Ponsho, ließ mit jeder Bewegung beachtenswerte Rundungen und Blößen erkennen. Es war nicht gerade ein Gewand, wie es eine Hortera zum Besuch einer Werft anziehen durfte. In den Armen hielt sie einen Werstingwelpen. Das kleine Tier wurde von Woche zu Woche größer und trug eine dünne goldene Kette um den Hals.
Wir alle standen an unseren Plätzen, und etliche Guls zitterten sichtlich. Wir fragten uns, was der Kov wohl diesmal finden würde, wußten wir doch, daß er nur ein Ventil für seinen Zorn suchte. Wir erwarteten seinen Ausbruch und haßten ihn dafür – auf eine sehr reale Weise war er das Hauptübel in dieser Gegend.
Ornol ham Feoste, Kov von Apulad, zerbrach die Holzverbindung, die der junge Lenki eben erst zusammengefügt hatte.
Ich sah, wie Lenki zu schwanken und hinter dem Rücken die Hände zu ringen begann.
Der Kov wandte sich mit langsamer Bewegung um. Sein Gesichtsausdruck war gleichermaßen befriedigt wie bösartig, daß der junge Lenki bis ins innerste Mark erbebte.
»Du nennst dich Gul, du Rast!« sagte der Kov gefährlich leise. »Kein Horter würde sich mit dir abgeben. Jeder Sklave arbeitet besser als du! Und ich als Kov
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