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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aber nicht, also war es keine Arterie. Doch unvermittelt durchzuckte wilder Schmerz seinen Arm, und er umklammerte ihn heftig, zitterte und hörte Rhomda sagen: „Geht zurück, Ehrwürdiger. Ich habe nicht den Wunsch, Euch zu töten, aber ich werde es tun, wenn ich muß.“
    „Aber auch ich bin ein Dämon von den Sternen“, gab Aratak zurück, streckte die riesige Vorderpfote aus und griff nach dem Speer. Die scharfe Waffe zuckte unter ihm her und zielte auf sein Auge. Aratak wich zurück, doch dann balancierte Joda oben auf dem Felsbrocken und schleuderte seinen Speer auf Rhomdas Schulter.
    Der Speermeister konnte sich leicht abducken, und sein Speerschaft flog fast zufällig herum, um den Jungen hart am Knöchel zu treffen. Joda fiel von dem Felsen fast direkt in Rhomdas Arme, und während der Speermeister unfreiwillig zurücktrat, um ihm auszuweichen, griff Aratak nach seinem Speer und entwand ihn ihm. Plötzlich baumelten Rhomdas Beine einen halben Meter über dem Boden, weil er sich an seinen Speer klammerte. Arataks andere Hand holte offen zu einem Schlag aus, und die blaugekleidete Gestalt flog wie eine Puppe durch die Luft, fiel neben einem Felsen zusammen und blieb reglos dort liegen.
    Dann ergriff Rianna Danes Handgelenk und goß etwas wie flüssiges Feuer in die Wunde. Er rang nach Luft und versuchte, den Arm fortzuziehen, doch sie hielt ihn fest. Sanfte Kühle verdrängte das Feuer, und das Pochen hörte auf. Sie schlug irgend etwas über die Wunde, was aussah wie eine dünne Plastikschicht. Sie riß ihren dünnen Rock, den langen, den sie in den Dörfern getragen hatte, in Streifen und fertigte eine Art Schlinge daraus.
    „Den trage ich sowieso nie wieder“, meinte sie.
    Aratak beugte sich zu Rhomda nieder und berührte den zusammengesunkenen Körper. Von hier aus sah es aus, als habe sich der Speermeister den Hals gebrochen. Joda fragte: „Ist er tot?“
    „Nein, aber er wird einige Zeit schlafen.“ Aratak reckte sich wieder zu voller Höhe auf. „Ich hatte auch Angst, ihn umgebracht zu haben, wenn ich mich auch bemüht habe, ihn nur sanft zu schlagen. Er ist ein wertvoller Mensch und sollte nicht leichtfertig getötet werden.“ Aratak hielt mit der riesigen Klaue immer noch den Speer. Er blickte in die Schlucht hinab.
    „Ich kann seine Männer nicht sehen, aber sicher sind sie nicht mehr weit entfernt. Wir sollten gehen.“
    Und er bückte sich und legte Rhomda vorsichtig den Speer neben die. schlaffe Hand.

 
15
     
    Eilig kletterten sie die Schlucht hinauf. Dane horchte auf das geringste Geräusch hinter ihnen … Zweigrascheln oder losgetretene Steinchen, alles was auf die Verfolger hindeuten konnte. Doch zu dem Zeitpunkt, als sie überhaupt etwas vernahmen, waren sie zu weit von den Männern entfernt, um solche Kleinigkeiten noch zu vernehmen. Sie lauschten auf die Stimmen der Männer, die Schreie ausstießen, und sie wußten, die Verfolger waren auf Rhomda gestoßen. Man hörte einen Chor von Rufen und Gemurmel.
    Das wird sie eine Weile aufhalten – länger jedenfalls, als wenn sie ihn tot aufgefunden hätten. Aber etwas, das ihn niedergeschlagen und ihm dann den Speer wieder in die Hand gelegt hatte?
    Die Stimmen wurden leiser und verstummten schließlich hinter ihnen. Immer neue Wasserfälle tauchten vor ihnen auf. Joda humpelte. Der Aufstieg wurde immer schwieriger, und Dane fragte sich, wie sie wohl endgültig hinaufgelangen würden, wenn es noch schlimmer würde.
    Mit meinem kaputten Handgelenk kann ich niemandem helfen, dachte er. Das Zeug, das ihm Rianna darauf gestrichen hatte, nahm zwar den schlimmsten Schmerz, fühlte sich aber steif an und verhinderte den Gebrauch der Hand.
    Aratak, der voran ging, blieb plötzlich stehen. Rianna machte eine Handbewegung, und der schwere Duft von Katzen erfüllte die Luft.
    Eine Rasha hing, fast von den Bäumen verdeckt, absolut reglos auf einem Zweig über dem Pfad und erwartete sie.
    „Ich werde vorangehen und sie vertreiben“, meinte Aratak. „Warte hier, Rianna. Joda, halte deinen Speer bereit, falls sie mir entkommt und angreift.“
    „Warte“, sagte Dane. Vorsichtig und sorgfältig suchten seine Augen die Wand der Schlucht ab. Er drehte sich um und suchte etwas, was seinem Blick vielleicht entgangen war.
    Über dem Baum gab es eine kleine Unregelmäßigkeit im Felsen, wo sich aus dem glattgewaschenen Stein ein winziger Vorsprung erhob. Auf dem Weg hinter ihnen hatte eine Geröllhalde einen ebenen Hang hinter sich gelassen. Er

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