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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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können als unsere, und das bedeutet, dass sich hier gerade etwas gewaltig umkehrt.
    Erneut wurde die Flagge in der Ferne, neben den Geschützen, geschwenkt, und dann dröhnten die ersten Schüsse. Der dumpfe Knall schlug den Zuschauern entgegen, die Pferde scheuten ob des unvertrauten Lärms, und die kurzen Rohre der Kanonen ließen das Mündungsfeuer nur noch beeindruckender wirken. Dichte, schmutzig-graue Rauchkringel wurden von der sanften Brise davongetragen, und mit entsetzlicher Urgewalt zerschmetterten die Kanonenkugeln die bereitgestellten Zielobjekte.
    Baron Seamount zog es vor, Strohpuppen als Demonstrationsobjekte zu verwenden, und Merlin hatte den Anblick aufstiebenden, goldglänzenden Strohs für äußerst effektiv gehalten, um den Erfolg anzuzeigen − es war regelrecht schauerlich. Graf Anvil Rock hingegen arbeitete bevorzugt mit wassergefüllten Fässern, und die Art und Weise, wie nun das Wasser aufspritzte, als die Kugeln die Dauben bersten ließen, wirkte ebenso beeindruckend. Gleiches galt für die überlegene Schussrate, die gleich darauf demonstriert wurde. Äußerst routiniert luden die Schützen nach, und ihre Arbeitsweise dabei war keinen Deut weniger flüssig oder effektiv als bei einer Geschützbedienungsmannschaft aus Charis.
    Ich wünschte wirklich, die Gegenseite könne nur aus Idioten bestehen, dachte Merlin trübsinnig und schaute zu, wie die neu geschaffene Feldartillerie von Corisande Prinz Hektor vorführte, was sie bereits alles beherrschte. Mit denen fertig zu werden, wird richtig, richtig schwierig sein, vor allem auf beengtem Gelände. Und wenn man bedenkt, wie viel weniger an Metall sie für jede ihrer Karronaden benötigen, werden ihre Gießereien in der Zeit, die ihnen noch bleibt, deutlich mehr davon anfertigen können.
    Langfristig, in dieser Hinsicht war Merlin durchaus zuversichtlich, würden Seamounts Geschütze mit den längeren Kanonenrohren ihre corisandianischen Gegenstücke wieder in die Schranken verweisen können. Doch langfristig war wirklich nichts, worauf Merlin sich gerne verlassen würde − nicht, wenn das bedeutete, dass zunächst einmal ›kurzfristig‹ sehr viele Charisianer ihr Leben verlieren würden. Wenigstens sorgte das völlige Fehlen jeglicher Erfahrungen mit Gewehren auf der Seite der Corisandianer dafür, dass Charis zumindest in Gefechten über entsprechende Entfernungen hinweg noch weiterhin im Vorteil war. Das alleine sollte schon fast ausreichen, um taktische Überlegenheit auf dem Schlachtfeld zu garantieren.
    Andererseits waren die Gewehre der Franzosen denen der Preußen im Deutsch-Französischen Krieg auch überlegen gewesen, und das hat die preußische Artillerie nicht davon abgehalten, der französischen Armee gewaltig den Arsch aufzureißen. Na, wenn das mal kein aufmunternder Gedanke ist, Merlin!
    Er verzog das Gesicht und beobachtete weiterhin die Präsentation der neuen Waffen, die ihm auf die Innenseite seiner Augenlider projiziert wurde, während er schweigend in seinem abgedunkelten Gemach saß. Cayleb wird sich nicht gerade freuen, das zu hören, ging es ihm durch den Kopf, doch das mochte sich auch positiv für sie auswirken. Jetzt, da Nahrmahn nicht mehr ›der Feind‹ war, hatte sich die Beantwortung der Frage, was wohl das nächste strategische Zielobjekt für Charis war, drastisch vereinfacht. Und als er nun zuschaute, wie Hektor neue Waffen ins Feld führte, erschien es Merlin offensichtlich, es sei an der Zeit, ihre Invasion in Corisande deutlich voranzutreiben.
    Ich hoffe nur, dass wir sie auch ausreichend weit vorantreiben können, dachte er. »Das war wirklich beeindruckend, Rysel«, sagte Prinz Hektor ernsthaft und sichtlich zufrieden zu Anvil Rock, während die Geschützbedienungsmannschaften mit feuchten Lappen die Läufe ihrer Kanonen auswischten.
    »Für das meiste davon gebührt der Dank alleine Koryn.« Anvil Rock lächelte, und ihm war deutlich anzumerken, wie stolz er auf seinen ältesten Sohn war. »Na ja, ihm und Charlz Doyal. Bis zum Ende des nächsten Fünftages werden wir drei vollständige Geschützbatterien in Dienst stellen können, und für den Einsatz im Feld konzentrieren wir uns ganz auf den Gebrauch von Trauben- und Beutelkartätschen. Ich glaube nicht, dass wir in absehbarer Zeit irgendwelche Mauern einreißen müssen.«
    »Das kann ich mir auch nicht vorstellen.« Hektor lächelte mit zusammengekniffenen Lippen. »Tatsächlich bin ich mir sogar recht sicher, dass Cayleb damit rechnet, schon

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