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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vorbeiziehende Menge gemustert, während sich Aratak mit den örtlichen Händlern stritt. Dann hatte Aratak die restlichen Juwelen zusammengepackt – und eine hübsche Menge des hier gültigen Geldes – und hatte Dane entlassen, wobei er ihm noch ein paar Münzen zuwarf, so daß Dane nun seinen eigentlichen Geschäften nachgehen konnte, nämlich innerhalb des Menschenghettos Gerüchten nachzugehen.
    Dane kam an Schwertschmieden, Webern, Sandalenmachern und Jägern mit allen Arten von Pelzen vorbei – darunter war auch ein seltenes weißes Granthfell, das Dane an den streitbaren Bauern erinnerte, dem man ein Kalb gestohlen hatte –, an Bildhauern und Schnitzern, Musikanten und Geschichtenerzählern, die Menschenmengen um sich versammelten, die unter den Zelteingängen Kühle suchten, an Reisenden mit Gewürzen, Kräutern und Parfüm, Wahrsagern, die Amulette, Fetische, Glücksbringer und Liebestränke verkauften, und Dutzenden von anderen Kaufleuten, deren Waren Dane nicht einmal annähernd erkannte.
    Und über alldem Lärm und der Lebhaftigkeit des Marktes thronte die leuchtendweiße Statue des Heiligen A’assioo mit ausgestreckten Vordergliedmaßen und blinden Marmoraugen. Unter der Kapuze des langen Gewandes, das die restliche Gestalt verhüllte, sah die flache protosaurische Schnauze hervor. Das Gewand verhüllte alles außer den segnenden Vorderfüßen und Händen.
    Die Statue war alt. So alt wie die Stadt. Vor Tausenden von Jahren war eine Nomadenhorde den Fluß herabgestürmt und hatte das friedliche Menschendorf überfallen. Damals war der Heilige A’assioo erschienen und hatte den Kriegern den Frieden gepredigt und ein Gemetzel vermieden. Der Stamm hatte sich im Tal niedergelassen und die riesige Menschenstadt errichtet, die dort nach und nach entstand, als die Karawanenstraßen, die hier die Furt überquerten, Zivilisation und Handel mit sich brachten. Die Ersten Wesen der Stadt auf dem Hügel verehrten ebenfalls den Heiligen A’assioo. Die Mythologie von Belsar IV war voll von solchen protosaurischen Heiligen, Lehrern und Friedensbringern, die aus einem unbekannten Reich gekommen waren, um unter den Menschen zu leben und ihnen Weisheit und Zivilisation zu bringen. Rahnalor war nicht die einzige Stadt, die von einem solchen Heiligen gegründet worden war.
    Dane erinnerte sich an eine der Lerneinheiten:
    Der Einfluß der Protosaurier auf die protosimianische Kultur von Belsar war tiefgehend und durchaus fördernd. Die Legende von dem Heiligen A’assioo, der bei der Invasion von Rahnalor die barbarischen Horden entwaffnete, und von dem Heiligen Ioayaho, der die Bogenschützen des Eroberers Ashraku entwaffnete, waren für die Entwicklung der Zivilisation in diesen Regionen fundamental. Predigten, die diesen und anderen Heiligen zugeschrieben wurden, ihre beispielhafte Lebensführung und ihr schrecklicher Tod stellten den Schlüssel der moralischen und philosophischen Kultur ganz Belsars dar. Wenn auch vieles ihrer früheren Leben offensichtlich mythologisiert wurde, um sie mit der Unterwelt, dem „ Gesegneten Reich “ in Verbindung bringen zu können, sind beide eindeutig historische Gestalten. Es ist erwähnenswert, daß es selbst innerhalb der protosimianischen Kultur auf Belsar niemals einen protosimianischen Heiligen gegeben hat.
    Natürlich hatten Aratak die Philosophen-Heiligen von Belsar besonders interessiert, und er hatte viele der Sprüche von A’assioo und anderen Heiligen auswendig gelernt, besonders von dem Heiligen Ziyamoay des fernen Raife. Diese Zitate hatten – zumindest in der Öffentlichkeit – die Aussprüche des Göttlichen Eies ersetzt. „Alle Weisheit ist eins“, hatte Aratak angemerkt, als Dravash ihn damit aufzog. „Und das wird durch die Tatsache bewiesen, daß nicht allein das Göttliche Ei, sondern auch der Heilige Ziyamoay und der Heilige Ioayaho das gleiche gesagt haben.“
    Wie jedesmal blieb Dane trotz der brennenden Hitze stehen, um zu der eindrucksvollen Marmorstatue hinaufzusehen.
    Inmitten der Hitze, des Lärms und der Grelle lag in der ruhigen, gutmütigen Gestalt etwas Tröstendes, Starkes und Beruhigendes. Selbst wenn er nicht gewußt hätte, daß sich um die Statue des Heiligen A’assioo handelte, hätte er den Dargestellten für irgendeinen Heiligen gehalten. Wenn man sich die Saurierschnauze nicht allzu genau ansah, erinnerte ihn die Statue an eine hypermodernistische Darstellung des Heiligen Franziskus, die er einmal in San Francisco gesehen hatte: Ein

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