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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Holz machen, oder?«
    »Nicht ganz.« Merlin musste grinsen, als er bemerkte, wie barsch Seamount mittlerweile klang. »Mir ist der Gedanke gekommen, vielleicht sollte Meister Howsmyn versuchen, einen gänzlich anderen Ansatz zu wählen. Was wäre, wenn man nicht erst aus einem Guss das Kanonenrohr anfertigt, als ein massives Werkstück aus Metall, das man dann ausbohrt und mit Zügen versieht, sondern stattdessen nur ein relativ dünnes Rohr aus Schmiedeeisen nimmt, wie zum Beispiel bei dieser ›Auskleidung‹, über die wir gerade gesprochen haben. Und statt das nun in das Innere eines bereits existierenden Geschützes aus Bronze einzuführen und dann dazu zu bringen, dort auch zu halten, könnte man es vielleicht auch einfach mit sehr straff gespanntem Draht umwickeln. Was würde dann wohl passieren?«
    Seamount öffnete schon den Mund, als wolle er diese Vorstellung von vornherein zurückweisen, doch dann stockte er. Als sich angesichts dieser Überlegung die Gedanken zu überschlagen schienen, riss er die Augen auf.
    »Ihr sagt damit also, wir könnten die Verstärkung um eine relativ leichte Röhre einfach herumwickeln«, fasste er langsam und bedächtig zusammen. »Ich wüsste wirklich nicht, warum das nicht gehen sollte, solange die Wicklung nur straff und dick genug ist.«
    »Und ich könnte mir vorstellen, dass ein durch diesen Draht stabilisiertes Rohr deutlich weniger brüchig wäre als eines aus Gusseisen − oder sogar Schmiedeeisen«, setzte Merlin hinzu. »Schließlich könnten sich die einzelnen Drähte unabhängig voneinander ausdehnen und verformen, ohne dass damit gleich die ganze Konstruktion auseinanderfällen würde, wie das bei einem Werkstück aus massivem Metall bei den gleichen Drücken wahrscheinlich sehr viel eher der Fall wäre.«
    »Und nicht nur das!« Seamount klang zunehmend begeistert. »Man bräuchte sich auch keine Gedanken zu machen, ob es vielleicht irgendwo Fabrikationsfehler oder Defekte geben könnte, so wie eben bei Eisen. Man könnte jeden einzelnen Zoll des Drahtes genau prüfen, bevor man ihn in dem Geschütz verbaut!«
    »Ganz genau.« Die Überraschung, die bei Merlins zustimmender Bemerkung mitschwang, musste er nicht im Mindesten vorspiegeln. Wieder einmal arbeitete Seamounts ohnehin schon äußerst leistungsfähiger Verstand auf Hochtouren, nachdem man ihn erst einmal auf neue Ideen gebracht hatte.
    »Ich weiß natürlich nicht, ob sich das auch umsetzen lässt, zumindest vielleicht nicht mit den Geräten, die Meister Howsmyn derzeit zur Verfügung stehen«, sagte der Charisianer nun und wippte fast wie ein aufgeregter Schuljunge auf den Fußballen auf und ab, während er gedanklich schon die Vielzahl von Möglichkeiten durchging − und die unvermeidlichen Produktionsschwierigkeiten, die es zunächst zu überwinden galt. »Zum einen reden wir hier von wirklich viel Draht, und ich weiß nicht, wie es um seine Möglichkeiten bestellt ist, Draht in dieser Menge auszuziehen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Drähte in einer Art und Weise gespannt werden müssten, wie wir das mit reiner Muskelkraft niemals bewerkstelligen können, also wird das erfordern, dass seine Mechaniker sich überlegen, wie man Wasserkraft dabei zum Einsatz bringen kann. Wenn das nicht mit den Geräten möglich ist, die sie im Augenblick haben, dann werden sie sich überlegen müssen, wie sie ein Gerät bauen können, das sie brauchen, um ein anderes Gerät zu konstruieren, mit dessen Hilfe sie dann ein Gerät zusammenbauen, das schließlich auch das kann, was wir brauchen!«
    Ruckartig drehte Seamount sich wieder seiner Schieferwand zu, und ein weiteres Mal klapperte die Kreide, während er hastig Notizen anfertigte. Kurz darauf wirbelte er ebenso rasch wieder zu Merlin zurück und deutete mit ausgestecktem Arm auf ihn, die Kreide immer noch zwischen den Fingern.
    »Ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass Euch das gerade erst ›zufällig eingefallen‹ ist, Seijin Merlin.« Es hätte anklagend klingen können, doch das tat es nicht. »Andererseits werde ich Euch heute keine weiteren Fragen mehr stellen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir beide uns, wenn ich Euch jetzt nicht in Ruhe lasse, schon recht bald mit Erklärungen auseinandersetzen müssten, die Euch vermutlich überhaupt nicht recht wären.«
    Es gelang Merlin, seine Miene so unbewegt zu lassen wie stets. Es war nicht das erste Mal, dass eine Bemerkung Baron Seamounts in diese Richtung ging, doch dieses Mal hatte er

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