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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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besprochen hatte: Eine sonderbare weiße Gestalt. Zum ersten Male schien es, seine normale Gewohnheit, in der Mittagszeit, wenn fast jeder in Rahnalor Schatten und Erholung suchte, die Schenke aufzusuchen, würde Erfolg haben. Seit Wochen lebten er und seine Kameraden nun in Rahnalor und verfolgten vorsichtig die geringsten Anzeichen darauf, was mit dem verschwundenen Team von Sh’fejj des Bundes geschehen sein könnte. Doch bislang hatte es nicht einmal Gerüchte gegeben. Als wenn sich die Erde aufgetan und sie alle verschluckt hätte.
    Doch jetzt war es auch die geringste Spur wert, verfolgt zu werden. Auch ein so geheimnisvolles Geschwätz wie von einem Betrunkenen, der über eine unerklärliche weiße Gestalt faselte. Er blieb stehen und lauschte der Stimme und den anderen, die sie unterbrochen hatten. Dann sah er den Sprecher, einen querköpfigen alten Mann mit weißem Haar über einem faltigen, nußbraunen Gesicht.
    „Wie hast du denn dieses Wunder bemerkt – und warst du auch nüchtern, als du es gehört hast?“
    „Nüchtern, durstig und fleißig bei der Arbeit“, sagte der erste Sprecher. Es war ein hochgewachsener, stämmiger Mann mit arbeitserprobten Muskeln und einem verbissenen Gesichtsausdruck. Er war wie ein Khostlitreiber gekleidet. „Ich habe auf meinem Feld das Unkraut für die nächste Einsaat beseitigt, und dieses … dieses Ding kommt über den Zaun, greift sich ein Kalb und ist wieder verschwunden, noch ehe ich schreien kann. Es war schrecklich. Nichts kann sich so schnell bewegen. Keine Rasha. Kein Granth. Kein Vogel. Und es war weiß! Weiß wie dein Haar, weißer als ein Augapfel!“ Er warf den Kopf zurück, nahm einen langen Schluck aus seiner Schale, wischte sich den Mund ab und starrte sie kämpferisch an.
    Der alte Mann sagte: „Und woher weißt du, daß es ein Sternendämon war?“
    „Was soll es denn sonst gewesen sein. Kannst du mir das sagen?“
    „Weiß ist die Farbe der Reinheit, die Farbe des Reichs der Gesegneten“, meinte der dritte Mann am Tisch. Er war klein und flink, trug eine bestickte Jacke und einen Federschmuck aus grünen und roten Federn. „Es kann kein Sternendämon gewesen sein. Manchmal werden Tiere weiß geboren. Wieso glaubst du, daß es ein Sternendämon war?“
    „Weil es sich so rasch bewegte“, beharrte der andere hartnäckig. „Kein Tier und keine Mißgeburt bewegt sich so rasch. Ich habe Jahre damit zugebracht, die Rashas von meiner Herde fernzuhalten. Ich weiß, wie die sich bewegen. Und wenn es kein Sternendämon war, was war es dann? Es hatte sechs Beine! “
    „Oh, das ist zuviel“, meinte der alte Mann. „Jetzt übertreibst du aber. Du hast etwas gesehen, und weil du nicht zugeben willst, daß du es nicht töten konntest, nennst du es einen Sternendämon.
    Wenn Tiere weiß geboren werden, sind sie ungewöhnlich mutig. Das muß so sein, andernfalls würden sie nicht lange leben, weil sie im Dschungel jeder erkennt. Du hast eine mißgestaltete Rasha gesehen.“
    „Dann zeig mir mal eine Rasha mit sechs Beinen! Oder einen Granth! Ich sage dir, es war keine Rasha. Bewegte sich eher wie ein Granth …“ – Dane erinnerte sich, daß dies das aggressive, hochintelligente wieselähnliche Raubtier war – „… nur schneller, schneller sogar als ein Granth. Und es hatte sechs Beine! “ Er starrte trotzig vor sich hin.
    „Aber wenn es sich so schnell bewegt hat, wie konntest du da die Beine zählen?“ fragte der Alte, doch der dritte sagte ruhig: „Nein, hört mal zu. Das hat mir der Speermeister erzählt. Er sagte, er sei der Spur meilenweit gefolgt, und es waren mehr Abdrücke, als vier Füße machen können, und sie waren alle irgendwie anders. Vielleicht hat er das Wesen gesehen, das der Speermeister verfolgt hat. Aber das war bei der Großen Schlucht. Du sagst, das Ding hatte sechs Beine? Und es war groß genug, um ein Kalb fortzuschleppen? Das einzige Lebewesen mit sechs Beinen, das ich jemals gesehen habe, war ein Käfer von dieser Größe …“ Er zeigte es mit der Hand auf dem Tisch. „Irgendein komischer Riesenkäfer aus der Großen Schlucht vielleicht? Da unten kommt alles mögliche vor.“
    „Es war nicht wie ein Käfer“, sagte der Bauer. „Eher wie ein Granth, nur hatte es einen langen, niedrigen Körper, ungefähr so hoch …“ – er deutete die Höhe über dem Boden an – „… und einen langen Schwanz. Und es bewegte sich schnell und geradeaus. Ihr wißt doch, wie sich ein Granth bewegt. Er kommt auf einmal

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