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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seitlich und schnüffelt mit gesenktem Kopf. Aber dieser griff direkt an, schnappte sich das ganze Kalb und machte sich damit davon, so schnell, wie man es sich kaum denken kann. Ihr wißt doch, wie ein Granth tötet. Kopf nach unten, zerrt und beißt, schlägt dich mit seiner großen Tatze nieder und beißt dann die Kehle durch. Aber dieses hat sich nicht so verhalten, kam direkt wie ein angreifendes Ganjir, bäumte sich auf, schnappte sich das Kalb und schleuderte es noch blökend fort. Ein großes Kalb war das, und das Ding wurde nicht einmal langsamer dabei!“ Er schüttelte den Kopf vor Erstaunen und winkte nach einem weiteren Bier. „Wenn sich das nicht nach einem Dämon anhört, weiß ich nicht, wie ihr es nennen wollt.“
    „Hört sich an, als wärest du zu lange in der Sonne gewesen“, meinte der Alte höhnisch, doch der schlanke Mann mit dem Federschmuck schüttelte den Kopf, daß die Federn auf und ab nickten.
    „Vielleicht auch nicht, Großvater, da draußen in der Großen Schlucht sollen Sternendämonen am hellichten Tag Leute fortgeschleppt haben. Aber das habe ich nie geglaubt, denn ich dachte, Sternendämonen kämen nur des Nachts, oder stimmt das alles nicht mehr in dieser Welt?“
    „Entschuldigung, ihr guten Leute“, sagte Dane und rückte näher an den Tisch heran, wobei er dem Kellner, der zwischen den Tischen herging, zuwinkte, mehr Bier zu bringen. „Ich konnte nicht umhin, euer Gespräch mit anzuhören. Ich bin ein Reisender von weither …“ – bewußt sprach er das Kharam weniger gut als er eigentlich konnte – „… aber auf der Straße hierher habe ich von Leuten gehört, die vollständig verschwunden sind, nachdem sie … eine merkwürdige weiße Gestalt gesehen haben, die sie für einen Dämon hielten. Stimmt es … daß man noch andere gesehen hat?“
    Drei Paar Augen musterten ihn, während der schlanke Mann mit den Federn sagte: „Ihr? Ihr seid doch einer von den Leibwächtern dieser Juwelenhändler aus Raife – der Riese und sein Partner. Nein, in Raife habt Ihr davon nichts gehört, glaube ich. Aber da unten in der Großen Schlucht in der Nähe von Peshilor gab es einen Ausbruch von Sternendämonen, die bei hellichtem Tag Menschen und Vieh fortschleppten. Sie haben nach einer Anka’an-Streife geschickt, und mit Hilfe der Gesegneten Heiligen ist es ihnen gelungen, einige zu töten. Die anderen sind wieder verschwunden. Aber einer muß übriggeblieben sein, der nun die Bauern erschreckt, wie unseren Freund hier, und ihre Kälber fortschleppt. Seit zwei Monden sind sie auf der Jagd nach ihm. Man hat dort schreckliche Geschichten erzählt – wie Menschen verbrannt sind durch das Feuer, das die Dämonen auf sie geschleudert haben, und wie man ganze Dörfer in den Bäuchen von großen Metallkarren fortgebracht hat.“
    „Das hat der Speermeister mir auch erzählt“, sagte der Bauer. „Sagt, ich hätte Glück gehabt, daß es nur ein Kalb und nicht eines meiner Kinder genommen hat.“ Er schüttelte sich. „Hoffentlich spüren sie es auf und bringen es um. Meister Prithvai kann sagen, was er will, aber wir Leute in den Dörfern müssen gegen genug Dinge ankämpfen – Rashas und Granths und wenn das Futter in trockenen Jahren auf den Feldern verbrennt –, als daß wir auch noch von Sternendämonen heimgesucht werden müßten. Wo sind die Priester, damit sie mit den Dämonen fertig werden?“
    „Dämonen, Dämonen, ich will nichts mehr über Dämonen hören“, sagte der Alte mit schriller, zitternder Stimme. „Ich sage dir, das war eine weiße Rasha, eine, die so geboren wurde – und Meister Prithvai redet von Dämonen, um zu rechtfertigen, was die Anka’an-Streife von uns nimmt, damit sie uns bewacht! Warum verschwenden sie nicht ihre Energie darauf, Rashas zu jagen, wie die, die vor zehn Jahren meinen Sohn getötet hat? Damals hat man nicht die Anka’ans geholt, nicht einmal einen einzigen Speermeister! Wenn man eine Rasha tötet, so sagen sie, kommen dafür viele zurück.“
    „Da hat er auch recht“, sagte der dünne Mann. „Es gibt zu viele Rashas, um alle töten zu können. Man kann es doch den Anka’ans nicht vorwerfen, daß es so viele Rashas gibt.“
    „Ha!“ rief der Alte wütend. „Vielleicht können sie nicht alle töten, aber wenn man den ganzen Orden daran setzt, zusammen mit jedem, der schon ein Kind durch eine Rasha verloren hat, könnte man sie soweit ausrotten, daß es wenigstens in der Nähe der Städte sicher ist. Wenn wir es wirklich

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