Die Flipflop-Bande
sie das erste Kissen über die Holzfassade.
Es dauerte nicht lange, dann hatten sie alle Kissen und Decken aus dem Hochsitz geworfen.
»Was machen wir mit den Süßigkeiten?«, fragte Liev.
»Aufessen natürlich«, meinte Hanan. »Allzu viel haben Lotte und Memoli eh nicht übrig gelassen.«
Während sie noch die letzten Bonbons lutschten, holte Liev die kleine Schatzkiste hervor und öffnete sie. Sie nahm den dünnen, aus vier Haarsträhnen geflochtenen Zopf und den Zettel mit den goldenen Regeln heraus. Die Mädchen betrachteten ihre Schätze wortlos. Keine schien so recht zu wissen, was daraus werden sollte.
»Ich weiß, was wir damit machen«, sagte Lotte schließlich. »Wir vergraben alles.«
»Ja«, stimmte Hanan zu. »Wie bei einer Beerdigung.«
Und so geschah es: Ein letztes Mal kletterten die Mädchen am Seil hinunter. Dann schleuderten sie es mit Schwung zurück auf den Hochsitz, sodass ihr ehemaliges Hauptquartier von nun an nicht mehr zu erreichen war. Weil sie keine Schaufeln hatten, buddelten sie mit den Händen ein tiefes Loch in den Waldboden neben dem Hochsitz. Feierlich legten sie den Zopf und die Urkunde hinein, warfen ein paar Waldblümchen hinterher und schaufelten die Erde wieder zurück. So gut sie konnten, trampelten sie den Boden fest.
»Verehrte Anwesende! Dies ist das endgültige Ende der berühmten Flipflop-Bande. Wir werden sie nievergessen«, sagte Fritzi mit tiefer Stimme und ernstem Gesicht.
Lotte schluckte. Eigentlich konnte sie solche Feiern im Moment nicht so gut ab. Doch die Zeremonie war auch schon vorbei. Denn jetzt hielt Fritzi die leere Schatzkiste hoch und grinste in die Runde.
»Und hier hinein kommt die Urkunde für unsere nächste Bande!«, sagte sie.
»Welche Bande?«, fragten Lotte, Liev und Hanan im Chor.
»Natürlich die, die wir auf der neuen Schule gründen werden.« Fritzi reckte selbstbewusst ihre Sommersprossennase.»Und dein heiß geliebter Memoli kann dann von mir aus auch mitmachen.«
Lotte wurde rot. Manno, diese Fritzi! Sie gab ihr einen Knuff mit dem Ellenbogen und Fritzi boxte zurück.
»Erst mal sind sechs Wochen Sommerferien«, sagte Lotte. »Das ist eine Ewigkeit. Und was dann kommt, das kann man eh nicht wissen.« Sie klappte die offene Schatzkiste zu. »Ich finde, wir sollten jetzt erst mal Eis essen gehen. Papa hat mir Feriengeld gegeben, ich lade euch ein.«
»Uns alle?«
Da lachte Lotte. »Klar! Alle für eine und eine für alle! Das gilt noch immer.«
Und dann rannten sie gemeinsam durch den Räuberwald. Lotte hatte wie Hanan die Flipflops in die Hand genommen und lief barfuß über die Lichtung. Es war schön, den warmen Waldboden unter den Füßen zu spüren. Und es war wunderbar, Freundinnen zu haben, ganz egal, ob mit oder ohne Bande.
Informationen zum Buch
»Wir flippen,
wir floppen,
wir sind nicht
zu stoppen.«
Lotte und ihre Freundinnen Fritzi, Hanan und Liev teilen ein Geheimnis: Sie haben eine Bande gegründet, mit allem, was dazugehört – Bandenquartier, Abzeichen, Mutprobe und Bandenschwur. Keiner in ihrem Hort, in den sie gemeinsam nach der Schule gehen, soll etwas davon wissen. Doch dann geraten sie mit den Wilden Wölfen aneinander. Und in dieser Bande ist ausgerechnet Memoli – der Junge mit den schönen schwarzen Augen.
Informationen zur Autorin
Cornelia Franz wurde 1956 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Amerikanistik, vielen abenteuerlichen Reisen sowie diversen Jobs machte sie eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin und arbeitete als Lektorin für Reiseführer und Kunstbücher. Seit 1993 schreibt sie sehr erfolgreich Kinder- und Jugendbücher sowie Romane für Erwachsene. Cornelia Franz lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
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