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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Trynair half es ganz und gar nicht dabei, all jene glühenden Kohlen besser zu jonglieren, mit denen er sich Tag für Tag befassen musste. Andererseits war es doch beeindruckend zu sehen, dass es Duchairn gelang, selbst den zunehmend streitsüchtigen Großinquisitor nicht nur zum Innehalten, sondern zum Zuhören zu bewegen. Es war tatsächlich sogar so beeindruckend, dass auch Trynair selbst ernstlich in Erwägung gezogen hatte, sich doch noch einmal ein wenig mit der Heiligen Schrift zu befassen.
    »Aber selbst der Einfluss auf das Denken seiner potenziellen Gegner ist noch dem untergeordnet, was Cayleb tatsächlich anstrebt«, setzte Duchairn nun seine Erläuterung fort. »Er zerstört systematisch die Frachtkapazitäten der anderen Königreiche. Im Endeffekt tut er jetzt genau das, was wir seinem Vater seinerzeit vorgeworfen haben − er legt es bewusst darauf an, den Seehandel der gesamten Welt zu beherrschen. Und der Grund dafür ist folgender: Sobald alle anderen Handelstransporter ausgeschaltet sind, werden die einzigen Schiffe, die dann noch unterwegs sind, unter charisianischer Flagge fahren. Und das heißt letztendlich, dass alle anderen in gewisser Weise Caylebs Ausgaben für das Militär bezuschussen. Er wird die Königreiche Haven und Howard tatsächlich dazu bringen, seinen Krieg gegen Mutter Kirche zu finanzieren, weil sie keine andere Wahl haben, als ihre Güter von charisianischen Schiffen transportieren zu lassen.«
    »Dann müssen wir sie eben davon abhalten«, grollte Clyntahn.
    »Das ist leichter gesagt als getan«, gab Duchairn zurück. »Die Handelshäuser benötigen diese Transportmöglichkeiten, um zu überleben, und ich habe keine Ahnung, was wir unternehmen könnten, um die Konsequenzen zu verhindern, die das auf unser eigenes Einkommen haben wird. Genau das versuche ich ja die ganze Zeit schon zu erklären. Das ganze Gefüge ist ungleich zerbrechlicher, als es von Außen betrachtet vielleicht wirken mag, und die Zwänge des wirtschaftlichen Überlebens werden Königen und Prinzen ebenso bewusst werden wie den einzelnen Bankiers und Buchhaltern. Und diese Zwänge werden selbst die Gottesfürchtigsten geradewegs in die Arme von Charis treiben, wenn das die einzige Möglichkeit für sie ist, ihr Überleben zu sichern.«
    »Und das ist nicht die einzige Sorge, mit der wir uns befassen müssen«, warf Maigwair ein. Ganz offensichtlich war er bereit gewesen, Duchairn einen Großteil der Last dieser Erläuterungen tragen zu lassen, doch nun beugte er sich vor, und seine Miene verriet eine Mischung aus Angst und Zorn. »Es geht hier nicht nur darum, deren Feinde zu schädigen und zugleich deren eigene Wirtschaft zu stützen. Es gibt auch noch den verderbenden Effekt.«
    »›Den verderbenden Effekt‹?« Ruckartig richtete sich Clyntahn in seinem Sessel auf; endlich war es Maigwair gelungen, doch die ganze Aufmerksamkeit des Großinquisitors auf sich zu ziehen. »Was denn für einen verderbenden Effekt?«
    »Diese ›Freibeuter‹ machen gewaltigen Profit«, erwiderte Maigwair. »Was auch immer sie sonst sein mögen, wenn es darum geht, aus jeder nur erdenklichen Gelegenheit schnelles Geld herauszuschlagen, sind sie einfach ganz echte Charisianer.
    Und die eine oder andere Münze, die sie dabei eingestrichen haben, geben sie bereits aus. Mir liegen bestätigte Berichte darüber vor, dass sie versucht haben, ihre Prisen in verschiedenen Häfen auf dem Festland loszuschlagen. Das bedeutet, die benötigen überhaupt keine Prisenmannschaften, die diese Schiffe bis nach Charis zurückschaffen. Auf diese Weise müssen sie die erbeuteten Schiffe immer nur gerade lange genug bemannen, bis sie einen der Häfen erreichen, die ihnen noch offen stehen, und danach können diese Prisenmannschaften sofort wieder zurück an Bord ihres eigenen Schiffes kommen. Und das bedeutet, dass sie noch eine ganze Menge Schiffe kapern können, bevor ein Mangel an Seeleuten sie dazu zwingt, nach Hause zurückzukehren und neue Mannschaften anzuwerben. Und was in mancherlei Hinsicht schlimmer noch ist, sie bauen dabei gute Beziehungen zu den dortigen Hafenbehörden auf. Ohne Wissen und Zustimmung der Obrigkeit könnten sie weder die gekaperten Schiffe verkaufen, noch die Fracht aus ihren Prisen.«
    Clyntahns Hängebacken verdunkelten sich, und in seinen Augen loderte unverhohlener Zorn auf.
    »Allayn hat recht«, bestätigte Duchairn. »Diese Freibeuter sind ganz offenkundig Teil einer koordinierten Strategie der Charisianer.

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