Die Flieger von Antares - 08
Dovad und lebten von dem Geld, das wir in einer Satteltasche gefunden hatten. Wir legten uns eine geschmackvolle neue Ausstattung zu. Als wir schließlich das Boot bestiegen, fühlten wir uns so frei wie Fluttclepper.
»Der Wächter, der uns angerufen hat«, sagte Avec, »muß sein Geld in der Satteltasche aufbewahrt haben. Er wollte es im Auge behalten. Er hat uns auf jeden Fall einen großen Gefallen erwiesen.«
Ich bezweifelte dies, wußte ich doch wohl etwas mehr als er über das Denken von Soldaten, auch wenn es hier um Avecs Landsleute ging. Das Geld war säuberlich verpackt gewesen, und ich nahm eher an, daß der Betrag Strom Nopac persönlich gehört hatte und bewacht worden war.
Wir bestiegen ein Boot unterhalb der Wasserfälle des Schwarzen Flusses, und der Kapitän, ein fröhlicher Amith, machte sich einen Spaß daraus, seine Mannschaft zur Eile anzutreiben, um den Rekord für Strömungsfahrten zu verbessern, der erst im letzten Jahr von einem Konkurrenten aufgestellt worden war. Die Boote auf dem Schwarzen Fluß haben gewöhnlich einen ebenen Kiel, sind sehr breit und besitzen einen barkenähnlichen Bug und drei Decks. Sie sind bunt angemalt und vorzüglich gepflegt. Flußabwärts, so schwören die Amiths, bewegen sie sich schneller als ein Flugboot – aber diese Behauptung darf wohl getrost zu den Prahlereien gezählt werden, für die die Amiths bekannt sind.
Ein seltsames Volk, die Amiths. Sie besitzen Hinterteil und Unterkörper eines Totrix, auf dem sich der Torso und die Arme eines Apim erheben. Das ursprünglich mittlere Beinpaar des Totrix ist bei den Amiths zum unteren Armpaar geworden. Die Männer tragen gewöhnlich lange schwarze Bärte und sehen wirklich eindrucksvoll aus. Die Frauen haben oft dichtes goldenes Kräuselhaar, das sie irgendwie kokett erscheinen läßt – eine seltsame Rasse. Es gibt ein Gerücht, an das viele Leute glauben, wonach die Amiths die eigentlichen Ureinwohner Hamals sein sollen.
Mit ausreichend Geld versehen, begleitet von zwei amüsanten Freunden, so verbrachte ich eine angenehme Zeit in Mittel-Hamal. Kein Zweifel – das Land ist sehr groß. Es besitzt eine größere Bevölkerungsdichte als die meisten anderen Gebiete – verglichen mit Hamal ist Segesthes geradezu menschenleer.
Doch die schöne Zeit mußte einmal zu Ende gehen. Ilter wollte sich eine Stellung als Schmied suchen, während Avec wieder als Niltch zu arbeiten gedachte.
Eines Tages warteten wir gerade auf ein Schienenverkehrsmittel, das in der Hauptstraße Hemlads verkehrt, einer ziemlich großen Stadt östlich von Dvoad, als sich Avec an mich wandte. »Du und Ilter, ihr solltet mitkommen, Dray. Ich habe einen schönen Urlaub hinter mir. Ich habe meinen Spaß gehabt, bei Krun! Aber jetzt muß ich wieder arbeiten. Naghan braucht mich.«
Ich hatte keine Lust zu arbeiten, solange ich noch Geld in der Tasche hatte. Gewiß, ich kann arbeiten, sogar hart arbeiten, wenn es nötig ist – aber nur dann. Und ich tat jede Arbeit, aber nur solange ich mußte. Als das Fahrzeug schließlich an der Haltestelle stoppte, erwiderte ich: »Was ist eigentlich dein Beruf, Avec? Du sprichst niemals darüber.«
Der Wagen setzte sich in Bewegung – auf vier Mittelrädern, die wie bei den Loren in den Himmlischen Bergwerken auf einer Schiene laufen. Ich saß auf einer Holzbank, und Avec bezahlte das Fahrgeld. Er drängte sich an einer Frau mit einem Einkaufskorb voller dicker reifer Shonages vorbei, herrlich rote, saftige Früchte, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Avec murmelte eine Entschuldigung und ließ sich auf den Sitz neben mir fallen.
Die Frau starrte ihn entrüstet an, und warf dann einen vielsagenden Blick auf ihre Shonages. Ich wußte, was sie dachte. Wir waren mit Ilter verabredet, und ich nahm mir vor, bei der ersten Gelegenheit eine Shonage zu kaufen und mit Stumpf und Stil aufzuessen.
»Was ich beruflich mache?« Avec lachte leise, legte ein Bein über das andere und stieß auf diese Weise erneut gegen den Korb. Die Frau zischte entrüstet und runzelte die Stirn, doch Avec bedachte sie mit einem derart zuvorkommenden Lächeln, daß sie den Blick senken mußte.
Ich überlegte, ob Avec nicht unvorsichtig war. In einem Land, das dermaßen viele Vorschriften kannte wie Hamal, mochte die Frau einen Grund sehen, den Wagen anzuhalten und dem Fahrer zu melden, wir hätten es auf ihre Einkäufe abgesehen.
Avec rutschte auf seinem Sitz hin und her, während er einen Brocken Cham aus
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