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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
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zusammen. Die Nachtpfleger halfen mir auf die Beine und brachten mich in mein Bett. Dort schlief ich sofort ein.“ Die Kranke sah auf die Uhr. „Schon halb drei… Kostjas Torte wartet. Gehen wir zusammen nach unten?“
     
    Im Esszimmer war die Hölle los. Bella Schiffer hatte die Frechheit besessen, nach dem Mittagessen am Tisch sitzen zu bleiben. Die Ex-Miss saß mit einer Besucherin am Kopfende des Tisches – auf Marisabels Platz. Die Hundezüchterin schimpfte wie ein Rohrspatz, und Bruno musste dazwischen gehen.
    Selbst Marius Stamm verlor die Geduld.
    „Damen wie Marisabel machen mir Angst“, flüsterte er Minnie zu. „Für die arrangiert man ungern einen Abend mit Tanz und Tango – wie ich für Sie!“
    „Wir gehen tanzen?“, fragte Minnie.
    „Ja“, sagte der alte Kavalier. „An einem Abend in der nächsten Woche werden wir den Grünen Saal für uns allein haben. Zutritt haben nur ein Piano, ein italienisches Drei-Gänge-Menü, ein Abendkleid und ein Smoking. Dr. Albers unterstützt mein Vorhaben und lässt alles von externen Spezialisten arrangieren. Jetzt sagen Sie: Schlägt Ihr Herz schneller?“
    Minnie war überwältigt. Sie nahm seinen Handkuss dankend entgegen, und errötete sogar leicht.
    In diesem Moment kamen Mike, Annette und Angie ins Esszimmer. Der Reporter blinzelte der alten Dame zu.
    „Hallo Mike, wie geht es Omi?“, fragte Minnie. „Haben Sie unsere dünne Dame nach ihren unschönen Bauchkrämpfen gefragt, und sich erkundigt, ob bei ihr alles in Ordnung ist?“
    Mike nickte. „Ich glaube, Frau Krause möchte sich etwas ausruhen.“
    „Was? Sie verzichtet auf diese herrliche Joghurt-Limonen-Terrine? Dann muss sie krank sein!“ Alle Augen richteten sich auf die Hundezüchterin, die entrüstet vom Tisch aufstand. „I ch gehe jetzt sofort nach oben und schaue nach, ob sie sich den Magen verdorben hat. Wenn sie nicht essen will, kann etwas nicht stimmen.“
    Das Schweigen der anderen empörte Marisabel noch mehr. „Warum sagt niemand was? Seht Ihr nicht, dass das nicht normal ist? Ich mache mir Sorgen!“
    Sanft berührte Dr. Albers Marisabel am Arm. „Setzen Sie sich wieder hin, Frau Prinz. Alles ist so, wie es sein soll. Das verspreche ich Ihnen.“
    „Meinen Sie wirklich…?“ Marisabels Stimme zitterte. „Nun gut, dann besuche ich Omi eben später. Jeder verdirbt sich mal den Magen. Ich meine, das ist völlig… Nun gut, ich habe überreagiert. Aber jemand sollte umgehend nach ihr sehen. Vielleicht möchte sie ja oben etwas von der köstlichen Terrine probieren. Kürzlich hatte ich auch so ein Zwicken in der Magengegend. Gott sei Dank geht es mir schon besser…“ Sie setzte sich wieder und starrte schweigend auf ihre Terrine.
    „Vielleicht“, sagte Mike, „möchten Sie später mit mir spazieren gehen, Frau Prinz? Wir könnten bis zur Oranienburger Straße laufen. Dort gibt es ein Lokal, in dem Pflaumengrog serviert wird. Ich glaube, der wird Ihnen sehr schmecken.“
    Dankbar blickte ihn die Hundezüchterin an. „Gerne! Ein kleiner Ausflug wird mir gut tun.“ Erlöst genoss die Hundezüchterin ihre Terrine.
    Dann trat Kostja ins Esszimmer.
    „Liebe Gäste“, sagte er, „heute Abend werde ich frei haben. Ihre Wunschgerichte stehen im Kühlschrank. Sie sind mit Namenszetteln versehen. Wer nichts bei mir bestellt hat, findet frische Antipasti in der Kühlkammer. Außerdem kommt um 17.30 Uhr eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, die Ihnen kleinere Wünsche erfüllen kann. Morgen früh werde ich wieder hier sein. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit!“
    „Einen Moment!“ Marisabel Prinz hob den Finger. „Wo finde ich das Dressing für meinen Cesar’s Salad , auf den ich mich schon den ganzen Tag freue?“
    „Liebe Frau Prinz“, antwortete Kostja, „für Sie habe ich extra ein American Dressing zubereitet. Es steht neben Ihrem Teller. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin wird Ihnen beides bringen.“
    Er wandte sich Professor Pellenhorn zu. „Ihr Cesar’s Salad ist ebenfalls fertig – das Huhn habe ich fein püriert.“
    „Und meine Reibekuchen?“, fragte Montrésor.
    „Die stellte ich in die Mikrowelle!“
    Kostja schickte sich an, zu gehen. Dankbar winkten die Gäste ihm zu. Sogar Marisabel war glücklich.
    „Ein reizender junger Mann“, sagte sie. „Allmählich gewöhne ich mich sogar an seine blauen Haare. Aber wenn meine Tochter damit nach Hause käme….“ Sie schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen. „Naja, die Frage wird sich nie stellen. Sie

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