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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Stimme sagte er: »Ich habe dich einmal geliebt, aber jetzt beschuldigst du mich, gegen dich eine Verschwörung angezettelt zu haben?«
    Seine Worte versetzten mir einen Stich ins Herz. »Wie kannst du das sagen? Du hast mich getäuscht, hast die Lügen geglaubt, die über mich in die Welt gesetzt wurden, und hast sogar Krieg gegen mich geführt. Du hast mich nie geliebt!«
    »O doch! Ich habe dich so tief geliebt, dass ich Dinge getan habe, die ich mir nie zugetraut hätte.« In seinen Augen war auf einmal eine Trauer zu erkennen, die mir die Sprache verschlug. »Oder hast du vergessen, wie ich dich vor le Balafré gerettet habe?«
    »Was … was hat er mit dieser Angelegenheit zu tun?«
    »Alles. Ich habe ihn töten lassen, verstehst du? Das habe ich für dich getan.«
    Ich stand da wie erstarrt. »Du hast deine Unschuld beteuert. Ich habe eine Untersuchung angeordnet, und du hast geschworen, du hättest nichts damit zu tun.«
    »Ich habe gelogen.« Seine Stimme bebte, als müsste er übermächtige Gefühle unterdrücken. »Ich habe gelogen, weil ich dachte … Damals glaubte ich, wir würden noch einmal zueinanderfinden, sobald die Unruhen vorbei wären. Aber ich hatte mich getäuscht. Du hast deine Reise durch Frankreich angetreten, und danach war alles anders.«
    Dass ich die Hand gehoben hatte, merkte ich erst, als ich sie mir an die Lippen presste.
    »Ich bin an allem schuld«, murmelte er. »Jetzt weiß ich das. Über meine wahren Gefühle habe ich nie mit dir gesprochen. Als ich dich dann wiedertraf, waren zwei Jahre vergangen, und meine Frau war gerade gestorben. Ihr Tod bereitete mir schreckliche Schuldgefühle. Monatelang hatte ich sie leiden sehen, und was hatte ich getan? Mir mit jeder Faser meines Herzens gewünscht, von ihr frei zu sein. Aber als sie schließlich starb, war ich schrecklich allein. Ich hatte nichts außer meinen Kindern und meinem Glauben. Dann hast du mich nach Blois befohlen, und da wurde mir klar, dass wir nie wieder die Menschen sein würden, die wir gewesen waren. Mir war, als wäre etwas in mir gestorben und es wäre für immer vorbei.«
    »Mein Gott …« Ich wandte mich ab. Obwohl ich mich dagegen wehrte, stieg eine beängstigende Hoffnung in mir auf. »Du hast nie etwas zu mir gesagt, nicht einmal damals, in Blois, als es vielleicht noch hätte anders kommen können …«
    »Ich weiß. Aber was hätte das auch bewirken können? Du hattest dich verändert. Da hielt ich es für das Beste, dich loszulassen. «
    Bei seinen Worten jagte ein Schauer durch mich. Plötzlich wirbelte ich herum und deutete anklagend auf ihn. » Ich habe mich nicht verändert!«, rief ich mit bebender Stimme. » Du warst ein anderer! Du dachtest, ich hätte mich mit Philipp darauf geeinigt, deinen Glauben zu unterdrücken, und bist gegen uns in den Krieg gezogen. Nicht ich habe die viele Gewalt zu verantworten. Das warst du. Immer du!«
    Er ließ den Kopf hängen und sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Wenn das geschah, dachte ich, wenn er mich um Vergebung bat für all das, was er getan hatte, für den Verrat und das Unrecht, würde ich ihn am Leben lassen. Ich würde ihn zurück zu seinen Kindern nach Châtillon schicken, zwar seiner Macht und seiner Privilegien beraubt, aber unversehrt.
    Ich würde mein Gewissen nicht mit seinem Blut beflecken.
    Wie durch einen Nebel hörte ich ihn sagen: »Manchmal müssen wir den ersten Schlag führen, bevor wir getroffen werden. « Zutiefst bestürzt stellte ich mich seinem Blick und erkannte in seinen Augen etwas, das ich schon so lange erwartet – und wovor mir gegraut hatte.
    Schweigen senkte sich zwischen uns. Die Anspannung war kaum zu ertragen.
    »Du gibst es zu?«, flüsterte ich. »Du gibst alles zu?«
    »Ja. Ich habe für das Einzige gekämpft, was mir geblieben war: meinen Glauben. Wir steckten in einem Irrgarten ohne Ausweg, du und ich. Wo du einen Kompromiss sahst, fand ich keinen. Aber glaube mir: Ich wollte nie dein Feind sein.«
    »Und doch sind wir es heute«, sagte ich. Dann wich ich zurück und reckte das Kinn vor. »Du wirst deinen Sitz im Kronrat niederlegen und Paris verlassen. Du bist für ein Amt am Hof nicht geeignet. Sei dankbar, dass ich dein Leben schone, denn kein anderer Monarch wäre dazu bereit.«
    »Wenn Seine Majestät das verfügt, werde ich mich beugen.« Er trat dicht an mich heran. Mit fast unhörbar leiser Stimme fügte er hinzu: »Du begehst einen Fehler, wenn du glaubst, ich hätte irgendwelche Macht. Mein

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