Die Flipflop-Bande
verpieselt hatten? Liev zuckte kaum merklich die Schultern.
Winfried sprach schon weiter. »Also seht zu, dass ihr euer Bandenleben ein bisschen einschränkt, okay?«
»Ja, okay …« Mit schiefem Grinsen nickten die Mädchen Winfried zu und sausten davon.
»Einschränken?«, fragte Hanan, als sie vor der Kita standen. »Was heißt denn das?«
Fritzi grinste. »Nix Gutes. Aber das kann uns egal sein. Wir sind nämlich durch nichts zu stoppen!« Sie packte die Riemen ihres Ranzens mit den Fäusten und rannte vorweg.
Das erste Stück ihres Heimwegs liefen sie gemeinsam, bis sich beim Supermarkt ihre Wege trennten. Hanan ging in Richtung der Hochhäuser, Liev am Minigolfplatz vorbei und Fritzi und Lotte konnten noch bis zur großen Kreuzung zusammenbleiben.
»Tschüss, Fritzi, bis morgen!« Lotte rannte los. Vielleicht war Papa schon zu Hause; er wollte heute früher mit der Arbeit Schluss machen und ihr vielleicht das Schachspielen beibringen.
Doch dann stutzte sie. War da nicht einer hinterihr, der im selben Tempo wie sie lief? Sie schaute über die Schulter und sah gerade noch, wie jemand versuchte, sich hinter einem Lieferwagen zu verstecken. Mit einem unguten Gefühl ging sie weiter und drehte sich plötzlich blitzschnell um. Es war Memoli, der sie da verfolgte! Sie blieb stehen und wartete auf ihn, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Wieso schleichst du mir nach?«, fragte sie, als er mit rotem Kopf vor ihr stand.
»Das ist ja wohl kein Schleichen, wenn man so rennen muss«, antwortete Memoli. Seine langen Wimpern flatterten. Klar, ihm war es peinlich, erwischt zu werden.
Lotte sah ihn an und da konnte sie gar nicht anders als lächeln, egal, ob er nun ein Wilder Wolf war oder nicht.
Memoli deutete mit dem Kinn zu ihrer Schramme auf der Stirn. »Tut’s noch weh?«
»Nö, nicht besonders.« Lotte wartete, ob Memoli noch was fragen wollte. Die Sekunden dehnten sich wie Kaugummi. »Ist noch was?«, fragte sie schließlich.
Memoli starrte auf die Spitzen seiner schmutzigen Turnschuhe. »Ach, nichts«, murmelte er.
»Nun sag schon.« Jetzt musterte auch Lotte verlegen ihre Flipflops.
»Ich wollte nur wissen …« Memoli brach ab. Dann hob er den Kopf. »Macht ihr eigentlich auch eine Abschlussfeier mit eurer Klasse?«, fragte er.
Lotte guckte erstaunt. War er hinter ihr hergelaufen, um über Schulfeiern zu sprechen? »Klar«, sagte sie. »Macht doch wohl jede Klasse, wenn die Grundschule zu Ende geht, oder?«
Memoli zuckte die Schultern und stopfte die Fäuste tief in die Hosentaschen. »Weiß nicht. Ja, also, ich wollte nur … also … is’ jetzt auch egal. Bis morgen dann.« Und schon drehte er sich um und sauste die Straße hinunter. Er hatte die Turnschuhe nicht zugebunden, sodass seine Schnürsenkel über den Gehweg fegten.
Lotte sah ihm nach, bis er um die Ecke bog. Merkwürdig.Was hatte Memoli eigentlich von ihr gewollt? So richtig schlau wurde sie nicht aus ihm. Aber trotzdem kribbelte es in ihr vor Freude wie Brausepulver. Einfach nur, weil er ihr nachgelaufen war.
Wie die Piraten
»Manno«, schimpfte Fritzi und knallte ihren Ranzen auf den Boden, »da ist er ja schon wieder!« Sie warf Memoli, der neben der Eingangstür der Schule an der Wand lehnte, einen bösen Blick zu. Dann wanderte dieser Blick zu Lotte. »Der hat hier gar nichts zu suchen.«
Die beiden Mädchen standen auf dem Schulhof und warteten auf Liev und Hanan, um gemeinsam zum Hort zu gehen.
Lotte kehrte Memoli den Rücken zu. »Na und, kann ich doch nichts für, wenn der hier rumlungert.« Sie spürte ein Ziehen im Magen. Hätte sie bloß Fritzi nicht erzählt, dass Memoli ihr vom Hort aus gefolgt war. Jetzt war die sauer auf sie. Und deshalb musste Lotte ihre Freude über Memolis Auftauchen verstecken,als wenn das etwas Verbotenes wäre. Ach, alles wäre einfacher, wenn Memoli kein Wilder Wolf wäre. Vielleicht würde er diese Mutprobe ja wirklich nicht machen. Vielleicht war es das, was er ihr sagen wollte? Dass er darauf verzichtete, bei den blöden Wölfen mitzumachen … Vielleicht sogar ihr zuliebe …
Lotte drehte sich um und wollte zu ihm hinüberluschern. Doch er war nicht mehr da. Na ja, auch gut. Sie winkte Hanan und Liev zu. »Da seid ihr ja endlich!«
»Ich hab meine Flipflops nicht gefunden.« Hanan wedelte damit in der Luft herum. »Liev hat mir beim Suchen geholfen.«
Lotte und Fritzi grinsten. Hanan konnte nämlich in ihren Flipflops nicht ordentlich gehen. Sie stolperte ständig über ihre
Weitere Kostenlose Bücher