Die Flipflop-Bande
»Ich bin kaum schwerer als du. Ich kann das machen«, sagte sie.
Fritzis Plan klappte wunderbar. Lotte, die am besten werfen konnte, schleuderte ihre Flipflops mit Schwung über die Brüstung des Hochsitzes. Und schwupps! fiel das Seil, das sie an die Latschen geknotet hatte, auf der gegenüberliegenden Seite zu Boden. Die drei Mädchen hielten es fest in den Händen und Hanan kletterte flink wie ein Äffchen am anderen Ende nach oben.
»Nicht loslassen!«, rief sie, als sie den Hochsitz fast erreicht hatte und schon ein ganzes Stück über den Brombeeren schwebte. Die drei Freundinnen grinsten zu ihr hoch.
»Hey! Warum hast du so viele Nudeln gegessen?«
»Du wiegst mindestens zwei Zentner, Hanan!«
»Gleich hast du’s geschafft.«
Tatsächlich. Mit einem Schnaufer schob sich Hanan auf den Hochsitz und winkte erleichtert nach unten. »Hier ist Platz genug für uns alle«, rief sie. »Ich binde das Seil jetzt fest und dann kommt ihr nach.«
Kurz darauf standen alle vier Mädchen im Hochsitzund bewunderten die Aussicht über die Lichtung und den halben Räuberwald hinweg.
»Wie schön das ist«, meinte Liev. »Viel schöner noch als im Baumhaus.«
»Ja«, sagte Lotte stolz, »das ist wirklich ein großartiges Geheimversteck!«
»Hierhin kommt niemand, ohne dass wir ihn sehen. Und hoch kommt auch so schnell keiner!« Fritzi trat mit dem Fuß gegen das obere Ende der morschen Leiter, die daraufhin in sich zusammenbröckelte wie eine Salzstange.
»Rattatazong!«, machte Hanan und lachte. »Jetzt kann man nur noch am Seil hoch.«
Eine Weile standen die Mädchen nebeneinander in ihrem Ausguck und fühlten sich wie die Piraten, die ein fremdes Schiff erobert hatten. Doch dann holte Liev ihr Handy aus der Tasche und schaute auf die Uhr. »Ich glaube, wir müssen zurück«, mahnte sie. »Ewig werden die auch nicht Fußball spielen.«
So rutschte eine nach der anderen mit den Beinen zuerst über den Hochsitz und hangelte sich wieder auf den Waldboden. Das Seil wickelten sie dicht um ein Bein des Hochsitzes, damit es nicht so verräterisch in der Luft baumelte.
»Morgen bringen wir Vorräte und Decken mit, sonst ist es kein richtiges Hauptquartier«, sagte Fritzi. »Das wird wunderbar.«
Dann hopsten und sprangen sie über die Lichtung. Und durch den Wald schallte ein übermütiges »Lang lebe die Flipflop-Bande!«.
Goldene Regeln
In den nächsten Tagen richteten die vier ihr Hauptquartier ein, sodass es zwar eng, aber richtig gemütlich wurde. Sie warfen das vertrocknete Laub hinaus, das sich dort gesammelt hatte, wischten Staub und Spinnweben weg, schleppten alte Wolldecken und Kissen aus dem Hort herbei und legten einen hübschen Vorrat an Gummibärchen, Keksen und Kakaotüten an. Wie eine Vogelschar im Nest hockten sie dort oben, luftig und sicher.
»Was machen wir mit unserer Fahne?«, fragte Hanan und hielt die selbst genähte Flagge mit dem Drachenwappen in die Luft. »Wenn wir die aufhängen, sieht man ja unser Hauptquartier schon von Weitem.«
»Wir hängen sie hier drinnen auf«, schlug Lotte vor. »Als Wandteppich.«
Hanan hatte eine Spardose mitgebracht, die wie eine Schatztruhe aussah. »Da kommen unsere Geheimdokumente rein«, sagte sie und zeigte den anderen den winzigen Schlüssel, mit dem man die Truhe verschließen konnte.
»Was für Dokumente?«, fragte Liev.
»Na, die goldenen Regeln unserer Bande. Ohne die kann man keine Bande gründen, hat mein Bruder gesagt.«
Fritzi strahlte. »Ja, genau! Und wir müssen sie mit unserem Blut unterschreiben – wir machen ein Ratsch mit dem Taschenmesser.« Sie hob den Zeigefinger und wischte sich damit über den linken Daumen. »Das kann ich morgen mitbringen.«
»Oh nee!« Liev protestierte, und Hanan zeigte Fritzi einen Vogel.
Auch Lotte runzelte die Stirn. »Ich tu mir doch nicht selber weh«, sagte sie.
Fritzi maulte, weil sie das mit dem Blut für oberwichtig hielt. »Ich wette, die Wilden Wölfe haben das auch so gemacht«, sagte sie.
»Das kann uns doch egal sein.«
Nein, die anderen drei gaben nicht nach und Fritzi musste sich geschlagen geben. Schließlich einigten sie sich darauf, sich gegenseitig eine Haarsträhne abzuschnibbeln und daraus einen Zopf zu flechten, als Symbol ihrer Verbundenheit.
Über die goldenen Regeln, die Hanan in Schönschrift auf einen Zettel schrieb, gab es zum Glück weniger Diskussion. Denn die wichtigsten Sätze waren schnell gefunden:
1. Treue und Freundschaft bis in alle E h wigkeit
2. Eine für
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