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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Blumen waren durch die Augenhöhlen eines bleichen Schädels gewachsen.
    Schlingpflanzen sprengten die verbrannten Mauern eines ehemaligen, offenbar vorgefertigten Hauses. Eine runde grüne Mauer umschloß eine Fläche, die bedeckt war mit, wie Rianna erklärte, Sklavenhalsbändern. Zwei Skelette lagen beim Tor, die Knochen abgenagt, aber nicht von Raubtieren verstreut. Um sie herum lagen immer noch zerrissene Streifen der ehemaligen Kleidung.
    Sternendämonen und Geschichten von Menschen, die in den Bäuchen von Metallwagen fortgeschleppt wurden …
    Dane blickte sich ständig um, auf der Suche nach einem weißen Blitz. Die Fingerspitzen der gesunden Hand streichelten fortwährend den Schwertknauf, während seine Nervenenden eisig prickelten. Jeden Moment rechnete er damit, daß sich ein Sklavenhund auf sie stürzen würde. Er war so in seine wachsame Suche vertieft, als er der Spur folgte, die hier undeutlich und irritierend zu werden begann, daß er nur langsam bemerkte, daß der Wald jenseits der verbrannten Fläche irgendwie sonderbar war. War das nur die flirrende Hitze?
    Gänsehaut kroch ihm über den Rücken. Jemand beobachtete ihn. Jahrelanges Leben in der Wildnis hatte Dane gelehrt, sich auf seine Instinkte zu verlassen. Die Hand umklammerte den Schwertknauf, wobei er Aratak zuflüsterte: „Paß auf …“ Rianna faßte den Speer fester und trat hinter ihn. Ohne jeden Zweifel war er sich darüber im klaren, daß das schneeweiße, elegante Wesen nun jeden Augenblick auf sie zuspringen würde und daß die riesigen Fänge sie alle miteinander zerreißen würden …
    Hinter der Mauer erhob sich eine ungeheure Gestalt, und Dane sprang mit gezücktem Schwert, das in der Sonne blitzte, zurück. „Seid beruhigt dort drüben“, brummte eine Stimme in Danes Kehlscheibe. „Ich bin es. Ich war sicher, die Spuren würden euch hierherleiten.“
    Dravash trat hervor. Sein kurzer Lederkilt hing zerrissen herab. Er lehnte sich auf einen riesigen hölzernen Spazierstock. Sein Bündel hatte er jedoch noch bei sich.
    „Ihr seid verwundet“, sagte Rianna, die bemerkte, wie schwer er sich auf den Stock stützte. Ein größerer Teil seiner Lederhaut war mit dem Plastikverband bedeckt.
    Er zuckte nur die Achseln. „Die Felsen beim Wasserfall sind der Haut eines Protosauriers nicht freundlich gesinnt, und ich befürchte, so gut wie die Protosimianer werde ich nie klettern können. Vielleicht waren meine prähistorischen Ahnen ausgezeichnet in dieser Disziplin, doch ich bin dazu ebensowenig fähig, wie Ihr und Dane euch durch Bäume schwingen könnt, wie es eure niederen simianischen Verwandten fertigbringen. Aber das ist nun nicht wichtig. Und Euch, Kamerad, bitte ich“, sagte er zu Aratak gewandt, wobei er freundlich die Zähne entblößte, „erspart mir Zitate des Göttlichen Eis oder vom heiligen A’assioo oder irgendeinem anderen gesegneten Philosophen. Ich freue mich, euch zu sehen, und ich hoffe, ich kann euch eines Tages klarmachen, wie glücklich ich bin, daß ihr weder gefangen noch zu Tode gehetzt oder sonstwie umgekommen seid. Im Moment haben wir Dringlicheres zu tun. Ich glaube, hier in der Nähe versteckt sich ein Überlebender des Stützpunktes. Sobald wir herausgefunden haben, was hinter diesem Kraftfeld liegt …“
    „Kraftfeld?“ fragte Dane erstaunt, und Rianna meinte verächtlich: „Was bin ich für ein Idiot! Das hätte ich doch wissen müssen! Ich habe das Flirren für die Hitze des Dschungels gehalten …“
    Dravash nickte, und Dane merkte, daß das, was er ebenfalls für Hitzeflimmern gehalten hatte, eine schwache, aber wahrnehmbare Störung des Kraftfeldes war … wahrnehmbar, wenn man wußte, auf was man achten mußte und was man sehen wollte.
    Rianna fingerte am Schlüssel, der um ihren Hals hing, doch Dravash schüttelte den Kopf.
    „Erspart Euch die Mühe, Felishtara“, sagte er. „Unsere Schlüssel reichen bis zu den Kraftfeldern der siebten Stufe … da jenes beim Stützpunkt nur die dritte Stufe besaß, ist es niemandem in den Sinn gekommen, daß wir hier stärkere benötigen würden. Dieses hier …“ – er deutete mit der Klauentatze auf die flirrende Dschungelwand – „… hat wahrscheinlich Stufe elf oder zwölf. Wir können es nicht durchbrechen. Vergeßt es. Aber wir können einen Trick versuchen“, fügte er hinzu. „Mit meinem Schlüssel allein würde es mir nicht gelingen. Aber jetzt seid ihr hier. Aratak, leiht mir Euren Schlüssel. Rianna, sagt mir Bescheid, wenn ich

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