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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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überanstrengst.«
    Sie nickte in müder Dankbarkeit und blickte wieder zum Altar. Dort kniete Margot nun ganz allein. Navarra nahm in einem nahegelegenen Gotteshaus an einer hugenottischen Messe teil.
    »Eine so schöne Braut, und doch so traurig«, seufzte Isabell.
    »Lass sie erst schwanger werden«, murmelte ich, ungehalten über Margots Launen. »Dann erfährt sie früh genug, was Glück ist.«

    Zwei Tage später rief ich Coligny zu mir.

31
    Er betrat mein Gemach mit einer Verneigung. So wie er auftrat, hätte man meinen können, er spüre nichts von der Hitze. Sein bärtiges Kinn ruhte auf einer schwarzen Halskrause, jeder Knopf seines Wamses war akkurat geschlossen, und sein Umhang lag wie angegossen auf den Schultern. Er hatte von Anfang an eine magnetische Anziehung auf mich ausgeübt; jetzt allerdings hatte ich ein Gefühl, als wäre sie wie ein Fluch auf mich gerichtet.
    Ich winkte ihn näher. »Setzt Euch, Seigneur. Ein Zeremoniell ist nicht nötig.«
    »Wenn es Eure Hoheit nicht stört, möchte ich lieber stehen. «
    »Meinetwegen.« Während ich zu meinem Pult schritt, spürte ich seinen Blick im Rücken. Schweigen breitete sich zwischen uns aus, doch ich überließ es ihm, es zu brechen.
    »Ich nehme an, es gab einen bestimmten Anlass, mich hierherzurufen ?«
    Ich drehte mich zu ihm um. Seine Mundwinkel zuckten, als unterdrückte er ein bei ihm ohnehin seltenes Lächeln. Ich fragte mich, was er wohl so amüsant fand.
    »Ja«, antwortete ich, »ich habe Euch aus einem Grund gerufen, der Euch, glaube ich, durchaus bekannt ist.« Ich beobachtete ihn. Sein Gesicht war so ausdruckslos wie ein Stein. Und er schwitzte nicht, obwohl die Morgensonne auf ganz Paris herabbrannte.
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht«, gestand er.
    »Oh? Wollt Ihr mir sagen, Ihr hättet Euch nicht mit meinem Sohn und Navarra getroffen, um ihnen Ratschläge zu erteilen, wie man dieses Reich am besten regiert?«
    Er runzelte die Stirn. »Bezichtigt Ihr mich der Illoyalität? Wenn das so ist, unterliegt Ihr einem Irrtum. Ich habe mich tatsächlich mit Seiner Majestät und Navarra getroffen, aber nur, um Themen zu erörtern, die die Verteidigung von Frankreich betreffen.«
    »Wir leben in Frieden. Gegen wen sollen wir uns denn Eurer Meinung nach verteidigen?«
    »Spanien«, sagte er.
    Das veranlasste mich zu einem lauten Auflachen. »Nicht schon wieder diese alte Leier!«
    Er blickte mir unverwandt in die Augen. »Spanien mag Euch vielleicht keiner Sorge wert erscheinen, aber Ihr habt nicht von den zahllosen Heimatlosen gehört, die vor Philipps Massakern in Flandern und den Niederlanden geflohen sind.«
    Ich starrte ihn an und vergaß in diesem Moment ganz, dass ich über sein Schicksal entschieden hatte. Fast tat er mir leid, und ich fragte mich, wie er solch große Angst vor etwas haben konnte, das nie wirklich eingetreten war.
    »Ihr überrascht mich«, sagte ich. »Ich hätte gedacht, Ihr hättet Philipps Drohungen nach all den Jahren endlich durchschaut. Er tut gern so, als würde er jeden Moment über uns herfallen, aber bisher hat er das nicht getan, und ich bezweifle, dass das je geschehen wird. Er hat dringendere Sorgen.«
    »Und Ihr unterschätzt seit jeher Eure Feinde«, konterte er in einem unerwartet vertraulichen Ton. »Denselben Fehler habt Ihr auch gegenüber den Guises begangen.«
    Ich weigerte mich, den sanften Tadel zur Kenntnis zu nehmen. »Ihr habt recht: Euch habe ich unterschätzt.« Und bevor er etwas entgegnen konnte, fuhr ich fort: »Ich weiß, dass der Rat, den Ihr Charles erteilt habt, nicht gegen Spanien gerichtet war, sondern gegen mich.«
    Ich beobachtete, wie die Entschlossenheit aus seiner Miene wich. Es war wirklich verblüffend. Er hatte mein Kind in sein Haus gelockt, um es gegen mich aufzuhetzen, und doch zog er ein Gesicht, als hätte er es nie für möglich gehalten, dass ich das herausfinden würde.
    »Ich fürchte, Ihr unterliegt einem Missverständnis«, erwiderte er. »Der König und ich haben in der Tat miteinander gesprochen, aber ich habe ihm nur gesagt …«
    »…dass ich Jeanne womöglich vergiftet habe und Navarra zwingen werde zu konvertieren.« Ich lächelte unwillkürlich, als ich sah, wie ihm bei meinen Worten alle Farbe aus dem Gesicht wich. »Ach ja, und ich muss ins Exil verbannt werden, weil ich sonst Frankreich ins Verderben stürze. Ist das alles, Seigneur, oder habe ich etwas vergessen?«
    Er zuckte mit keinem Muskel. Seine Augen bohrten sich in die meinen, und mit leiser

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