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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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wird zu mir kommen. Er hat keine andere Wahl.«
    Henris Augen glänzten. »Wann …?«
    »Ich werde ihm eine Nachricht schicken. Sag Guise, dass ich denjenigen, den er für die Tat anwirbt, in jedem Fall bezahlen werde. Aber sorge dafür, dass ihm bewusst ist, dass er aus eigenem Antrieb handelt. Wenn es zum Schwur kommt, werde ich jede Komplizenschaft leugnen.«
    Henri leerte seinen Kelch in einem Zug. Dann beugte er sich über mich und gab mir einen Kuss auf den Hals. Einen Moment lang umfing mich sein schwerer Geruch nach Wein, Salz, Schweiß und der Jasminessenz, mit der er sich Kehle und Handgelenke parfümierte. »Ihr könnt darauf vertrauen, dass ich mich um Guise kümmere«, versprach er, dann löste er sein Haar und warf mir das Band in den Schoß.
    Wieder allein, öffnete ich mein eigenes Haar. In meinem Schlafgemach flackerten Kerzen, und das Bett war bereits vorbereitet. Lucrezia und Anna-Maria warteten auf mich.
    Doch ich wusste, dass der Schlaf mir heute Nacht keinen Trost spenden würde.

    Zum Dröhnen von Glocken versammelten wir uns vor den Portalen von Notre Dame, anstatt in ihrem kühlen Inneren, sodass wir in unseren Gewändern schier erstickten. Ein Meer von Menschen wogte über den Vorplatz, Hugenotten und Katholiken friedlich vereint durch dieses Ereignis. Meine Tochter und ihr Bräutigam knieten auf Kissen vor dem ungeweihten provisorischen Altar. Margot trug ein violettes Kleid, Navarra eine darauf abgestimmte, malvenfarbene Ausstattung mit entsprechender Kappe, unter der sein rostrotes Haar hervorquoll.
    Monseigneur begann mit wohltönender Stimme seine Predigt. Bereits vorab war eine knappe Zeremonie vereinbart worden, damit wir uns so bald wie möglich in den Schatten retten konnten; dennoch klopfte Charles nach kurzer Zeit mit seinen spinnenartigen Fingern auf den Armlehnen seines Thrones herum. »Mach schon, mach schon«, murmelte er. »Kann er sie nicht einfach segnen und zum Schluss kommen? Es ist wirklich infernalisch heiß hier draußen.«
    Ich gab ihm recht. Der Schweiß floss in Strömen unter meiner Haube und dem lila Damast. Jedem hier schien in dieser Hitze schlecht zu werden. Auch der junge Guise, der getrennt von uns bei seiner Mutter, der Herzogin, seinen Oheimen und meiner Tochter Claude sowie deren lothringischem Gemahl saß, wirkte erleichtert, als Monseigneur endlich fragte: »Willst du, Marguerite de Valois, Prinzessin von Frankreich, Henri de Bourbon, König von Navarra, zu deinem rechtmäßigen Ehemann nehmen und ihn lieben und ehren alle Tage eures Lebens?«
    Ich hielt den Atem an. Margot gab keinen Laut von sich. Die Stille zog sich in die Länge.
    »Verdammtes Luder!«, fluchte Charles und sprang auf, um Margot einen Stoß zu geben, sodass sie mit gesenktem Kopf nach vorn stolperte. Dabei verrutschte ihr Diadem und drohte zu Boden zu fallen. Mit flammend roten Wangen richtete sie sich wieder auf. »Sie sagt Ja«, gurrte Charles, woraufhin Monseigneur die Frage an Navarra gerichtet wiederholte. Dieser gab lakonisch seine Einwilligung. »Ja, das gelobe ich.«
    Es war vorbei. Während die Menge verwelkte Blumen in die Luft warf, versammelten wir uns hinter Margot und zogen in die Kathedrale Notre-Dame ein. Als der Sturm auf die Sitzbänke einsetzte, berührte mich jemand am Arm. Ich drehte mich um und sah, dass es Henri war. »Glückwunsch, Maman, Coligny hat die Hochzeit nicht verhindert.«
    »Pssst«, mahnte ich ihn,während die Trompeter eine schwere Melodie anschlugen. »Und die andere Sache?«
    »Er ist einverstanden.« Mein Sohn beugte sich nah zu mir vor. »Er hat einen Bediensteten – ich glaube, er heißt Maurevert. Es könnte Euch interessieren zu erfahren, dass er früher in der hugenottischen Armee gedient hat, ein Überläufer wie der Mann, der le Balafré erschossen hat. Eine Ironie des Schicksals, findet Ihr nicht?«
    »Ja, ja, aber vergiss nicht: erst, wenn ich dir die Nachricht zukommen lasse.«
    Ich setzte mich neben meine Schwiegertochter, die von der Hitze sehr mitgenommen wirkte. Bislang hatte sie keinerlei Zeichen von Fruchtbarkeit verraten, obwohl mir Birago versichert hatte, dass Charles seine ehelichen Pflichten keineswegs vernachlässigte. Allmählich machte ich mir Sorgen um Isabells Konstitution. Ich war schließlich darauf angewiesen, dass sie einen Sohn gebar, der Navarras Entfernung zum Thron deutlich vergrößerte.
    »Nach der Messe solltest du dich zurückziehen«, riet ich ihr. »Es ist wirklich nicht nötig, dass du dich

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