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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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mir das Gesicht der Frau so bekannt vorkam. Es war Anna! Vor vielen Jahren war sie meine beste Freundin gewesen. Unsere Freundschaft zerbrach als Anna mir den Heiko ausspannte. Er war meine erste Liebe gewesen, ich wahrscheinlich seine hundertste. Eines Tages rief mich Anna an, um mir mitzuteilen, dass sie meinen Ex verlassen hatte. Ihr schlechtes Gewissen mir gegenüber schien ihr keine Ruhe zu geben, denn sie flehte mich an, ihr zu vergeben. Mir war nichts besseres eingefallen, als sie anzulügen, dass ich nicht böse auf sie sei. „Ganz im Gegenteil!“, hatte ich noch zu ihr gesagt, „Ich stehe voll in deiner Schuld, denn du hast mich von dem Kerl befreit, der wie ein nasses T-Shirt an meinem Rücken klebte. Dank dir bin ich diesen Trottel endlich los!“ Dies war natürlich eine Notlüge gewesen, um meine Würde zu retten. In Wirklichkeit hatte mir Heiko das Herz gebrochen und ich gab Anna dafür die Schuld. 
    „Anna! Welch eine Überraschung!“
    Wir fielen uns in die Arme. Obwohl unser letztes Treffen etliche Jahre zurücklag, war Anna unverändert geblieben. Sie hatte die gleichen kurzen, rot gefärbten Haare, blaue Augen und Lippen, auf denen reichlich grellroter Lippenstift lag.
    „Und du, kleine Maus?“
    „Ich heiße Karin und bin fünf Jahre alt“, sagte das süße schwarzhaarige Mädchen, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit Schneewittchen hatte.
    „Und das muss dein Justin sein, von dem du mir geschrieben hast. Toller Junge“, sagte Anna und blickte mich irgendwie erwartungsvoll an.
    „Ja, gut, tja, dann, was nun, ää“, stammelte ich und schaute zwischen Anna, Karin und den Koffern hin und her.
    „Wir … Also, tja. Melanie, es ist Folgendes … Für den Fall, dass wir heute Nacht unter einer Brücke oder auf einer Bank im Park übernachten müssen, wäre es ganz lieb von dir, uns ein oder zwei alte Decken zu leihen.“
    Hm. Eigentlich war alles meine Schuld. Warum musste ich j edes Jahr die Weihnachtskarte an Anna mit dem Satz „In tiefster Dankbarkeit und Verbundenheit“ besiegeln? Nun stand die Arme vor mir und erwartete, dass ich mich endlich dafür revanchiere, dass sie mir damals meine erste Liebe ausgespannt hatte. Und dennoch. Anna und ihre kleine süße Tochter brauchten Hilfe. Meine Hilfe!
    „Anna, aber was redest du denn da? Erzähl! Was ist passiert?“
    Sie senkte den Blick. Ihr Kinn begann zu zittern.
    „Ich habe es nicht mehr ausgehalten und bin abgehauen“, sagte sie und brach schluchzend zusammen.
    „Los, kommt schon rein! Lass die Koffer stehen, ich mach das schon.“
    Ich schaute mich wie eine Diebin um, bevor ich die Koffer schnell in die Wohnung trug. Zum Glück bekam die Rentnerin von gegenüber nichts mit, sodass ich keine Gerüchte befürchten musste, bei mir wäre eine Untermieterin mit Kind eingezogen, damit ich das Geld für die Stromrechnung aufbringen kann.       
    „Auf welchen Namen hörst du denn?“ Karin setzte sich auf einen der Koffer und sah Justin neugierig an.
    „Mama, was hat sie mich gefraaaahagt?“
    „Schatz, sie hat dich nach deinem Namen gefragt.“
    Ich bat Anna ins Wohnzimmer.
    „Mensch Anna, wie lange ist es schon her?“
    „Wir haben uns seit fast sieben Jahren nicht mehr gesehen, falls du das meinst.“
    „Und warum ausgerechnet … Ich meine, denk jetzt bloß nicht, dein Besuch würde mich nicht erfreuen oder so. Ich frage mich nur, womit ich so unerwartet diese Ehre verdient habe?“
    „Ich wollte weglaufen und du warst die Einzige, die mir in den Sinn kam. Meine Freundinnen wohnen alle ganz in meiner Nähe und es hätte wenig Sinn gemacht, bei einer von denen unterzutauchen. Mein Mann hätte mich sofort ausfindig gemacht. Melanie, ich weiß, ich hätte dich vorher anrufen sollen, aber ich hatte Angst, du würdest dich auf ein Treffen mit mir nicht einlassen. Du hast zwar immer etwas anderes behauptet, und ja, wir haben uns hin und wieder ein nettes Kärtchen geschrieben, aber tief in meinem Inneren weiß ich, dass du mir die Geschichte mit Heiko nie verziehen hast.“
    Tja, Mädchen, wo du Recht hast, da hast du Recht. Ich bemühte mich, ein cooles, ausdrucksloses Gesicht zu bewahren. 
    „Ich kann mir kein Hotel leisten und ein Frauenhaus, wo es von verprügelten Ehefrauen nur so wimmelt, kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Zum Glück regnet es heute nicht. Die Nächte im Sommer sind warm und eine Nacht auf einer Parkbank wird Karin bestimmt als ein aufregendes Erlebnis empfinden. Wenn es nicht anders

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