Die Flotte von Charis - 4
Das Einzige, was Cayleb hier aus eigener Tasche zahlen muss, sind die Artilleriegeschütze, und die lässt er dann an diese Freibeuter weiterverkaufen. Und selbst das kostet seine Flotte auch lediglich nur Zeit. Ich bin mir recht sicher, dass die Gießereien, die diese Kanonen letztendlich fertigen, dabei einen ordentlichen Profit einstreichen, ohne tatsächlich durch die Krone mitfinanziert zu werden. Und sobald sie keine Schiffe von anderen mehr finden, die sie angreifen können, werden sie jederzeit in den Dienst der Royal Navy gestellt werden können − als leichte Eskorten für Geleitzüge und Kreuzer. Damit schadet Cayleb nicht nur seinen Gegnern und stützt gleichzeitig die eigene Wirtschaft, sondern gestattet es seiner eigentlichen Navy auch noch, sich ganz auf Emerald und Corisande zu konzentrieren, während gleichzeitig unsere Verbündeten gezwungen werden, sämtliche noch verbliebene Schlagkraft auf See einzusetzen, den wenigen Seehandel zu beschützen, der überhaupt noch existiert. Und wie Allayn ja gerade schon angemerkt hat, bietet er im gleichen Augenblick den Behörden von Harchong und dergleichen sehr wirksame Anreize, aktiv mit ihnen zusammenzuarbeiten und führt den Regenten, die sich nicht bereits auf der Liste seiner ›aktiven Feinde‹ befinden, unmissverständlich vor Augen, dass er ihnen jederzeit genau das Gleiche antun kann, sollte ihm das erforderlich scheinen.«
»Dann benötigen wir doch offensichtlich eine Gegenstrategie, oder nicht?«, fragte Trynair.
»Das würde ich für eine vernünftige Feststellung halten«, stimmte Duchairn ihm zu − und nur eine Spur Ironie schwang in seiner Stimme mit.
»Das ist doch einfach«, grollte Clyntahn. Seine drei Kollegen blickten ihn an, und er stieß ein verächtliches Schnauben aus.
»Sie haben doch gerade darauf hingewiesen, wie sehr es unseren Verbündeten schadet, wenn die Handelsflotten zerstört werden, Rhobair. Das ist zwar nicht mein Fachgebiet, aber eben das Ihre, und so bin ich vollends bereit, Ihre Analyse der Lage zu akzeptieren. Aber wenn der Transport auf See für unsere Verbündeten auch wichtig ist, für die Ketzer in Charis ist er unerlässlich. All ihre verdammten Flotten und verfluchten Freibeuter müssen doch irgendwie bezahlt werden, und diese Blutegel zahlen sie mit dem Geld, das sie den Reichen auf dem Festland aussaugen. Wenn man diese Einkommensquelle versiegen lässt, dann nimmt man ihnen die Möglichkeit, ihren Widerstand gegen den Willen Gottes zu finanzieren.«
»Das ist wohl wahr«, stimmte Duchairn zu und blickte Clyntahn mit zusammengekniffenen Augen an.
»Na, dafür benötigen wir ja nun keine ›Freibeuter‹-Flotte«, erklärte der Großinquisitor barsch. »Wir brauchen doch nur sämtliche Festlandhäfen für jeglichen Handel mit charisianischer Ware zu sperren. Wir brauchen nicht einmal ihre Schiffe zu versenken oder abzubrennen, um sie für Cayleb und seine Mit-Abtrünnigen völlig nutzlos zu machen.«
Trynair legte die Stirn in Falten; seine Miene wirkte sehr nachdenklich. Maigwair schien hin und her gerissen dazwischen, Clyntahn zustimmen zu wollen, und der Skepsis, die der scheinbaren Einfachheit dieser leichthin vorgebrachten Lösung für ihr Problem angemessen schien. Duchairn hingegen schüttelte den Kopf.
»So einfach wird es nicht sein, Zhaspahr«, sagte er, und seine Stimme klang fast schon sanft. »Dabei sind zu viele Personen involviert, zu viele, die aus dieser Lage Profit ziehen könnten. Selbst die besten Männer werden angesichts der Notwendigkeit, ihre eigenen Familien zu ernähren, immens in Versuchung geführt, insgeheim weiterhin mit Charis Handel zu treiben, wenn das die einzige Möglichkeit darstellt, den finanziellen Ruin abzuwenden. Und täuschen Sie sich nicht! Wenn es uns wirklich gelingt, unsere Häfen für die charisianischen Schiffe zu sperren und jeglichen Handel mit charisianischer Ware in unseren Häfen zu unterbinden, dann wird für viele Personen die Folge der finanzielle Ruin sein.«
»Wenn das so ist, dann ist das eben so.« Weder Clyntahns Stimme noch seine Miene ließen auch nur eine Spur Flexibilität erahnen. »In diesem Kampf geht es um Gottes eigenen Primat auf Seiner eigenen Welt, Rhobair! Angesichts dessen ist das finanzielle Leiden eines Haufens von Händlern und Ladenbesitzern ein unbedeutender Preis, wenn es nur die Hand von Shan-weis verderbter Brut schwächt.«
»Das mag sein«, erwiderte Duchairn. »Aber ob dem so ist oder nicht, ist nicht das, worum
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