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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Pelzboa Constrictor! Der winzige Kopf schwankte jetzt einen Meter über dem Stamm. An der Bauchseite sah man stumpfe Schuppen aus grünlich-schwarzem Horn … oder war das, stumpfes Fell? Die bepelzte Schlange beobachtete sie, und dann senkte sich der Kopf langsam wieder, doch nicht bevor Dane eine Doppelreihe kleiner rosa Warzen an der Bauchseite entdeckt hatte. Ruhig glitt das Tier über den Stamm dahin. Also hatte er wirklich etwas Außergewöhnliches gesehen: eine Säugetierschlange!
    Nun, merkwürdiger als zehn Zentimeter lange Wale war es bestimmt nicht! Außerdem war in vielen Ecken des Bundes ein denkender und fühlender Affe, der Werkzeuge benutzte, ebenso ungewöhnlich – so ungewöhnlich, daß ihn sich ein Sh’fejj kaum vorstellen konnte.
    Endlich sahen sie durch die Dämmerung wieder Licht vor sich. Eine Lichtung, das Ende dieses scheinbar endlosen Tunnels. Sie beeilten sich in dem Gefühl, daß auch eine kleine Lichtung, ein kurzes Wiedersehen mit frischer Luft und Sonnenlicht, ebenso notwendig war wie eine Rast oder Essen. Ein schwacher, klarer Hauch fegte den Geruch von fauligen Pflanzen und süßlichen Blumen fort, der die ganze Zeit hindurch geherrscht hatte.
    Sie blinzelten in dem grellen Sonnenlicht. Die schmerzenden Augen konnten zunächst nur verschwommene Formen wahrnehmen. In der Mitte der Lichtung blitzte silbernes Licht.
    Hier schien alles frischgewachsen zu sein. Winzige Setzlinge schossen durch schnellwachsendes Gebüsch. Hier und dort um die Wurzeln größerer Pflanzen konnte man die Erde sehen, schwarze und graue Erde.
    Asche. Hier war ein Feuer gewesen, und als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sahen sie auch den Grund dafür. Der silberne Schimmer, der unter den blendenden weißen Strahlen Belsars glitzerte, war eine verbogene Metallform.
    Es hatte wohl einmal hauptsächlich aus Flügeln bestanden. Doch jetzt war es zerbeult wie Silberpapier und teilweise geschmolzen. An den Seiten krochen bereits grüne Schlingpflanzen hoch. Doch oben, fast an der Spitze, lagen mattweiße Gegenstände auf dem Metall. Sie gingen auf das Gerät zu, und Rianna holte entsetzt Luft.
    Auf sie herab starrte ein menschlicher Schädel mit hohlen, knöchernen Augenhöhlen. Einige der Knochen waren geschwärzt und verbrannt.
    „Ein Luftschiff der Kirgon“, murmelte Rianna. „Eine Landefähre …“ Dort, wo das Fluggerät brennend aus dem Himmel gestürzt war, war der Boden aufgerissen und hatte eine lange, baumlose Spur hinterlassen. Der unersättliche Dschungel kroch bereits wieder von allen Seiten auf die Fläche zu, doch man würde noch viele Jahre lang diese Narbe erkennen können.
    Wie lange lag es schon dort? Dane konnte es nicht beurteilen. Der Dschungel war ihm nicht vertraut, und er wußte nicht, wie schnell alles hier wuchs. Nach der Größe der Pflanzen zu urteilen, die bereits wieder die gerodete Fläche überzogen hatten, würde er schätzen, daß es mehr als eine Wachstumsperiode her sein mochte, vielleicht ein belsarisches Jahr. Aber er hatte keine Ahnung. Er blickte auf die Knochen, dachte an das Kirgon-Messer und fragte sich: haben wir die Überreste des Personals vom Stützpunkt gefunden? Auf dem Schiff, das uns herbrachte, hatte der Prrzetz-Kapitän gesagt, Kirgon seien weiß, und Vilkish F’Thansa hatte eine weiße Gestalt erwähnt …
    Nein, diese Knochen waren menschlich … zumindest protosimianisch. Das Personal auf dem Stützpunkt hatte laut Dravash ausschließlich aus Sh’fejj bestanden. Daher war das Geschehen auf dem Stützpunkt kein Sklavenfangunternehmen der Kirgon gewesen. Wurden die Leute vom Stützpunkt und die Kirgon von einer dritten, weitaus entsetzlicheren Macht zerstört?
    Die Spuren des Sklavenhundes liefen an dem Fluggerät vorbei über die schnellwachsenden Kriechpflanzen, die die Asche und die gepflügte Erde bedeckten, direkt auf die lange Schneise zu, die das brennende Flugzeug in den Dschungel gerissen hatte. Sie verfolgten sie weiter.
    Das Kirgon-Schiff war nur eine knappe Meile von seinem Stützpunkt fortgeflogen.
    Auch hier war der Dschungel verbrannt und kroch allmählich zurück, um sein Territorium wieder in Besitz zu nehmen. Haufen geschmolzenen Metalls verrieten immer noch die Form irgendwelcher riesiger Waffen, bei deren Anblick Rianna eine Grimasse zog und er schauderte. Aratak bleckte stirnrunzelnd die Zähne. Joda sah absolut entsetzt aus. Halbversteckt zwischen den jungen Pflanzen lagen menschliche Knochen verstreut. Leuchtendbunte

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