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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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aber ein Regent, der vergisst, dass zumindest einige seiner Untertanen berechtigte Gründe haben, mit ihm unzufrieden zu sein, wird nicht allzu lange Regent bleiben.«
    Sehr ernsthaft nickte seine Tochter, und er lächelte sie an.
    Rysel hat sogar noch mehr recht, als er weiß, dachte er. Du bist deiner Mutter so ähnlich! Und mein Sohn ist mir nicht ähnlich genug … und deiner Mutter auch nicht. Aber wenigstens wird er immer noch dich haben, oder nicht, Irys? Und vielleicht ist er ja sogar schlau genug, auch auf dich zu hören. Ich bin mir sicher, irgendwann in der Geschichte dieser Welt ist schon einmal etwas geschehen, was noch unwahrscheinlicher gewesen ist … auch wenn mir im Augenblick wirklich nichts einfällt.
    »Graf Anvil Rock schwenkt dort unten schon wieder die Flagge, Mein Prinz«, merkte Coris an.
    »Dann sollten wir hinunterreiten und die Moral der Truppe ein wenig stärken, meinst du nicht auch, Irys?«, entschied Hektor gelassen und wendete sein Pferd in Richtung der wartenden Artilleristen. »Ich kann es nicht ausstehen, mich auf jemanden aus Siddarmark verlassen zu müssen«, sagte Bischof-Vollstrecker Thomys Shylair unzufrieden.
    »Mir ergeht es nicht anders, Mein Lord«, pflichtete ihm sein Intendant, Pater Aidryn Waimyn, bei. »Aber im Augenblick bleibt uns gar keine andere Wahl, oder nicht?«
    Shylair schüttelte den Kopf, doch seine Miene hellte sich nicht auf, und das überraschte Waimyn nicht im Mindesten. Bedauerlicherweise hatten sie im Augenblick wirklich kaum eine andere Wahl. Es war geradezu schmerzhaft offensichtlich, dass die Royal Charisian Navy − und soweit Waimyn wusste, auch ganze Schwärme charisianischer Freibeuter − voller Freude jedes Kurierboot der Kirche kaperten, versenkten oder zerstörten, dessen sie nur habhaft werden konnten. Andererseits hatten diese verfluchten Ketzer auch allen Grund, die Republik Siddarmark nicht verärgern zu wollen. Und das bedeutete − so sehr es ihm missfiel, es auch zugeben zu müssen −, dass Shylairs Depeschen an den Rat der Vikare und das Offizium der Inquisition eine deutlich bessere Chance hatten, ihr Ziel an Bord eines siddarmarkianischen Handelsschiffs zu erreichen, als wenn sie sich an Bord eines der Schiffe von Mutter Kirche selbst befänden.
    »Ich fürchte, Erzbischof Borys und der Kanzler werden nicht allzu erfreut sein, wenn − falls − sie sie erhalten«, sprach der Bischof-Vollstrecker weiter. »Und ich bezweifle doch sehr, dass Vikar Zhaspahr sonderlich glücklich sein wird zu hören, dass Hektor sich jetzt an den gleichen ›Verbesserungen‹ versucht wie die Charisianer!«
    »Das bezweifle ich auch«, pflichtete Waimyn ihm bei.
    Andererseits, dachte der Intendant, ist es ja nun nicht so, als hätte Hektor eine andere Wahl. Und was auch immer der Großinquisitor von Zion aus verkünden mag, die Wahrheit ist nun einmal, dass ich zumindest bei dieser neuen Artillerie nicht erkennen kann, was auch nur annähernd einem Verstoß gegen die Ächtungen dabei gleichkäme.
    Das jedoch war etwas, das er in seiner eigenen Korrespondenz nicht hatte anmerken wollen. Er verstand sehr wohl, dass alles, was aus Charis kam, Zhaspahr Clyntahn von vornherein verdächtig erscheinen musste. Tatsächlich war er diesbezüglich in mancherlei Hinsicht sogar ganz und gar der gleichen Ansicht. Und ob nun an dieser neuen Artillerie irgendetwas unzulässig war oder nicht, es blieb dabei, dass diese Neuerungen symptomatisch waren für die infernalische Faszination der Charisianer für alles Neue und Gefährliche. Schon oft hatte Waimyn gedacht, die Charisianer liebten jegliche Veränderung einfach um der Veränderung willen, so lautstark sie auch erklären mochten, es gehe ihnen einzig und allein um die Steigerung der Effizienz im Rahmen der Grenzen, die ihnen die Ächtungen nun einmal setzten. Und dass sie so weit von Zion und dem Tempel entfernt waren, förderte diese Tendenz zu gefährlich unabhängigem Denken nur noch − das wusste Waimyn aus eigener Erfahrung hier in Corisande. Die Corisandianer waren nicht einmal ansatzweise so dämonisch fixiert darauf, jegliche anerkannte Ordnung umzustürzen, wo immer sie ihr begegneten, und doch waren sie deutlich … freidenkerischer als jeder Diener der Inquisition das jemals gutheißen konnte.
    Doch all dem zum Trotz war Waimyn fest davon überzeugt, dass sich letztendlich Mutter Kirche − und auch Vikar Zhaspahr! − zumindest einige der charisianischen Neuerungen zu eigen machen würde. Diese neue

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