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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Glaube wird siegen, ob mit mir oder ohne mich. Wir werden für Navarra und ein hugenottisches Frankreich kämpfen. Du kannst tun, was du willst, nichts wird etwas daran ändern.«
    »Du … du glaubst, du kannst mir drohen?«, flüsterte ich. »Wenn das so ist, bist du derjenige, der sich irrt, denn komme, was wolle, ich werde siegen.« Ich blickte ihn ein letztes Mal an und meißelte mir den Moment des Abschieds ins Gedächtnis, damit ich später nie in Versuchung kam, diesen Tag zu bereuen. »Hiermit sind wir geschieden, Seigneur.«
    Er verbeugte sich und ging hinaus, ohne sich ein einziges Mal umzudrehen.
    In meinem Magen öffnete sich ein eisiger Abgrund. Ich kehrte zu meinem Pult zurück und nahm den versiegelten Brief an mich, den ich am Morgen geschrieben hatte. Dann rief ich einen Diener herbei. »Bring das meinem Sohn, dem Prinzen Henri.«
    Danach ging ich meinen üblichen Geschäften nach. Ich schrieb meine Briefe, nahm ein Bad, tauschte einen schwarzen Umhang gegen einen anderen und setzte mich zum Mittagessen an die Tafel. Als mir gegen ein Uhr die Speisen aufgetragen wurden, donnerte plötzlich in der Straße vor dem Palast ein Schuss.
    Und als Lucrezia kurz danach abräumte, platzte Henri herein. Zu mir vorgebeugt, flüsterte er: »Er ist getroffen, aber nicht tot. Er hatte Männer dabei, und die haben gesehen, von welchem Haus aus der Schuss abgegeben wurde. Sie haben sich sofort Zugang verschafft, und da lag die Hakenbüchse auf dem Tisch. In den Schaft waren Guises Insignien graviert.«
    Ich sah Lucrezia, die mit der Karaffe in der Hand wie erstarrt dastand, scharf an und winkte sie hinaus. Kaum waren wir allein, schob ich den Stuhl erbost zurück und stand auf. »Was für ein Narr! Wir waren uns doch einig, dass es im Geheimen geschehen soll!«
    Verärgert stieß Henri den Atem aus. »Er wollte sie wissen lassen, wer seinen Vater gerächt hat.«
    »Und damit hat er uns alle in Gefahr gebracht. Coligny hat mir gedroht. Er hat angekündigt, dass er für Navarra kämpfen wird. Jetzt haben wir statt einer Leiche einen verwundeten Führer, der Gerechtigkeit fordern wird.«
    Henri runzelte die Stirn. »Sie sagen, dass die Kugel die Schulter durchschlagen hat. Vielleicht stirbt er ja.«
    »Nicht früh genug.« Ich rang um Ruhe, um Fassung, merkte aber, dass sich der Abgrund wieder unter mir geöffnet hatte. »Wir müssen unseren Dr. Paré zu ihm schicken. Dann kann ich Charles mitnehmen und ihn besuchen.«
    Henri starrte mich entgeistert an. »Aber sie werden alle dort versammelt sein, seine Männer, die anderen Hugenottenführer …« Seine Stimme erstarb, als ihm die Wahrheit dämmerte. »Ich verstehe. Es muss so ausehen, als hätten wir nichts damit zu tun.«
    Ich wandte mich ab und rief Birago zu mir. Als dieser davoneilte, um Charles zu holen, raunte ich Henri zu: »Schaff Guise außer Reichweite. In der Abenddämmerung bringst du ihn in die Oleandergrotte in den Tuilerien.«

    Flankiert von bewaffneten Wächtern, fuhren wir mit der Kutsche zur Rue de Béthisy.
    Vor Colignys Haus hielt bereits eine Menschenmenge Wache, alles Hugenotten. Binnen weniger als einer Stunde hatte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Ich befürchtete, dass bis zum Abend in ganz Paris Aufruhr herrschen würde.
    »Mörder! Papistenfreunde!«, schrie jemand, als wir aus unserer Kutsche kletterten. Charles zog den Kopf ein; ich straffte mich. Niemand wagte es, uns den Eintritt zu verwehren. In der Vorhalle trafen wir auf noch mehr Hugenotten, Männer, die bei unserem Erscheinen abrupt verstummten. Ungläubig registrierte ich, wie mir aus ihrer Mitte Navarra entgegentrat, das Haar zerzaust und das Hemd unverschnürt, als wäre er soeben aus dem Bett aufgestanden.
    »Wie geht es ihm?«, wollte ich wissen.
    Navarra musterte mein Gesicht mit forschendem Blick. Fast hätte ich die Augen abgewandt. Insgeheim fragte ich mich, ob die Mittäterschaft sichtbar in meine Züge eingebrannt war. »Jemand hat ihn in die Schulter geschossen. Die Wunde ist schlimm, aber uns ist gesagt worden, dass er überleben wird.« Er blickte Charles und dann wieder mich an. »Ihr hättet nicht kommen sollen. Es war nicht nötig. Ihr solltet Guise zur Verhaftung ausschreiben.«
    »Das werden wir, sobald wir alle Fakten kennen. Bring uns zu ihm.«
    Navarra führte uns die Treppe hinauf. Die dort postierten Hugenotten wichen vor uns zurück. Keiner sagte ein Wort.
    Oben eilte Paré sofort auf mich zu. Er war älter geworden, bewies aber immer noch

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